Pfingstkirche ordiniert 63 afrikanische Pastoren

115. BFP-Bundeskonferenz mit mehr als 1100 Pastoren, Delegierten und Gästen

 

Als einen „historischer Moment“ empfanden die aus ganz Deutschland teilweise mit Ehefrauen und Mitarbeitern angereisten Pastoren des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden die Ordination von Pastoren afrikanischen Hintergrundes am Eröffnungsabend ihrer jährlichen Konferenz. Erstmalig traf man sich vom 27. bis 30. September 2010 in dem weltbekannten Ferienort Willingen. Hier hatte bereits 1952 Dr. h.c. David du Plessis vor 210 Delegierten des internationalen ökumenischen Missionstreffens „die Botschaft von Pfingsten“ bezeugt und den unvergessenen „Titel“ Mr. Pentecost erhalten. (Dieses vom „Internationalen Missionsrat“ einberufene Treffen war übrigens die einzige Weltmissionskonferenz, die je auf deutschem Boden stattgefunden hat.)

Da etwa ein Drittel der 759 BFP-Gemeinden sogenannte Internationale Gemeinden sind (mit z. B. afrikanischer, italienischer, koreanischer, lateinamerikanischer oder russisch-deutscher Prägung), soll die „deutsche Ordination“ ihren sich oft als Reverse-Missionaries verstehenden Geistlichen helfen, die gleiche Anerkennung zu genießen wie die anderen Pastoren dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts. „Wir ordinieren euch heute als Pastoren unseres Bundes. Wir sehen euch als Kollegen und Partner, die auf gleicher Augenhöhe gemeinsam mit uns Reich Gottes bauen. Gleichzeitig beugen wir uns wegen all unseres Hochmuts und der Arroganz, gemeint zu haben, es ohne euch tun zu können“, so Hartmut Knorr, Bundessekretär des BFP. Pastor Knorr erinnerte an das „gute Bekenntnis“ des Timotheus‘ und verknüpfte damit die Bedeutung ihres Ordinationsversprechens. „Ja, wir geloben es!“, kam unisono die kraftvoll und begeistert klingende Antwort. „Ihr singt anders, ihr esst anders und ihr sammelt die Kollekte anders“, meinte Knorr weiter. „Aber wir brauchen euch und ihr braucht uns!“

Seit einiger Zeit ist der BFP verstärkt bemüht, Ausbildungsbildungsmöglichkeiten mit anschließender Ordination für die Leiter von Gemeinden aus anderem kulturellen und sprachlichen Hintergrund zu schaffen. Diese sind oft schon als Hirten – oder um das lateinische Lehnwort zu bemühen: Pastoren – von ihren jeweiligen Gemeinden anerkannt. Manchmal sind sie auch von einer Pfingstbewegung ihres Heimatlandes für den geistlichen Dienst eingesetzt und eingesegnet (lat. ordiniert) worden. Doch bleibt die Frage, inwieweit das in Deutschland von anderen Kirchen und von staatlicher Seite anerkannt wird. So bietet der BFP – in Zukunft sogar noch mehr als bisher – weiterführende und auf die BFP-Ordination vorbereitende Kurse für Anwärter/innen aus russischem, lateinamerikanischem und afrikanischem Hintergrund an.
Die 115. BFP-Bundeskonferenz mit mehr als 1100 angemeldeten Teilnehmern stand unter dem Motto „Zukunft wagen – Auftrag und Werte leben“. 83 neue persönliche Mitglieder und Pastoren sowie neun Gemeinden wurden im Rahmen der diesjährigen Tagung in den Bund aufgenommen. Dem morgendlichen geistlichen Impuls folgten Referate von Joel Holm (Chicago/USA) und Roman Siewert. Holm ist Berater für Gemeinden und Gemeindebewegungen in Amerika, arabischen Ländern, China und Indien; Siewert Präses des BFP, der – wie er sagt – seine ganze Sozialisation Jesus Christus, der Gemeinde Jesu und speziell der Pfingstbewegung verdankt. An den Nachmittagen blieb Zeit für die Interna des Bundes beziehungsweise für persönliche Begegnungen.

