Erstaunliche Anstrengung, erstaunliche Wirkung

Mit einem Beitrag des geschätzten Bibellehrers, Jüngerschaftstrainers und Autors Günter Krallmann (Begründer der JMEM-Lehrzeitschrift DER AUFTRAG) beenden wir unsere regelmäßige TEXT-DER-WOCHE-Serie. Wenn Sie nach dem Christfest, zu dem wir Ihnen Gottes Gegenwart und frohe Stunden im Kreis Ihrer Lieben wünschen, Zeit haben, um das alte Jahr zu reflektieren und sich auf NEUES auszurichten, so ist es unser Wunsch, dass dieser Text Ihnen Hilfestellung sein kann.

Im nächsten Jahr erwarten Sie t ä g l i c h inspirierende und glaubensstärkende Tagesandachten auf unserer Website.

 

ERSTAUNLICHE ANSTRENGUNG, ERSTAUNLICHE WIRKUNG

Der anglikanische Pfarrer Samuel Wesley und seine Frau Susannah hatten 19 Kinder. Ihr fünfzehntes, John, kam 1703 in Epworth zur Welt, studierte in Oxford und wurde dort 1726 Tutor am Lincoln College. Er schloss sich dem von seinem Bruder Charles gegründeten „Heiligen Klub“ an, einer Gruppe hingegebener junger Männer, die auf Grund der systematischen Praxis ihres Christenlebens auch abfällig „Methodisten“ genannt wurden.

1736 machten sich die beiden Brüder auf den Weg in die amerikanische Kolonie Georgia. Im Rückblick auf die beiden Jahre seiner recht unfruchtbaren Missionsarbeit dort kommentierte John: „Ich ging nach Amerika, um die Indianer zu bekehren; aber ach! Wer soll mich bekehren?“

Einige Monate nach seiner Rückkehr wurde Wesley sich während eines Herrnhuter Gottesdienstes in London seines Glaubens gewiss. Dieses lebensverändernde Ereignis setzte einen engagierten Dienst in Gang, der über 50 Jahre dauerte und aus dem einer der einflussreichsten und fruchtbarsten Beiträge zur Ausbreitung des Reiches Gottes in der christlichen Geschichte hervorging.

Die mehr als 2.000 Seiten der vierbändigen Ausgabe von John Wesleys „Tagebuch“ durchzulesen ist vermutlich nicht jedermanns Geschmack, doch kann dies mit Sicherheit eine wunderbar bereichernde Erfahrung sein.

Folgt man der Spur des langen und ereignisreichen Lebens des Erweckungspredigers, lenken zwei Gruppen von Fakten immer wieder Aufmerksamkeit auf sich: einerseits die erstaunlichen Anstrengungen, die er im Dienst unternahm, und andererseits dessen erstaunliche Auswirkungen, die er erlebte.

Wesley begegnete gewaltigen Herausforderungen und Hindernissen.

Er legte nicht weniger als 400.000 Kilometer zurück zu Fuß, mit Schiff und Kutsche, und am häufigsten zu Pferd. Abgesehen von wiederkehrenden Problemen mit seinen Pferden, schwierigen Straßenverhältnissen und Banditenüberfällen war er auch jedem Wetter ausgesetzt. Bei Sturm, Regen, Hitze, Hagel und Schnee reiste er jahrzehntelang unermüdlich durch ganz England und besuchte wiederholt auch Schottland, Wales und Irland; primitive Unterkünfte waren ihm ebenso wenig fremd wie großzügige Gastfreundschaft. Er hielt über 40.000 Predigten, sprach in Kirchen, Kapellen und Versammlungshäusern, Friedhöfen und Dorfplätzen. Seine Botschaften hörte man am Strand und auf dem Feld, dem Ratshausplatz und dem Markt; seine Stimme erschallte in Schule und Krankenhaus, Schloss und Scheune, von Balkonen und sogar vom Grabstein seines Vaters. Unter seinen Zuhörern fanden sich Anglikaner, Katholiken und Protestanten, Arminier und Calvinisten, Presbyterianer, Nonkonformisten, Herrnhuter und Quäker. Seine Predigten wandten sich an Junge und Alte, Reiche und Arme, Bergarbeiter und Seeleute, Soldaten und Häftlinge.

