Christen aus katholischen Gemeinschaften, Freikirchen und der Landeskirche vereint

Tag der Begegnung im westfälischen Coesfeld-Lette am 6. Juli 2014
Einander kennenlernen, füreinander und miteinander beten

„Unsere Verschiedenheit wollen wir nicht länger als trennend und verunsichernd erleben, sondern als Reichtum und Ergänzung“, bekannten Pfr. Peter Meyer (kath.) oder Ralf Belau (evang.-freikirchlich), die Organisatoren der Begegnung zwischen katholischen, freikirchlichen und landkirchlichen Christen letzten Sonntag im Münsterland. Eingeladen dazu hatten sie im Rahmen des Netzwerks „Miteinander für Europa“, in dem über 300 verschiedene Gemeinschaften, Bewegungen und Gemeinden europaweit verbunden sind – mit dem gemeinsamen Auftrag von Einheit und Versöhnung. Ziel des Treffens sollte laut ihrer Pressemeldung sein, „einander kennenzulernen, sich schätzen zu lernen und sich zu ermutigen, gemeinsam als Christen in unserer Region sichtbar zu werden und die lebensverändernde Kraft des Evangeliums bekannt zu machen“.

Gerhard Bially berichtet auf sehr persönliche Weise, wie er diesen Tag erlebt hat:

Coesfeld-Lette, St. Johanneskirche – Ort der Begegnung?

Ich fahre mit dem Regionalzug von Düsseldorf über Haltern am See (Ende des VRR-Bereiches) nach Dülmen. Hier muss ich umsteigen und bis Coesfeld-Lette fahren. Vom Bahnhof aus sind es dann nur wenige hundert Meter bis zur Kirche.

Zuerst wundere ich mich darüber, dass noch kaum jemand in der Kirche ist, doch dann erfahre ich, dass nebenan im Gemeindezentrum die Anmeldung und der Empfang sind. Hier gibt es Kaffee, Tee, Kuchen und Gebäck. Leider kenne ich kaum jemanden und fühle mich heute auch nicht danach, einfach auf Fremde zuzugehen. Doch dann entdecke ich Ralf Belau und seine Frau, später auch weitere Geschwister aus der Euregio-Gemeinde Aalten, in der ich vor einigen Monaten predigte.

Um 15 Uhr geht es in der Kirche los. Pfr. Peter Meyer und Ralf Belau moderieren gemeinsam die Veranstaltung. Die Gruppe versteht sich als Teil des Netzwerkes „Miteinander für Europa“. Das heutige Treffen sei ein erster Anlauf, um im Nordwesten etwas in Gang zu bringen, was in Süddeutschland schon besteht.

Pfr. Peter Meyer (rechts, St. Johannes, Coesfeld-Lette) und Ralf Belau (links, Euregio Christengemeinde Aalten-Bocholt)
Pfr. Peter Meyer (rechts, St. Johannes, Coesfeld-Lette) und Ralf Belau (left, Euregio Christengemeinde Aalten-Bocholt)

Peter Meyer und Ralf Belau haben sich bei einer Gebetsversammlung vor ca. 1 ½ Jahren kennengelernt und gemerkt, dass sie ein ähnliches Anliegen bewegt. Es geht um die Einheit in der Vielfalt, um gegenseitigen Respekt trotz unterschiedlicher Traditionen und Bibelinterpretationen. Es geht darum, einander zu ermutigen und evtl. Ressourcen zu teilen und vor allem darum, Christus im anderen zu entdecken. Das wünscht sich Ralf Belau auch für den heutigen Tag, nämlich dass wir Christus im anderen heute entdecken.

Ralf lässt kurz die Leute aufstehen, die aus bestimmten Regionen kommen.

Kreis Coesfeld ca. 20 Personen,
Kreis Borken ca. 30 Personen
Kreis Münster ca. 10 Personen
Kreis Warendorf ca. 5 Pers.
Kreis Recklinghausen 2 Pers.
Rheinland ca. 6 Pers.
Niedersachsen 4 Pers.
Ostwestfalen 2 Pers.
Sauerland 2 Pers.
Ruhrgebiet 3 Pers.
Niederlande 3 Pers.
… und ein oder zwei weitere „Vertretungen“ …

Dann folgt eine konfessionelle Erfassung der Teilnehmer:
Die absolute Mehrheit stellen die Katholiken dar.
Freikirchler sind es viel weniger.
Am geringsten ist jedoch die Zahl der Landeskirchler.

