Beter sind Weltenbezwinger

Beterzahl bei Deutschlandkonferenz um fast das Doppelte gestiegen

Zur „Gebetskonferenz Deutschland 2009“ trafen sich vergangenes Wochenende (12.–15.3.09) nahezu 700 Beterinnen und Beter aus Ost und West, Nord und Süd im thüringischen Friedrichroda (Nähe Eisenach/Wartburg). Die langfristig geplante Konferenz der „Gebetsbewegungen vom Runden Tisch GEBET“ schien gerade „zur rechten Zeit“ zu kommen: zunehmende Ausweglosigkeit der Wirtschaftslage, kollabierende Finanzsysteme, der Amoklauf in Winnenden und die bevorstehenden fünf Wahlen innerhalb der Monate Mai–September 2009.
Vater, mach uns eins

Der Eröffnungsabend stand unter dem Thema „Einheit“. Drei Teile, die gemeinsam einen Hirtenstab ergeben sollen, liegen in der Nähe des Kreuzes. Sie können nicht zusammen gesteckt werden, da die Enden zu verschmutzt sind.

Die Männer, die die einzelnen Teile halten, sind in diesem Bild die Repräsentanten der bedeutendsten konfessionellen Ströme in unserem Land: Der Katholik betet zuerst – während er das „römisch-katholische Stück“ in Händen hält – und bittet um Vergebung. „Ich stehe hier für die evangelische verfasste Kirche und bekenne dir, Vater im Himmel, und vor euch Brüdern und Schwestern, dass wir gar nicht so evangelisch sind …“, schließt sich der Zweite an. Und schließlich: „Ich darf hier stehen als ein Vertreter der Freikirchen und der freien Gemeinden …“ In seinem Gebet bittet dieser Freikirchler um Vergebung für die Arroganz gegenüber den alten, verfassten Kirchen.

Erst nachdem die Enden der drei Teile gereinigt werden, passen sie zusammen. Nun ergeben sie den gewünschten Hirtenstab.

Ortwin Schweitzer, Initiator der Gebetskonferenz, resümiert: „Wir haben so viel Vollmacht, wie wir Einheit haben.“ In einer gemeinsamen Erklärung legt er mit der Konferenzgemeinde eine Basis für die kommenden Tage:

Friedrichrodaer Bekenntnis

„Jesus,
wir bekennen vor dir, dass wir und unsere Väter/Mütter an dir gesündigt haben, indem wir Glieder deines Leibes abgelehnt haben, weil sie anders sind als wir. Wir haben uns überhoben und kamen uns besser vor als sie. Heute schauen wir auf zu dir, Jesus und bitten: Reinige uns durch dein Blut. Du hast deinen Jüngern Einheit verheißen.Wir nehmen diese Gabe an. Wir sagen aller Verleumdung radikal ab.Wir nehmen einander an, wie du uns angenommen hast.Wir wollen gottgegebene Verschiedenheiten als Reichtum sehen lernen und dafür danken.
Amen.“

Flankierende Maßnahmen

* Obwohl diese Konferenz als Gebetskonferenz ausgeschrieben war, bestand der Tagesablauf nicht nur aus Gebeten. Doch im Verborgenen wurde tatsächlich parallel von Fürbittern auch während der Veranstaltungen gebetet. Zu bestimmten Zeiten konnten Konferenzteilnehmer hinzukommen.
* 26 Mitarbeiter waren überdies auf eigene Kosten angereist, um Prophetisches Gebet anzubieten (manchmal auch Hörendes Gebet genannt). Konferenzteilnehmer konnten hier geistliche Eindrücke erhalten, die das Team von Gott für die betreffende Person empfangen hat.

* Marion Warrington bot während der Pausen gemeinsam mit anderen Lobpreis und Anbetung in einem extra Raum an.
* Besonders herausfordernd bei dem gelungenen Kinderprogramm mit Armin Knothe aus Bendorf und dem Teenager-Programm mit Ulrike Tetzlaff aus Lüdenscheid: das Praktikum. Hier beteten Kinder und Teenager für kranke Konferenzteilnehmer und – am Tag darauf – auch Menschen auf der Straße.

