Jüngerschaftsschule ist Berufsausbildung

Kindergeld kann weiter empfangen werden

Stuttgart. Das Finanzgericht Baden-Württemberg hat entschieden, dass der Besuch einer sogenannten Jüngerschaftsschule eine Berufsausbildung darstellt und daher ein Anspruch auf Kindergeld besteht.

Das Kind des Klägers besuchte für ca. sechs Monate die „Jüngerschaftsschule“ des Missionswerks „Jugend mit einer Mission“ in Südafrika. Die „Jüngerschaftsschulen“ sind ein von „Jugend mit einer Mission“ angebotener Studienkurs mit einer fünf- bis sechsmonatigen Dauer, der an der – ebenfalls von „Jugend mit einer Mission“ bzw. „Youth with a mission“ betriebenen – „University of the Nations“ registriert ist. Die Teilnahme gibt dem Schüler die Gelegenheit zu durchdenken, ob sein „Leben wirklich Gott ganz zur Verfügung steht“. Nach Ansicht der Familienkasse ist keine Berufsausbildung gegeben, weil die Vermittlung nur allgemein nützlicher Fähigkeiten, allgemeiner Lebenserfahrung oder die Herausbildung sozialer Eigenschaften im Vordergrund stehe. Die Inhalte dienten der Selbstfindung. Die Familienkasse hob daher die Festsetzung des Kindesgeldes ab dem Zeitpunkt des Besuchs der „Jüngerschaftsschule“ auf.

Das FG Stuttgart wertete den Besuch der „Jüngerschaftsschule“ als Berufsausbildung und gab der Klage statt.

Nach Auffassung des Finanzgerichts erfolgt die Ausbildung anhand eines festgelegten Studienplans durch eine strukturierte Wissensvermittlung mit einem festen Zeitplan und einem Zeitaufwand für die Teilnehmer, der die Arbeitskraft und -zeit weitgehend in Anspruch nimmt. Zwar beschäftige sich die Ausbildung auch mit theologisch-sozialen Inhalten und diene daher auch dem Erwerb nicht unmittelbar beruflich zu nutzender Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Schwelle zur Berufsausbildung werde aber überschritten, weil sie einen gewissen zeitlichen Mindestaufwand und eine ausreichende theoretische Systematisierung erfährt.

Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig.

 


Gericht/Institution: Finanzgericht Baden-Württemberg

Erscheinungsdatum: 01.03.2012

Entscheidungsdatum: 11.10.2011

Aktenzeichen: 11 K 1908/10

 

(Übermittelt von unserem Leser Rechtsanwalt Dr. Ingo Friedrich, Babenhausen

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