Papst fordert Brasiliens Bischöfe zum Gespräch mit Pfingstlern, Charismatikern und Evangelikalen auf

Anlässlich des sogenannten ad-Limina-Besuches der brasilianischen römisch-katholischen Bischöfe im September dieses Jahres in Rom, forderte Benedikt XVI. während einer Audienz die Bischöfe und Priester auf, in einen „ökumenischen Dialog der Wahrheit“ auch mit den immer zahlreicher werdenden unabhängigen evangelikalen und pentekostalen Gemeinschaften in Brasilien einzutreten.

Nach Angaben der Agentur Kathpress rief der Papst die Bischöfe ebenso zu verstärkten Anstrengungen für eine Festigung und Neuverkündigung des Glaubens innerhalb der römisch-katholischen Kirche auf. In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich viele Katholiken in Brasilien vom kirchlichen Leben abgewandt. Die Gläubigen seien mitunter nur oberflächlich evangelisiert worden.

Brasilien galt lange als Hochburg des Katholizismus, als das größte katholische Land der Welt. Bis in die 1950er Jahre bekannten sich laut offiziellen Volkszählungen rund 90 Prozent der Brasilianer zum katholischen Glauben. Im Jahre 2000 fühlten sich nur noch 70 Prozent der Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche zugehörig. Die charismatischen Bewegungen und die klassische Pfingstbewegung sind von den katholischen Bischöfen erst wirklich wahrgenommen worden, als sie in der katholischen Kirche selbst unter dem Namen „Katholische Charismatische Erneuerung“ (KCE) auftauchten. Die wachsende Resonanz evangelikaler und pfingstlerischer Kirchen und Gemeinden gerade auch in den armen Bevölkerungsschichten stellt heute eine nie da gewesene Herausforderung für die römisch-katholischen Kirche dar.

Der Steyler Missionar Pater Hugo Scheer wies bereits 2009 im Gespräch mit Radio Vatikan darauf hin, dass es für die katholische Kirche in Brasilien sehr wichtig sei, sich nicht gegen die Pfingstkirchen und andere derartige Gruppierungen abzugrenzen. „Wir müssen versuchen, mit ihnen einen Dialog aufzunehmen, aber das ist äußerst schwierig. Die katholische Kirche in Brasilien hat zum Beispiel einige Schriften gemeinsam mit Pfingstgemeinden herausgebracht. Dabei handelt es sich aber um Pfingstgemeinden im traditionellen Sinne, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Europa gegründet wurden und dann nach Lateinamerika kamen. Die neuen Pfingstgemeinden haben sich alle in Lateinamerika gegründet. Mit ihnen ist es sehr schwer, in einen Dialog zu treten,“ so Pater Scheer.

Auch könne die katholische Kirche durchaus von der Pfingstbewegung lernen, meinte der deutschstämmige Steyler-Missionar: „Lernen können wir von diesen Pfingstgemeinden vor allem, wie man die Medien zur Mission und zur Seelsorge nutzen kann. Im Fernsehen und Internet müssen wir als katholische Kirche deutlich präsenter werden. Und zum anderen können wir einen gewissen missionarischen Eifer von ihnen lernen.“

Quelle: APD

(Die brasilianische Pfingstbewegung feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Mehr zur Geschichte und Entwicklung der lateinamerikanischen Pfingstbewegung in: Charisma 150, S. 22f.)

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