BeGEISTert Gemeinde bauen

Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) strebt 1.000 Mitgliedergemeinden an

Willingen – Drei Ebenen exzellenter Leiterschaft stellte Präses Johannes Justus den etwa 1000 geistlichen Leiterinnen und Leitern zu Beginn der Bundeskonferenz des BFP in Willingen/Upland vor.

  1. Ebene: wenn Gott mit dir ist
  2. Ebene: wenn du anfängst zu delegieren
  3. Ebene: wenn du bereit bist, deine Vollmacht zu teilen.

Anhand der Mose-Biographie und gelegentlichen Beispielen aus seinem eigenen Leben verdeutlicht der aus Kasachstan stammende Präses des etwa 50.000 Mitglieder zählenden Gemeindebundes, dass Menschenfurcht und Resignation überwunden werden, wenn ich weiß, dass Gott mit mir ist. „Menschen packen an, was machbar ist. Aber mit Gott packen wir an, was eigentlich nicht zu machen ist,“ proklamiert der 56-jährige Präses, der erst im vergangenen Jahr in dieses Amt gewählt wurde, unter Applaus.

Dem Rat seines Schwiegervaters Jethro folgend wählt Mose zu seiner Entlastung Mitarbeiter aus. Auch sie werden Partner Gottes. Denn Gott ist jetzt nicht nur mit Mose, sondern auch mit seinen „Mitleitern“. Das führe zu geisterfüllter Leiterschaft, so Johannes Justus – und er ermutigt: „Gib anderen, was sie brauchen, damit sie ihren Auftrag ausführen können.“

Nach dieser zweiten Leitungsebene des Delegierens sieht Präses Justus noch eine dritte: Dass wir bereit werden, unsere Vollmacht zu teilen. In Numeri/4.Mose 11 ab Vers 11 wird von 70 Ältesten berichtet, die Gott einsetzt, indem er von dem Geist, der auf Mose ruhte, nimmt und diesen 70 Anteil daran gibt. Ob sie nun mit den oben genannten „Mitleitern“ identisch sind – Justus sieht hier exemplarisch, wie eine geisterfüllte Leiterschaft zu prophetischer Leiterschaft wird. Einen kleinen Einblick gewährt der Präses in ähnliche Veränderungen und Weiterentwicklungen innerhalb der BFP-Leiterschaft während der letzten Monate.

Leidenschaft für Jesus und seine Gemeinde

Leidenschaft beginnt bei mir, meint der 40-jährige Konferenzgastsprecher Glyn Barrett aus Manchester/England. Bestimmte „Momente“ in unserem Leben, in denen wir den Ruf Gottes verspüren, tragen dazu bei (ähnlich wie bei Jesaja, s. Jes 6,1–8). Gern möchten wir dann von Berggipfel zu Berggipfel leben. Doch der Weg zum nächsten Berggipfel führt durchs Tal – und im Tal wachsen Früchte.

Glyn erzählt – ohne dabei zu weit auszuholen – wie er vor gut vier Jahren nach Manchester berufen wurde, im ersten Gottesdienst 90 Besucher hatte, die Woche darauf 80, dann 72, schließlich 65. Doch er erkannte: Nicht die Umstände sind das Problem, sondern die Perspektive (der Leiterschaft und der Gemeinde). Heute sind sie auf 1.500 Personen angewachsen.

Ein Schlüsselerlebnis war für den dynamischen Prediger eine „Schriftoffenbarung“, die er als Teenager hatte: Christsein definierte sich für ihn primär in den vielen Verboten. Doch las er, der Gottesname sei „Ich bin“. Ein Paradigmenwechsel vollzog sich in dem 15-Jährigen: Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass Gott für ihn ist, dass er zur Freiheit berufen ist (Gal 5,1) und Jesus ihm ein erfülltes Leben geben möchte (Joh 10,10).

Davon sprudelt er über, darüber predigt er, das erzählt er einem Schauspieler im Flugzeug, der dann noch vor der Landung das Lebensübergabegebet mit ihm spricht. Und seine Gemeinde soll eine anziehende, attraktive Gemeinde sein – was sie bei dem erlebten Gemeindewachstum offensichtlich auch ist.

