Anti-Gier-Camp in Siegwinden

In den letzten Jahren bekamen unsere Kinder immer mehr von Allem. Mehr Feste, mehr Geschenke, mehr Erlebnisse, mehr Genüsse, mehr Zucker, mehr Medien, mehr Elektronik – und damit viel mehr, als gut für sie gewesen wäre.
So verwöhnte man sie mit den Dingen, die sie sich für den Augenblick wünschten, und vernachlässigte die Dinge, die gut für ihre Entwicklung gewesen wären. Bei der fast täglichen Flut an Süßigkeiten, Geschenken und Krimskrams müsste doch, so könnte man meinen, irgendwann der Zeitpunkt erreicht sein, wo die Kinder sagen: „Wir haben jetzt genug und brauchen nicht noch mehr“.
Aber dem ist nicht so, im Gegenteil: Noch nie waren Kinder so satt wie heute, aber auch noch nie so unersättlich. Eltern aus dem Raum Bad Hersfeld hatten diese Maßlosigkeit im Alltag ihrer Kinder so satt, dass sie nicht mehr länger tatenlos zuschauen wollten.

Sie fragten sich, wie Sie die Gier in Ihren Kindern eindämmen und Genügsamkeit fördern könnten. Es wurde ihnen klar, dass es damit anfängt, ihnen ein gutes Vorbild zu sein, und darüber hinaus nötig ist, ihnen ein Umfeld zu gestalten, welches dieses Anliegen unterstützt. So reduzierten sie ihre teuren und häufigen Urlaubsreisen und organisierten stattdessen „Anti-Gier“-Freizeiten mit gleichgesinnten Eltern. Die erste Freizeit im Oktober 2008 war ein Experiment, denn es war völlig unklar, wie Eltern und Kinder auf die Herausforderungen reagieren würden. Von vorneherein wurde mitgeteilt, dass Süßigkeiten, elektrische Geräte, vorgefertigte Spiele und Taschengeld zuhause gelassen werden sollten, stattdessen war frühaufstehen und Dienst an anderen angesagt. Bedingt durch den Verzicht entwickelte sich auf der Freizeit soviel kreatives Potential, dass die Zeit ungewöhnlich viel Spaß machte. Die teilnehmenden Mädchen zwischen 10 – 15 Jahren waren begeistert und das Experiment geglückt.

Mittlerweile fanden zwei weitere Anti-Gier-Camps statt, das letzte vom 14. bis 18. April in Siegwinden, welches mit gut 30 Teilnehmern doppelt so gut belegt war wie das erste Camp. Diesmal gab es wieder eine Vielzahl von kreativen Spielen und Beiträgen. Auch beim Thema Radfahren wurde in Siegwinden Genügsamkeit praktiziert. Viele Teilnehmerinnen begnügten sich mit einem Rad und so war einer der Freizeithöhepunkte eine kreative Fahrrad-Staffel, bei der hauptsächlich Einräder an den Start gingen. Die Disziplinen auf der 150 m langen Radstaffelstrecke waren vielfältig: Drachen steigen lassen, laut Brüllen, ein frei erfundenes Lied singen, sich nass rasieren, einen Lachanfall simulieren u.v.m. Unter den Teilnehmern war auch eine 8-köpfige Einrad-Familie aus Sachsen, die in der deutschen Einradhockeyliga mitspielen. So gab es während der ganzen Freizeit reges Interesse am Einradfahren. Für die vielen Anfänger wurde eine Trainingsstrecke mit Holzbänken aufgestellt, die ihnen erste selbstständige Fahrversuche ermöglichte. Mancher hatte schon nach kurzer Zeit seinen Gleichgewichtssinn überlistet und konnte erste Freifahrversuche starten.

Die meisten Teilnehmer kannten sich vor der Freizeit nicht, hatten aber eine gemeinsame Basis im christlichen Glauben. Am Ende erkannte man die Relevanz eines Verses aus dem Neuen Testament, der aussagt, dass wahrer Glaube mit Genügsamkeit tatsächlich ein großer Reichtum ist. So war es interessant zu sehen, dass gerade auch die Kinder kaum Probleme mit dem Verzicht hatten, problematischer ist es da schon mit den Eltern. Es ist nicht leicht, Eltern zu finden, die dazu bereit sind, ihre Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten einzuschränken.

In der Hoffnung, dennoch Gleichgesinnte zu finden, sind auch für die Sommer- und Herbstferien 2009 wieder Anti-Gier-Camps geplant. Interessierte können sich informieren bei Familie Höchsmann unter 06621/409082.