Er besuchte und unterwies die aus dem Boden schießenden Methodisten-Gemeinschaften, wobei er auch hier und da rivalisierende Gruppen oder Einzelpersonen miteinander versöhnen musste. Immer wieder wurde er um Rat gebeten. Für die Laienprediger, mit denen er in Kontakt war, verfasste er Schriften und organisierte regelmäßige Konferenzen.

Er erduldete Schwäche und Krankheit. Besonders in den frühen Jahren seiner Reisetätigkeit traf er auf Widerstand; nicht selten war seine erste Predigt an einem Ort gleichzeitig auch seine letzte. Er wurde verspottet, mit Gegenständen beworfen, verprügelt und verhaftet. Mehr als einmal stellte er sich mutig der drohenden Menge entgegen.

Doch Wesley erlebte auch großartigen Segen und Fortschritt.

Gott nahm ihn unter Seinen höchsten Schutz. Er beschenkte den Erweckungsprediger zudem mit solch ausgezeichneter Gesundheit, dass er mit 81 Jahren bezeugen konnte, noch so kräftig zu sein wie mit 21! Sein Bruder Charles war ihm eine lebenswichtige Unterstützung ebenso wie seine treuen Freunde und eine wachsende Zahl fähiger Mitarbeiter.

Als John 1791 starb, hatte er 200 literarische Werke verfasst, übersetzt oder bearbeitet. 300 Wanderprediger waren allein in England tätig, die Methodisten-Gemeinschaften zählten 79.000 Mitglieder. Noch wichtiger aber ist, dass nicht weniger als 25% der britischen Bevölkerung zum Glauben gekommen waren. Scharen von Menschen hatten neues Leben in Christus gefunden; ganze Gemeinden, Dörfer und Städte waren verändert. Tatsächlich hat man festgestellt, dass England vor einer politischen Revolution, wie Frankreich sie 1789 erlebte, verschont blieb auf Grund der geistlichen Revolution, die von der Erweckungsbewegung unter Wesley ausging.

Warum wurde John Wesley von Gott so mächtig gebraucht?

Warum zog er immer wieder Tausende von Zuhörern an, einmal in Gwennap sogar über 32.000? Warum war sein Predigen von solch ungewöhnlichen Erscheinungen unter den Zuhörern begleitet, von Tränen und Geschrei, Stöhnen und Zittern, dass Menschen wie vom Blitz getroffen zusammenbrachen oder wie tot umfielen?

Die Antwort muss man jenseits seiner Begabung als Redner, Stratege und Organisator suchen. Auch genügt es nicht, ihn als Mann des Gebets, als Verfechter von Heiligkeit und Heiligung oder als mutigen Prediger über „unpopuläre“ Themen wie Tod, Sünde, Gottes Zorn, Gericht und Hölle einzuordnen.

Den tieferen Grund für die erstaunliche Wirkung seines Einsatzes findet man in einem Tagebucheintrag über ein Liebesmahl in Fetter Lane am 1. Januar 1739 mit den beiden Wesley-Brüdern, Whitefield und 60 anderen Teilnehmern:

Gegen drei Uhr morgens, als wir im inständigen Gebet fortfuhren, kam die Kraft Gottes mächtig auf uns herab, so sehr, dass viele in überschwänglicher Freude laut riefen und viele zu Boden fielen. Sobald wir uns ein wenig von der Ehrfurcht und dem Staunen über die Gegenwart Seiner Majestät erholt hatten, brach es einstimmig aus uns hervor: Wir loben Dich, oh Gott, wir erkennen Dich als Herrn an.“

Wahrscheinlich war es diese Bevollmächtigung von oben, dies methodistische Pfingsten, das in Wesley auch den festen Glauben an das unschätzbare Potential heiliger Erweckungsboten entstehen ließ:

Gib mir 100 Prediger, die nichts sonst fürchten als Sünde und nichts sonst begehren als Gott, seien sie Geistliche oder Laien, das ist mir völlig gleich, allein solche werden die Pforten der Hölle erschüttern und das Himmelreich aufrichten auf Erden.”

Zur weiteren Betrachtung

Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit auch Ihr Leben von Gott gebraucht werden könnte, die Pforten der Hölle zu erschüttern und das Himmelreich auf Erden zu begründen?

Diesen Beitrag hat Günter Krallmann seinem neuesten Buch entnommen, das Charisma-Autor Swen Schönheit hier vorstellt.