Bruder Johannes

Freitagvormittag berichtet der Pfarrerssohn Johannes Selle MdB, wie ihn vor Jahren nicht nur David Wilkersons Bestseller „Das Kreuz und die Messerhelden“, sondern auch sein späteres Werk „Die Vision“ beeindruckt haben. Dr. Selle wollte ursprünglich gar nicht in die Politik, erlebte jedoch nach der Wende große Orientierungslosigkeit in der ostdeutschen Gesellschaft, begann dann zuerst auf kommunaler Ebene und später sogar als Mitglied des Bundestages in Bonn in christlicher Verantwortung sich den gesellschaftlichen Aufgaben zu stellen. Das Jahr 2009 mit seinen fünf unterschiedlichen Wahlen sieht Selle als ein „Festival der Demokratie“. Zum Ausklang der Veranstaltung segnen Ortwin Schweitzer und Pfarrer Christian Schaube (Siloah-Gemeinschaft Neufrankenroda) MdB Selle.

Die Herausforderung des Reiches Gottes

In einer anschließenden Botschaft plädiert Keith Warrington dafür, Menschen nicht nur zu evangelisieren und sie bestenfalls in Silos, sprich Gemeinden, zu sammeln, sondern die Königsregentschaft Jesu Christi in unseren Städten und Dörfern aufzurichten. Schließlich geht es nicht nur darum, dass Jesus unser Leben besser machen will, sondern dass wir ihn als Herrn und König für alle Bereiche unseres Lebens akzeptieren und diese Einstellung auch unserer Umwelt vermitteln.

Lebenswelten

Anscheinend recht spontan entschlossen sich die Organisatoren, an den Nachmittagen auf die unterschiedlichen „Lebenswelten“ der Teilnehmer einzugehen. Dabei ging es darum

* im Gespräch auszutauschen, wie sich Gottes Reich innerhalb solch einer Lebenswelt entfalten kann;
* gläubige Menschen innerhalb einer Lebenswelt zu vernetzen;
* gemeinsam dafür zu beten, dass Gottes Reich in diese Lebenswelt stärker hineinkommt – auch landesweit.

Außer den „Lebenswelten“ füllten „das Gebet in Ländergruppen“ (nämlich für die einzelnen Bundesländer) und intensives Gebet für Israel die Nachmittage aus.

Kinder beten für Konferenzteilnehmer/innen

Ein besonderer Höhepunkt: der Samstagabend, der Einblicke vermittelt, „was Gott in unserem Land tut“. – Christoph Häselbarth berichtet von seinen Erfahrungen mit „Väter-Mütter-Kreisen“, glaubt, innerlich gehört zu haben, dass Gott an vielen Orten gereifte Beter/innen zusammenführen und ihnen geistliche Autorität über die „von anderer Seite“ bewirkten Schwierigkeiten geben möchte.
– Henryk, Bibelschüler aus Bad Gandersheim, erzählt von einem ihrer Absolventen, der mit seiner Familie nach Berlin gezogen ist, dort sozial schwachen Kindern half, woraus inzwischen eine blühende Kinder- und Jugendarbeit entstanden ist. Wenn Gott eine Vision schenkt, gilt es, daran festzuhalten, resümiert Henryk.
– Eine junge Krankenschwester aus Chemnitz stellt den Besuchern einige Kinder und Jugendliche vor, die in der Chemnitzer „Arche“ Geborgenheit und eine Zukunftsperspektive durch Jesus Christus gefunden haben.
– Zu Tränen rühren Olli Ewers Streiflichter aus seinem Leben. Sein Lebenszeugnis hat schon vielen Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen – in Psychiatrien, Besserungsanstalten, Gefängnissen und Krankenhäusern – neue Hoffnung gegeben.
– Persönlich wird es, als die Kinder und Teenager von der Bühne aus in den Saal „gesandt werden“, um allen Kranken, die es wünschen, die Hände aufzulegen und für sie zu beten. Von einer Spontanheilung berichtet danach eine Teilnehmerin.

Ost und West

Du machst fröhlich, was das lebt, im Osten wie im Westen (Psalm 65,9.

Dieses Bibelwort stand über dem Samstagvormittag, durch den Bettina Lohhaus (Dormagen bei Düsseldorf) und Pfr. Tobias Rink aus dem Schönebecker Schniewindhaus (bei Magdeburg) führten. Beide erläuterten aus persönlichem Ergehen und sachlicher Beobachtung sowie eigenen Recherchen die Unterschiede von Westdeutschen und Ostdeutschen zu den Punkten „Die Bedeutung von Einheit“, „Unser Freiheitsverständnis“, „Das Verhältnis zu Leitern/Autoritäten“, „Materialismus“ sowie „Unsere Identität“. Ein Austausch in gemischten Ost-West-Kleingruppen mit anschließendem „Abendmahl“ unterstrich das Anliegen der Gebetskonferenz, auch hier zu einer tieferen Verbundenheit beizutragen.

