„Mutter Teresa von Dresden“ verstorben

Sabine Ball, vom ARD als „Engel des Alltags“ bezeichnet, ist diese Woche unerwartet von den Betonbauten Dresden-Neustadts in die himmlische Herrlichkeit „versetzt“ worden. In ihrer Todesanzeige heißt es: „Wir sind dankbar, dass Sabine jetzt das sehen kann, an das sie voller Hingabe geglaubt hat.“

Geboren wurde Sabine am 9. September 1925 in Königsberg, „heimgegangen“ ist sie am 7. Juli 2009 in Dresden. Der offizielle „Abschied“ soll am Dienstag, den 14. Juli um 11 Uhr in der Kreuzkirche Dresden stattfinden.

Ich lernte Sabine Ball im Frühjahr 1972 kennen. Meine Freunde Reinhold Siegert (heute Pastor i.R.) und Bruce Behnken (heute Missionar auf den Philippinen) und ich bereisten zu jener Zeit die USA, um „erweckte Menschen und Gruppen“ sowie Orte der Erweckung und Erneuerung aufzusuchen. In Kalifornien sagten uns Leute: „Hier gibt es eine Deutsche, die als Mutter der Hippies bekannt ist. Sie leitet eine Kommune in Mendocina nahe der Küste.“

Bis vor kurzem war man auf The Land noch nackt herumgesprungen. Doch inzwischen hatte sich Sabine und ein Teil der Kommune Jesus Christus zugewandt und The Land in The LORDs Land umbenannt. Einerseits war das ein großes Zeugnis in der ganzen Gegend, andererseits blieben Spannungen unter den Bewohnern der Kommune nicht aus.

Ich erinnere mich, wie wichtig Sabine das Wort Gottes war und wie sie Bibelstunden miteinander hielten. Wie erfreut war sie, nun auch Jesus-People aus ihrem Heimatland kennenzulernen. Später besuchte sie uns dann im Jesus-Haus Düsseldorf, zumal sie Verwandte in Düsseldorf hatte.

Wer hätte damals gedacht, dass sie einmal ganz nach Deutschland zurückkehrt und in der Stadt ihrer traumatischen Jugenderinnerungen 1993 den sozialdiakonischen Verein „stoffwechsel“ gründet und dort zur „Mutter Teresa von Dresden“ (Dr. Herbert Wagner, früherer OB v. Dresden) wird. „Kriegsflüchtling, Millionärsgattin, Hippie-Farmfrau, Straßenkinder-Oma – der rote Faden ihres abenteuerlichen Lebens ist: Gottes Liebe in einer Seele von Mensch (Andreas Malessa, SWR Fernsehen).

Das zeigt sich auch in einem persönlichem Erlebnis, das ich nie vergessen habe, so unbedeutend es auch sein mag: Ich kam nach Dresden und wollte natürlich auch Sabine und ihre Arbeit besuchen. Doch sie war schon wieder im Begriff, zum nächsten Termin zu reisen. Als sie hörte, dass meine Quartierfrage noch nicht geklärt war, meinte sie, wenn sie jetzt weg ist, könnte ich doch in ihrem Bett schlafen.

Was vielen von uns nicht gelungen ist, das ist ihr geschenkt worden: Außerhalb der „vier Wände“ unseres Gemeindelebens effektiv in die Gesellschaft hineinzuwirken. Mit Resonanz bis in die höchsten Kreise: „Von Sabine Ball lernen wir mit Dankbarkeit, dass Hoffnungslosigkeit keinen Platz im Leben der Kinder und Jugendlichen haben darf“ (Alt-Bundespräsident Richard von Weizäcker).
Gerhard Bially

Im Andenken an Sabine Ball empfehlen wir:

Charisma 108: „Frauen im geistlichen Dienst“ mit einem Artikel über Sabine Ball und dem Zeugnis eines messianischen Juden, der Sabine noch aus jener Umbruchszeit Anfang der 70er Jahre kennt. Zu beziehen hier.

Steffen Kern: „Mehr als Millionen“ (die Erfolgsbiografie von Sabine Ball) und Roland Werner: „Mehr wert als Millionen“ (die Fortsetzung und der Dienst von Sabine Ball), beides erschienen im Brunnen Verlag. Zu beziehen hier.

Der Band „Sabine Ball. Begegnungen und Erinnerungen“ (mit Martin Schmiedel) wird posthum im September erscheinen.
Sabine Ball(zu11.07.2009)