Stabwechsel bei charismatischen Baptisten

Hans-Dieter Sturz löst Dr. Heinrich Christian Rust ab

Die Geistliche Gemeindeerneuerung im Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden (BEFG) hat seit Ende Februar ein neues Leitungsgremium. Dr. Heinrich Christian Rust, langjähriger Repräsentant des charismatischen Flügels unter den deutschen Baptisten, kandidierte nicht mehr als Sprecher und Koordinator dieser Initiative.

Auch Pastorin Margret Meier (Kelkheim) und die Leiterin der GGE-Gebetsinitiative, Bettina Lohaus (Dormagen) wurden auf der Mitarbeitertagung aus dem Leitungskreis verabschiedet. Alle drei waren seit vielen Jahren in der Erneuerungsbewegung engagiert. Jetzt schien es an der Zeit zu sein, so auch die Meinung der 26 verantwortlichen Mitarbeiter/innen, die Leitungspositionen nach Möglichkeit mit jüngeren Personen zu besetzen. Unter anderen wurde deshalb der Jugendpastor des Gemeindejugendwerks Bayern, Jan Achtermann, mit in den Leitungskreis gewählt.

Der neue Leiter, Hans-Dieter Sturz, will den bisherigen Kurs von H.-Chr. Rust noch ausweiten, sich vermehrt über Konfessionsgrenzen hinweg zu vernetzen. Dabei sei es wichtig, geistliche Impulse aus anderen Bewegungen aufzugreifen und nutzbar zu machen.
Pastor Sturz erfährt in seiner Augustfehner Gemeinde in Niedersachsen bereits seit 14 Jahren einen Erneueruerungsprozess, wie er CharismaDie Gemeinde beschrieb Klaus Rösler einige Aspekte davon: „Im sonnenlichtdurchfluteten Gemeindezentrum wird es sonntags in der Regel eng. Es gibt Platz für rund 250 Besucher. Um die 240 sind fast an jedem Sonntag anwesend. Darunter immer auch Gäste, die nicht selten an Sonntagen zuvor schon einmal durch die großen Fenster geschaut haben, bevor sie sich dann entschlossen haben, dort hinzugehen. Viele Interessenten sind geblieben – begeistert von der familienfreundlichen, offenen und geistlichen Prägung der Gemeinde.“

Doch es war nicht immer so. Dazu der Gemeindepastor: „Als ich vor 14 Jahren aus einer Neulandmissionsgemeinde im westfälischen Meschede nach Augustfehn berufen wurde, war die Gemeinde eher traditionell geprägt. Unter den damals 107 Mitgliedern gab es allerdings einen Kern von Leuten, die eine Sehnsucht nach ‚mehr‘ hatten: Sie wollten Gott noch näher erfahren, noch mehr mit Jesus im Alltag erleben.“

Der anschließend einsetzende Veränderungsprozess soll nicht einfach gewesen sein. „Es gab Missverständnisse und Verwundungen,“ erinnert sich Hans-Dieter Sturz. Als neue Gäste erreicht wurden, stellten nämlich manche Mitglieder fest, dass damit auch Störungen und Unruhe verbunden waren. Doch viele teilten das Anliegen, „der Stadt Bestes zu suchen“ (vgl.Jeremia 29,7).

Eine besondere evangelistische Schiene des neuen GGE-Sprechers soll hier nicht unerwähnt bleiben: Hans-Dieter Sturz hat ein (zumindest für einen Pastor eher ungewöhnliches) Hobby: Er fährt eine Harley-Davidson und ist Mitglied bei „Holy Riders MC“, einem christlichen, deutschen Motorradclub. Soll es nur ein Zufall sein, dass gerade in Augustfehn zweimal im Jahr Bikertreffen mit bis zu 10.000 Motorradfahrern stattfinden? Dort werden dann Biker-Bibeln verteilt sowie Andachten und Seelsorgegespräche angeboten.

Inzwischen ist auch das Gemeindezentrum zu eng geworden. Bis zu 90 Kinder erleben den Gottesdienstbeginn auf eigens für sie aufgestellten Bänken, die dann gestapelt zur Seite gestellt werden, wenn sie zum Kindergottesdienst in die Haupt- und Realschule nebenan gehen. Gut, dass sich die Gemeinde auch in Hauskreise aufteillt. Neben den sieben Gebetskreisen hält die Gemeinde zusätzlich Gebetsnächte und beteiligt sich an übergemeindlichen Gebets- und Fasteninitiativen.

Rösler zitiert in seinem Artikel eine über 80-jährige Frau, ein langjähriges Gemeindemit: „Wie froh bin ich, dass ich all das noch erleben darf!“ Und er fährt fort: „Mit ihr freuen sich andere: Jesus baut sein Königreich und wir dürfen dabei sein! Deshalb schauen wir sehr erwartungsvoll in die Zukunft.“

So wurden manche Skeptiker in der Gemeinden zu Menschen, die inzwischen selbst das Wirken des Heiligen Geistes nicht nur in ihrer Mitte, sondern auch persönlich neu erfahren haben. Dies sehen sie heute als „ein Geschenk von Gott“.

Möge es Pastor Sturz als neuem Sprecher und Koordinator der Initiative GGE im BEFG gemeinsam mit Claudia Deppner (Fulda), Carola Steiß (Neu-Anspach) und Jan Achtermann (Puchheim bei München) sowie Volkmar Glöckner (Lübeck) und Stefan Vatter (Kempten) auch gelingen, die GGE-Arbeit mit den etwa 100 „Initiatoren“ und den mehr als 300 „Förderern und Freunden“ in eine neue Phase des Wachstums zu führen.

G. B.