Christen im Cyberspace

„Wenn wir als Kirche nicht im Netz kommunizieren, verlieren wir eine ganze Generation“, führte Dr. Heinrich Christian Rust den mehr als 100 Teilnehmern der Medienkonferenz „FoKomm“ (https://www.facebook.com/video.php?v=1098345123524330) vor Augen. Auch ihm selbst sei das erst klar geworden, als zwei junge Kommunikationsdesigner ihn darauf aufmerksam machten: „Es ist so, als wenn wir das Land nicht betreten, das Gott uns durch das Internet eröffnet. Das hatten sie uns Gestrigen mit Tränen in den Augen gesagt, mit Tränen der Liebe Gottes.“ In seinem Eröffnungsreferat beim Forum für Kommunikation des BFP (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) und Media-Vision setzte sich der Pastor der Braunschweiger Friedenskirche mit den Möglichkeiten und Grenzen des spirituellen Dialoges im World Wide Web auseinander.

„Ich bin ja noch im letzten Jahrtausend geboren“, schmunzelt Dr. Rust, „und gehöre zu der Generation, die sich oft wie digitale Immigranten fühlen und technischen Neuerungen ständig nachhumpeln“. Ganz anders sei das bei den „digitalen Natives“, der sogenannten „Generation 2.0“: „Sie brennen für die interaktive Präsenz von Christen und Gemeinde Jesu in den medialen Plattformen wie Facebook, Twitter und Co.“

Auf ihn wirkten zwar die neuen sozialen Netzwerke zuweilen auch bedrohlich aber: „Diesen unendlichen Raum, den wir Cyberspace nennen, hat uns der Geist Gottes aufgeschlossen. Er macht uns auf die Möglichkeiten aufmerksam: `Ihr könnt in eurer Generation die ganze Welt erreichen. Ihr könnt allen, die sich darin aufhalten, schnell und unkompliziert mitteilen: Das Reich Gottes ist da! Jesus lebt!`“

Die zeitgemäße Vermittlung des ewigen Evangeliums von Jesus Christus bliebe für jede Generation eine neue Aufgabe, betonte der Geistliche. Es gehe aber nicht nur um die Übersetzung in die Kultur unserer Zeit. Vielmehr müsse es in der Kommunikation des Evangeliums auch um die Erweisung von Geist und Kraft gehen. „Wie kommen beispielsweise die Gaben der Kraftwirkungen, des Glaubens, der Heilungen in der neuen medialen Landschaft vor? Wie können wir erkennen, wann Gottes Geist Menschen berührt? Wie können wir das Abendmahl oder die Taufe und Geistestaufe im Internet erfahren?“

Dass reale Wirkungen des Geistes Gottes möglich seien, stehe für ihn außer Frage. „Denken wir an TV-Gottesdienst-Übertragungen, die Menschen durch Gebet oder Lobpreis in die Gegenwart Gottes mit hineinnehmen oder dass sich durch die Übertragung von Predigten Menschen in die Nachfolge Jesu rufen lassen.“ Doch Grenzen sind eindeutig da: „Wir können Niemandem die Hände auflegen und ihn in dieser Form segnen. Wir können nicht virtuell taufen. Wir werden uns nicht umarmen, in die Augen schauen und nicht beerdigen können, wenn wir in der Community im Netz sind.“

Der Leib Christi sei nicht virtuell, führte der Theologe weiter aus. „Der Geist Jesu Christi kann aber die elektronische Welt durchdringen. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass das Zeugnis von Christus auf alle mögliche Weise in einer multimedialen Welt kommuniziert werden soll.“ Der digitale Wirkungskreis sei ein Raum der Verkündigung, der Mission, er trage gegenwärtig jedoch nur konturenhaft die Züge einer gesunden, gemeindlich verwurzelten, christlichen Spiritualität. Dennoch, der Pastor will nicht ausschließen, „dass Gott in seiner Barmherzigkeit und Kraft die dünnen und wie im Treibhaus hochgezüchteten Pflänzchen der interaktiven Communities zu einem tragfähigen Bestandteil des Leibes Christi heranreifen lässt.“

Text und Foto: Carola Bonin

 

P.S.: „Was kommt an?“ Um diese Frage drehten sich Vorträge, Workshops und Projekte während der diesjährigen Medienkonferenz von BFP (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) und Media Vision im Seepark in Kirchheim. Im Vordergrund stand die Frage, welche Wege der Kommunikation Christen in Zukunft einschlagen sollten, um das Evangelium attraktiv und zeitgemäß zu vermitteln. Mehr dazu auf: www.geistbewegt.de