Wer ist mein Nachbar?

Wir sollen drei Geschwister um uns herum begrüßen, uns gegenseitig vorstellen und ihnen Gottes Segen für diesen Tag wünschen. Dabei stellt sich heraus, dass rechts von mir eine Mitarbeiterin des Bistums Münster sitzt, die für die neuen Gemeinschaften Kontaktperson ist. Sie war früher in der Gemeinde oder sogar Mitarbeiterin von Wolfram Kopfermann, ist aber – wie sie mir später erzählt – durch Kim Kollins zum katholischen Glauben konvertiert.

Hinter mir begrüße ich eine Schwester, die mit ca. 80 weiteren Personen aus dem Orden der Franziskanerinnen ausgetreten ist. Sie haben eine neue Gemeinschaft des „Neuen Weges“ gegründet(http://www.kloster-hamicolt.de/home/wer-sind-wir). Schwerpunkt davon seien Gemeinschaft, Umsetzung des 2. Vaticanums und die Schriften von Papst Paul II. – Links neben mir sitzt Bruder Voß aus der Leitung der Freien Christengemeinde Datteln (BFP).

Die Lobpreisgruppe für diesen Tag kommt aus der grenzübergreifenden deutsch-niederländischen Euregio Christengemeinde Aalten-Bocholt. Ich habe den Eindruck, dass den katholischen Geschwistern nicht alle Lieder bekannt sind. In der Kirche herrscht, wie meistens, eine Überakustik. Die Lobpreiszeit könnte man auch eine „Gitarrenmesse“ nennen. Gelegenheiten für freies Gebet oder die Betätigung von Geistesgaben war hier offensichtlich nicht vorgesehen. Trotzdem ist es eine schöne und gesegnete Zeit.

Kleingruppen bringen uns einander näher

In 20 verschiedenen Kleingruppen wollen wir uns näher kennenlernen und miteinander austauschen. Die Gruppen haben eine Größe von bis zu 10 Personen. Geleitet wurde unsere Gruppe von einer Frau, die der neueren geistlichen Gemeinschaft „Chemin Neuf“ angehört (www.cheminneuf.de).

Rechts neben mir sitzt ein betagter Priester, der mit Pfr. Meyer schon viel gemeinsam gemacht hat, gerade was auch persönliche und kirchliche Erneuerung anbetrifft. Neben dem alten Priester dann eine Schwester aus dem Orden der „Barmherzigen Schwestern“ (auch Clemens-Schwestern genannt; www.clemensschwestern.de). Sie steht etwas allein in ihrem Orden mit ihrer Frömmigkeit. Das Kloster wird jetzt teilweise abgebrochen. Viele Schwestern leiden darunter, auch, dass so wenig Nachwuchs kommt. Doch haben wir für sie gebetet – und sie hat neue Hoffnung und Freude bekommen.

Links von mir kommt noch eine Schwester dazu. In ihrem Zeugnis erzählt sie, wie Jesus sie aus der Esoterik befreit hat und sie besonders durch den Dienst der indischen kath. Charismatiker in Deutschland sehr berührt und verändert worden ist.

Interessant war auch das Zeugnis der jüngsten Teilnehmerin im Kreis, Heike (21). Sie hatte einen Tumor im Kopf und hat vor zwei Jahren nach Gebet eine spontane Totalheilung erfahren. Jetzt ist sie in der Jugendleitung tätig. Sie geht sowohl in die katholische Kirche (der sie von Haus aus angehört) als auch in eine freikirchliche Gemeinde.

In der Gruppe soll jeder, der möchte, erzählen, wie Jesus ihn/sie gefunden hat, als nächstes wie wir unsere geistliche Heimat gefunden haben und das dritte – habe ich ehrlich gesagt vergessen.

