Aufstehen gegen Menschenhandel

Am 7. November 2014 fand im Hamburger Michel (Hamburgs Hauptkirche) ein Kongresstag gegen Menschenhandel statt. BFP-Pastor Matthias Wolff, Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Hamburg, stellte das Ziel des Kongresses heraus: aufklären, informieren und anstoßen.

Das Verbrechen Menschenhandel

Ein weiterer Redner war der Theologe, Ethiker, Religionswissenschaftler und -soziologe Thomas Schirrmacher. Er machte deutlich, wie notwendig die Maßnahmen gegen den Menschenhandel seien und führte mit unterschiedlichen Beispielen die Behauptung ad absurdum, es gäbe keinen Menschenhandel – alles sei freiwillig. Er zeigte auf, dass das Verbrechen Menschenhandel im Gegensatz zu anderen Themen wie z. B. Mindestlohn so gut wie nie politische Erwähnung findet, geschweige denn darüber diskutiert wird. Dabei vereint dieses Verbrechen gleich drei strafbare Handlungen: Entführung, Folter – körperlich und seelisch – und Vergewaltigung.

Schweden als Nachahmungsland für die EU

Im Anschluss daran stellte Patrik Cederlöf, nationaler Koordinator gegen Prostitution und Menschenhandel, ihr Modell in Schweden vor. Noch vor 15 Jahren herrschte große Skepsis bei der Mehrheit der schwedischen Bevölkerung – auch bei Patrik Cederlöf – gegenüber dem Gesetz, welches die Prostitution in Schweden auf ein Minimum reduzierte. Mittlerweile unterstützt man die Abschaffung der Prostitution völlig. Schweden konnte die Zwangsprostitution gesetzlich eindämmen und ist dadurch inzwischen für Zuhälter uninteressant geworden.

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V.l.n.r.: Claudia Keuter, Prof. Dr. Schirrmacher, Patrik Cederlöf, Matthias Wolff, Manfred Paulus, und Frank Heinrich, Gaby Wentland

Verlagerung der Zwangsprostitution nach Deutschland

Ein weiterer Redner war der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich, Gründer von „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ und Mitveranstalter dieses Kongresses. Er zeigte auf, welche Fortschritte die Bundesregierung im Kampf gegen MEnschenhandl schon gemacht habe, gab jedoch auch zu, dass es bisher im Vergleich zu anderen europäischen Ländern doch eher „Trippelschritte“ waren. Nicht nur die nordischen Länder liegen ganz weit vorne bei der Bekämpfung des Menschenhandels. Auch Frankreich, die Niederlande und England haben kürzlich mit entsprechenden Gesetzen nachgezogen. Heinrich schilderte deutlich, wie schnell diese Gesetzesänderung in den Nachbarländern zu einer Verlagerung der Zwangsprostitution nach Deutschland geführt habe. Deutschland sei nun der Puff Europas. Sextourismus in unser Land wird weltweit von Reiseveranstaltern angeboten – wie einst nach Thailand.

Einblick von einem Kriminalhauptkommissar

Mit Manfred Paulus ergriff ein Referent das Wort, der als erster Kriminalhauptkommissar aus eigener Erfahrung berichtete, was „da draußen“ los ist. 25 Jahre im Bereich Rotlicht/organisierte Kriminalität selbst tätig, berichtete er, dass die ehemals so gefürchtete italienische Mafia längst überrollt wurde, und zwar von albanischen Strukturen mit äußerster Brutalität und Menschenverachtung. Er sieht den Haupt-Handlungsbedarf nicht allein in Deutschland, sondern in den Ländern, aus denen die Frauen in Not nach Deutschland verschleppt werden – oft in dem Glauben, dass sie hier Geld verdienen können.

MISSION FREEDOM

Durch den Kongress führte Gaby Wentland, erste Vorsitzende von MISSION FREEDOM, einer evangelikal-charismatischen Organisation in Hamburg, die sich um die Zwangsprostituierten kümmert, ihnen Schutz gewährt und einen Neustart in ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Außerdem ist Aufklärung ihr ganz großes Thema. MISSION FREEDOM war der Organisator des Kongresses. Wentland hob die Verdienste vieler anderer Organisationen hervor, die nicht nur Vorbild für sie persönlich waren, sondern die MISSION FREEDOM auch mit Rat und Tat zur Seite standen. Auch heute ist sie noch mit manchen dieser Organisationen verbunden – denn „beim Thema Menschenhandel kann man nur gemeinsam etwas erreichen“. „Stellen sie sich vor, es wäre ihre Tochter!“ war ihr eindringlicher Aufruf, wachsam zu sein. Sie zählte Wege auf, wie die Kongressteilnehmer/innen vor Ort helfen können. Alle Gäste standen nach ihrem Aufruf gemeinsam von den Bänken auf: als Zeichen gegen den Menschenhandel.

In diesen ergreifenden Moment hinein ließ die Sängerin Deborah Rosenkranz ihr Lied erschallen gegen den Menschenhandel – ein sehr eindringlicher Aufschrei gefolterter Frauen.

Der Kongress wurde weltweit live übertragen über Gott24 TV. Wiederholungen finden statt am Sonntag, den 23. November um 14 Uhr, sowie am ersten Weihnachtstag, 25.12., ebenfalls um 14 Uhr unter http://gott24.tv/.

Quelle: MISSION FREEDOM, Hamburg
Fotos: beide von Jenny Giesbrecht