„Als ich wie tot dalag, erschien mir Jesus“

Eine junge Israelin erlebt ein doppeltes Wunder

Jeden Sommer veranstaltet der Philippus Dienst, Freilassing, ein Jugendaustauschprogramm zwischen israelischen und deutschen Jugendlichen. Yad b‘Yad, zu Deutsch „Hand in Hand“, gehen sie durch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Ende Juli fand die diesjährige Abschlussveranstaltung in Weimar statt.

Susanne Wustl vom Philippus-Dienst war immer noch tief bewegt, als sie Charisma von diesem ersten Yad b‘Yad in den neuen Bundesländern berichtete. Die Zeugnisse der jungen Teilnehmer/innen haben sie zu Tränen gerührt. Besonders beeindruckend, wie Sophie aus einer deutschen „Täter-Familie“ und Dasha aus einer israelischen Opfer-Familie Barrieren überwanden und förmlich ein Herz und eine Seele wurden.

Sophie erzählt: „Ich konnte schon vor Yad b‘Yad schlecht mit der Biographie meines Urgroßvaters umgehen [der seinen Reichtum u.a. durch den Einbau von Aufzügen im Konzentrationslager erworben hatte, Anm. d. Red.] . Ich wußte nicht, wie ich mich meiner israelischen Partnerin Dasha gegenüber verhalten sollte. Dann stürzte sie 14 Meter tief im Klettergarten vom Baum. Wir Jugendlichen – Israelis und Deutsche – beteten um ihr Leben und das hat uns zusammengeschweißt. Auf einmal war der Heilige Geist so spürbar nah.

Als wir zusammen durch Auschwitz gingen, war es unheimlich schwer für mich. Dasha hielt immer meine Hand und beim gemeinsamen Abendmahl in Birkenau begann bei mir der Prozeß der Vergebung zu wirken. Auf einmal wurde mir Johannes 8,36 wichtig: Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein. Es ist nun die ganze Schuld unserer Familie ans Licht gekommen und wir sind als gesamte Familie heil geworden.“

Dasha berichtet: „Die Vorbereitungen in Israel auf unseren Besuch in Deutschland waren so hart für mich. Wir sahen in Yad Vashem all die Filme der Vernichtung und ich fragte mich: Wie kann ich den Deutschen jemals vergeben? Dann fiel ich im Klettergarten vom Baum – und als ich wie tot dalag, erschien mir Jesus und sagte zu mir: Ich tue Wunder an dir, weil du mir dein Leben anvertraut hast. Genauso wie ich jetzt hier bei dir bin, war ich mit deiner Familie in Auschwitz.“
Dieses Erlebnis gab Dasha die Kraft dazu, den Deutschen zu vergeben und gemeinsam mit ihrer Partnerin Sophie durch die Konzentrationslager zu gehen.

Sophies Vater, ein sehr nüchterner Mann, brach während der Abschlussveranstaltung des Jugendaustauschprogramms in Tränen aus und bekannte, wie sehr er sich schämte, in dem großen Haus zu wohnen, dass sein Großvater durch den Einbau von Aufzügen im Konzentrationslager erwerben konnte. Dass er nun junge Israelis in seinem Haus aufnehmen durfte, war für ihn ein Akt der Versöhnung.