Im Gespräch mit Pfarrer Peter Meyer

Pfr. Meyer erzählt mir von einer katholisch-charismatischen Christin, die ihn immer wieder ermutigt hat, sich für die geistgewirkte Einheit einzusetzen. Als er ihr auf ihrem Sterbebett sagen konnte, dass mit dem lange im voraus geplanten heutigen Termin ein Start in diese Richtung gesetzt wird, war ihre Freude groß. Pfr. Meyer steht der kath.- charism. Erneuerung nahe, bekleidet aber innerhalb der CE kein Amt und hat sich auch bewusst keiner anderen Gemeinschaft oder Bewegung angeschlossen, hat aber ein weites Herz für diese neuen geistgewirkten Gemeinschaften und Gruppierungen. Wie er später im Abendgottesdienst erzählte, ist er durch die indische charismatische Erneuerung beeinflusst. 1997 erhielt er in Indien ein prophetisches Wort: „Ich sehe in deiner Region einen riesigen Aufbruch des heiligen Geistes …“ Etwa 20 Priester bzw. Geistliche hätten dieses prophetische Wort im Laufe der nächsten Jahre bestätigt.

Der Abendgottesdienst – Höhepunkt der Tages

„Heute sehen wir die Erfüllung davon“, meint Pfr. Meyer im Abendgottesdienst. Und Ralf Belau ergänzt, wir seien hier als „Erstlinge“ oder „Erstlingsfrüchte“. Heute sei erst der Anfang. Doch schon ist ein weiteres Treffen geplant, und zwar am 12. Oktober 2014 um 15 Uhr am selben Ort.

Zeugnisse von Gottes gnädigem Eingreifen im Leben Einzelner, Dank und Anbetung sowie geistliche Impulse bestimmen diesen Abend. Wir schließen den Abendgottesdienst (nach dem gemeinsamen Abend-Imbiss) mit einem Gebet, dass diese Region, die für viele „gar nicht existiere“, zum Segen werde – durch Impulse, die heute gesetzt wurden. Pfr. Meyer weist öffentlich auf die Zeitschrift Charisma hin, die in der St. Johanneskirche ausgelegt ist.

Im anschließenden Segnungsteil sind teilnehmende Pastoren oder Gebetsgruppenleiter eingeladen, mit zu segnen. Es ist immer wieder schön, zu erleben, wie Gott dann Bibelworte in Erinnerung ruft und manchen geistlichen Eindruck schenkt. Viele nehmen das Segnungsgebet dankend wahr.

Offizielle Presseverlautbarung

In einem anschließenden Bericht schrieb Ralf Belau und anderem:
Es war glaubensstärkend zu hören, wie Menschen auf ganz verschiedene Weise zu Jesus gefunden haben bzw. wie Jesus sie gefunden hat. Diese Gemeinschaft wurde noch vertieft durch das gegenseitige Gebet füreinander, sowohl für persönliche Anliegen als auch für die Gemeinschaften und Gemeinden, aus denen die Teilnehmer kamen. Die Vielfalt wurde als Reichtum erfahren. Gleichzeitig wurde die eigene Identität gestärkt durch die Atmosphäre der liebevollen Annahme.

Die Teilnehmer äußerten sich nach dem Treffen sehr ermutigt und auch motiviert für neue, nächste Schritte:

„Mir war die Einheit der Christen schon immer wichtig. Dieses Anliegen ist für mich heute Fleisch geworden. Ich habe eine solche Freude erfahren. Hier sitzen Kinder Gottes zusammen. Die Einheit gewinnt hier Gestalt. Das ist das, was Jesus will.“ „Gottes Geist war so stark anwesend.“ „In den Kleingruppen war sehr viel Offenheit da, so dass es zu ganz tiefen Begegnungen kam und Heilung geflossen ist.“ „Es tat gut, sich mit so verschiedenen Menschen über den Glauben auszutauschen.“ „Es herrschte eine sehr gute Atmosphäre. Jeder hat sich eingebracht. Die Zeugnisse der Teilnehmer waren sehr ermutigend und es entstand sehr viel Hoffnung für einen geistlichen Aufbruch in unserer Region.“ „Die verantwortlichen Leiter waren wie ein Herz und eine Seele. Sie strahlten eine starke Liebe aus.“