An zwei Abenden sprach der humorvolle, aber dabei keineswegs oberflächliche Franzose François Forschle. Forschle, langjähriger Evangelist der französischen Pfingstbewegung und Pastor einer 2.000 Mitglieder zählenden Pfingstgemeinde in Paris, gab zu, dass man es im geistlichen Dienst manchmal „satt hat“ – nichts mehr hören und sehen möchte. In seelsorgerlicher Weise wies er dann auf sechs Folgeerscheinungen von Enttäuschungen hin, die er beobachtet hat:

Eine enttäuschte Person …
… verfällt in Angst (aus dieser Angst heraus bewegt sie sich nicht mehr vorwärts; doch Stillstand ist Rückgang);
… wird die Situation und die anderen Menschen, mit denen sie zu tun hat bzw. die Organisation, in der sie Verletzungen erlebte, aus persönlicher Betroffenheit ungünstig beurteilen und das Negative anprangern;
… denkt, sie sei (immer) im Recht (Elia: Ich bin allein übrig geblieben. Märtyrerkomplex);
… wird depressiv (manche schlafen, um zu vergessen);
… zieht sich zurück (s. auch Spr 18,1 und V. 21);
… sieht nicht, was Gott weiter mit ihr vor hat.

Unsere Reaktion sollte und kann jedoch nicht anders lauten, so Forschle, als: „Herr, wenn du noch etwas mit mir vorhast, dann will ich wieder aufstehen!“
Herausfordernd empfand ich auch die Thesen und Gedanken von Joel Holm: „Die meisten von uns verändern sich erst nach Niederlagen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für Veränderung so lange alles gut geht sehr gering.“ Oder: „Frage nicht, ‚wie sollte unsere Gemeinde aussehen?‘, sondern, ‚wie sollte unsere Kommune aussehen?‘ Daraus werden sich Zielsetzung und Programm für die Gemeinde ergeben.“

Erstmalig gab es auf dieser BFP-Bundestagung eine Kunstausstellung von sieben Künstlern aus den eigenen Reihen. Die Delegierten sollten dadurch ermutigt werden, künstlerisch begabte Menschen in ihrer Gemeinde zu fördern und die Malerei als eine Form des Lobpreises und der Evangelisation neu zu begreifen.

Mehr als 1000 geistliche Leiter/innen werden „eins“ im Gebet

Ein besonderes Gebetsanliegen auf der diesjährigen BFP-Bundestagung in Willingen/Upland war der seit dem 3. September spurlos
verschwundene 11-jährige Mirco. Seine Familie gehört zum BFP (Gemeinde Krefeld), Mirco selbst zu den 15.800 Royal Rangers, den christlichen Pfadfindern des BFP. Sein Vater ist Teil des Gemeindevorstandes und sein Großvater als pensionierter BFP-Pastor in weiten Kreisen den Bundes bekannt.

Präses Siewert berichtete im Rahmen dieser Gebetszeit, dass Mirco im Sommer auf die Frage seiner Mutter, wo er denn seinen Geburtstag (am 19.9.) feiern wolle, geantwortet habe: „An einem geheimen Ort.“ Wie wahr dieser „geheime Ort“ werden würde, war damals noch nicht abzusehen.

Mehr Stände als jemals zuvor umsäumten die Willinger Bundeskonferenz – auch von Initiativen, die organisatorisch unabhängig vom BFP sind wie Alabaster Jar, Berlin (gegen Menschenhandel mit evangelistischen Einsätzen unter Prostituierten); Charisma, Düsseldorf; Christus für alle Nationen (das Missionswerk des bekannten Afrika-Missionars und Evangelisten Reinhard Bonnke) oder GlaubensZentrum, Bad Gandersheim, um nur einige zu nennen.

In seiner Abschlussansprache betonte Präses Roman Siewert, dass es uns nicht um Anerkennung in dieser Welt gehe, sondern um Anerkennung vonseiten der unsichtbaren Welt. Und wenn einen die Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Dienst manchmal schier zerreißt, gelte es, daran festzuhalten: Wir dienen zuerst Gott und dann den Menschen.
Die Vorträge der 115. BFP-Bundeskonferenz sind auf einer MP3 zum Preis von 15,- Euro zzgl. Porto erhältlich bei:
Dietmar Knopf, d-knopf@t-online.de; www.Predigt-Tankstelle.de

 

 

Gerhard Bially
(Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Charisma sowie BFP-Pastor)
Mit herzlichem Dank an Frank Uphoff und Horst Werner für die Bereitstellung ihrer Artikel.
Weitere Info: http://www.geistbewegt.de/pages/bundeskonferenz.php