Gastfreundschaft leben

Warum Gemeinden – und besonders ihre Leiter/innen – gastfreundlich sein sollen, darauf geht Friedhelm Holthuis ein. „Den besten Kaffee in der Stadt“ bietet der ostfriesische Pastor den Gästen in seiner Wuppertaler Christus-Gemeinde an (auch wenn er selber lieber Tee trinkt). Denn in solchen Kleinigkeiten kommt seiner Meinung nach die Wertschätzung zum Ausdruck, die man den Besuchern entgegenbringt.

Joanna Haverkamp aus Konstanz unterstreicht auf ihre Art die Botschaft von Pastor Holthuis. Die gebürtige Engländerin fühlte sich als Jugendliche hin und her gerissen, weil ihr Partys viel mehr Freude machten als das Gemeindeleben. In ihren Hillsong-Gottesdiensten setzen sie alles daran, dass Fremde sich wohl fühlen, Besucher angesprochen und begeistert werden und diejenigen, die Jesus Christus nachfolgen möchten in Kleingruppen geschult, ermutigt und zum Dienst bevollmächtigt werden.

Das Feuer Gottes

Am bedeutsamsten war wohl – nicht nur für mich – die sehr persönlich gehaltene Lehrpredigt von Ingolf Ellßel. Ausgehend von Johannes dem Täufer (Lk 3) möchte Ellßel, der von 1996 bis 2008 Präses des BFP war, bezeugen „warum ich Gott diene – immer noch! Weil …
… die Idee Gottes von der Gemeinde, die größte Rückeroberungsaktion der     Menschheit war;
… ich glaube, dass Gottes Sache erfolgreich ist;
… Jesus mich begabt hat und mit mir rechnet;
… Gott belohnen wird;
… Gottes Geist hilft;
… Jesus selbst alles gegeben hat …“

Ellßel führt aus, wie Jesus Striemen zu unserer Heilung erduldet, die Dornenkrone ertragen, sein Blut, sein Leben für uns gelassen hat – zur Vergebung unserer Sünden.

Im zweiten Teil seiner Ansprache bezieht sich der 59-jährige Alt-Präses auf Lukas 3,16: Jesus wird mit Geist und mit Feuer taufen. Die reinigende Kraft dieses Feuers erläutert er anhand eines Bildes aus der antiken Agrarwirtschaft: Die Spreu wird vom Weizen getrennt. Der Weizen muss von Ungenießbarem befreit werden – sonst schmeckt das Brot bitter. Geistlich übertragen: Weniger ich, mehr Jesus. Weniger Ehrsucht, mehr Ehrfurcht. Spreu in unserem Leben ist das Potenzial für Eigenehre.

In bewegender Weise erzählt dann der inzwischen zum sechsköpfigen Leitungsgremium der Weltpfingstbewegung (WPF) zählende Geistliche, wie er 1979 hochmotiviert die Bibelschule Beröa verließ, um in Tostedt eine kleine Gemeinde zu leiten. Doch all seine Anstrengungen, einen neuen geistlichen Aufbruch und Gemeindewachstum zu bewirken, blieben erfolglos. Nach mehreren aufreibenden Jahren begann Gott, ihm Auswirkungen der Taufe mit Feuer zu offenbaren: Mehr als vier Jahre war er nicht mehr in der Lage, eine normale Predigt zu halten. Nach wenigen Minuten musste er oft abbrechen. Zu seinem eigenen Erstaunen hat ihn die Gemeinde nicht entlassen – es ging ihr sogar besser als je zuvor. Während er sich alleine in die Natur zurückzog und Gott suchte, wirkte der Herr nicht nur in seinem Herzen, sondern auch in der Gemeinde. Stolz zerbrach – ebenso eigene Ambitionen.

„Wenn ihr euch aus vollem Herzen dieser Taufe mit Feuer aussetzen und euer Leben ganz Gott anvertrauen wollt und um seine Reinigung und Befähigung bitten wollt, dann tretet aus den Reihen heraus, kommt nach vorne und gebt Gott eure persönliche Antwort.“ So endete der Abend – und so möchte ich diesen Artikel beenden.

Noch ein Hinweis: Die Konferenz mit dreizehn Vorträgen (einschließlich der Seminare) ist im Originalton auf einer MP3-CD zusammengefasst, die für 18,-€ inkl. Porto bei d-knopf@t-online.de bestellt werden kann.