Hörendes Gebet – Prophetisches Reden

(Titelbild: Gemälde: Rita Katharina Lorenz, Acryl auf Leinwand 2022)

„Redet Gott heute noch?“, fragt Bischof David Pytches. „Aber gewiss doch“, hätte Bischof Bill Burnett, geantwortet. Nachdem Gott Bill Burnett persönlich angesprochen hatte, kam er zum lebendigen Glauben und erlebte von nun an eine besonders gesegnete Phase seines Dienstes.

Überrascht von Gottes Stimme,“ wurde Jack Deere, Professor für Alttestamentliche Theologie in den USA, als er das Reden des lebendigen Gottes nicht nur durch die Bibel erlebte. Gottes akustisch hörbare Stimme bewahrte den Deutschen Hans Gnann vor einem schweren Verkehrsunfall in Kenia. Gott redet auf vielfältige Weise (Hebr 1,1).

Weil Hören sich lohnt

Demos Shakarians Vorfahren emigrierten rechtzeitig aus Armenien, weil sie der Prophetie ihres Freundes Efim vertrauten. Diesen hatte Gott über Jahrzehnte hinweg vor dem Massaker der muslimischen Türken an den christlichen Armeniern gewarnt.

John Sandford sah in einem inneren Bild eine Katastrophe, die seine Gemeinde in Seattle bedrohte. Die drohende Spaltung blieb aus, weil Pastor Bruce den prophetischen Rat von John Sandford befolgte.

Eine Kellnerin in Deutschland wurde von ihren quälenden Rückenschmerzen befreit, als Dennis Walkers Assistentin sie genauso berührte, wie Gott es ihrem Chef gezeigt hatte. Aufgrund dieses Erlebnisses nahm die Geheilte Jesus Christus als Herrn über ihr Leben an.

Gott redet zu allen Zeiten

Heilung, die richtige Entscheidung treffen, Bewahrung in Gefahren, Lebensrettung und Bekehrung durch Gottes persönliches Reden – eine pfingstlich-charismatische Mode? Mitnichten! Gertrud von Helfta, Zisterzienserin im 13. Jahrhundert, berichtet von ihrer Vision des erhöhten Christus, von wörtlichen göttlichen Eingebungen, von seinen Kraftwirkungen und von ihrem inneren Dialog mit ihm. Vieles von dem, was Gertrud erlebte, erinnert an den Austausch alttestamentlicher Propheten mit Gott.

Gottes Stimme zu hören ist biblisch

In Johannes 5,19 bekennt Jesus, dass ER nur das tun kann, was ER den Vater tun sieht. Abgesehen von seiner Gottverlassenheit am Kreuz lebte Jesus seit seiner Taufe beständig online mit dem Vater. In seiner stillen Zeit bei Tagesanbruch suchte Jesus diese Verbindung mit IHM.

Dazu sind auch wir eingeladen und wurden befähigt: „Gott, der HERR, hat meine Zunge in seinen Dienst genommen, er zeigt mir immer neu, was ich sagen soll, um die Müden zu ermutigen. Jeden Morgen lässt er mich aufwachen mit dem Verlangen, ihn zu hören. Begierig horche ich auf das, was er mir zu sagen hat. Er hat mir das Ohr geöffnet und mich bereit gemacht, auf ihn zu hören.“ (Jes 50,4f, GN).

Gottes Stimme laut werden lassen

Die Gelassenheit in Gottes Gegenwart schenkt u.a. „die prophetische Sehergabe“, schreibt Niketas Stethatos aus Konstantinopel im 11. Jahrhundert. (1) In der Ruhe vor Gott empfangen wir seine Offenbarungen, auch in der Fürbitte für andere. Was wir ihnen dann sagen dürfen, nennt die Bibel „prophetisch reden“.

Das lässt sich im geschützten Rahmen von Gebetskreisen lernen und üben. Der höchst bedauerliche Missbrauch des Prophetischen durch falsche Propheten ist kein gültiges Argument gegen den guten Gebrauch dieser Gnadengabe. Ein Geschenk muss in Empfang genommen und ausgepackt werden. Die Gabe des prophetischen Redens ist ein Gnadengeschenk Gottes. ER sucht Leute, die sich ihm zur Verfügung stellen (z.B. Jes 6,8). Wir aber sollen uns um diese Gabe vor allen anderen bemühen, denn sie ermutigt, tröstet und baut auf (1 Kor 14,1.3).

In Liebe sollen wir mit dem prophetischen Wort einander dienen – wie mit allen weiteren Geistesgaben auch (1 Petr 4,10), damit die Frucht des Geistes in uns heranwachsen kann (Gal 5,22f).


  • David Pytches (Jg. 1931) war Bischof der anglikanischen Kirche in Chile, Bolivien und Peru und schrieb das Büchlein „Redet Gott heute noch?“, Erzhausen 1995, 108 S. (vergriffen).
  • Bill Burnett (1917–1994) war anglikanischer Erzbischof von Kapstadt
  • (1) Klaus Dahme [Hrsg.], Byzantinische Mystik, Bd. 2, Salzburg 1995, S. 53
Zum Autor
Der Autor Dr. Eckehart Lorenz hält seit Jahren Seminare über das wahrnehmende Gebet. Sein Hauptanliegen: Christen auf ihre göttliche Bestimmung zu fokussieren. Jahrzehnte pastoraler Erfahrung und die didaktische Kompetenz eines ehemaligen Universitätsdozenten erweisen sich dabei als nützlich.
Kontakt: eckehartlorenz@gmail.com; Tel. 0179 1351463