Europa-Abend

Mit einem umfassenden Referat beleuchtet Ortwin Schweitzer die geschichtliche, philosophische und religiöse Entwicklung unseres Kontinents. Schweitzer sieht eine Hauptberufung Europas darin, Dinge zu entwickeln und zu exportieren; die Sünde Europas hingegen sieht er in den Perversion dessen, was Gott Europa gegeben habe: das Denken.

Europäische Gebetsinitiativen wie „Europe4Christ“, die „European Union of Prayer“ oder auch die „European Coalition for Israel“ werden den Besuchern vorgestellt.
Nach einem eschatologischen Ausklang am Sonntag (der Weg zur Weltregierung; mögliche Zielgruppen der Verfolgung) hat jede/r Teilnehmer/in die Möglichkeit, sich segnen zu lassen. „Sein Wort und Sein Geist bleiben in Dir bestehen. Fürchte Dich nicht!“ Mit diesem Zuspruch endete die „Gebetskonferenz für Deutschland 2009“.

Teilnehmerstimmen

Walter Preisendanz aus Schramberg, Schwarzwald: „Was ich bei diesem Treffen am wichtigsten finde, ist nicht das Programm, sondern dass hier Menschen zusammen kommen, denen Deutschland als Gebetsanliegen von Gott ans Herz gelegt wurde und dass sie bereit sind, für Deutschland im Gebet einzustehen. Einfach hierher zu kommen, sich innerlich zur Verfügung zu stellen und zu sagen: ‚Deutschland ist mir wichtig’ – und dass die vorhandenen Gräben zwischen Ost und West überbrückt werden. Das halte ich für das Wichtigste.“

Walter Preisendanz, der als Ingenieur auch immer wieder im Ausland tätig ist, hat erlebt, dass die unblutige, gewaltlose deutsche Wiedervereinigung und die Hilfe, die Ostdeutschland von westdeutscher Seite gewährt wurde, auf Menschen anderer Völker vorbildhaft wirken. Seine Hoffnung ist, dass unser Beispiel auch in Korea Nachahmung finden kann.

Dr. Thomas Horn, leitender Oberarzt einer Hautklinik, war schon bei der ersten „Gebetskonferenz für Deutschland“, die vor zwei Jahren ebenfalls in Friedrichroda stattfand, dabei. Diesmal fiel ihm auf: eine größere Teilnehmerzahl, eine noch größere „Bandbreite an Geschwistern“ – und dennoch eine noch stärkere Einheit. „Keiner von uns, weder aus der Leiterschaft noch von den Teilnehmern, hat die Antwort darauf, wie sich unsere jetzige Situation weiterentwickeln wird, doch wir alle wollen, dass Jesus in unserem Land bekannt wird und unser Land Veränderung erfährt.“

Einige Fragen bleiben für Dr. Horn, an denen er weiter arbeiten möchte: „Was bedeutet all das in diesen Tagen Gehörte und Erlebte für meine Stadt, meinen Ort, an dem ich wohne, und für mein Berufsumfeld? Wo sind Personen, mit denen ich das teile, mit denen ich beten und austauschen kann? Welche Schritte können wir miteinander gehen?“

Dr. Erwin Kaltenbacher, Seniormanager i.R. (Planung von Chemieanlagen) äußerte gegenüber Charisma, wie wohltuend er den „Fluss im Heiligen Geist“ empfunden habe. „Viele sind mit Eifer und Hingabe gekommen, um sich Gott im Gebet für unser Land zur Verfügung zu stellen. Es ist auch deutlich geworden, dass wir Autorität haben, um das in die Sichtbarkeit zu ziehen, was Gott für unser Land auf seinem Herzen hat. Stark beeindruckt hat mich die Integration der Kinder und Jugendlichen, ihre Zeugnisse und ihr Dienst. Ebenso die Atmosphäre, die Offenheit zum Beispiel zwischen Ost und West. In den Lebensweltengruppen haben wir uns kennengelernt und Adressen ausgetauscht. Wenn ich mal wieder hier in die Gegend komme, will ich einen Besuch abstatten und ich habe Geschwister aus den neuen Bundesländern auch zu uns nach Krefeld eingeladen.“

Gerhard Bially
(Herausgeber der Zeitschrift „Charisma“)