„Christen – traut euch, zu bekennen!“

103. Tagung des Arbeitskreises Christlicher Publizisten (ACP)

120 leitende Mitarbeiter aus 12 unterschiedlichen konfessionellen Strömungen trafen sich am vergangenen Samstag in Baunatal bei Kassel zur ACP-Jahrestagung.

Geleitet von dem Gründer und Vorsitzenden des Vereins Heinz Matthias, kam im Tagesverlauf eine Vielzahl von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kirche zu Wort. In seinem einleitenden persönlichen Zeugnis nannte seine Königliche Hoheit (so die offizielle Anrede) Paul Wilhelm Prinz von Preußen  (Oranienburg) fünf Punkte, die sein Christsein ausmachen: „Jesus schenkt mir Kraft im täglichen Leben sowie Zuversicht, Orientierung und Zufriedenheit.“ Vor allem aber sei ihm bewusst: „Das wirkliche Leben kommt erst noch.“

Die längste Ansprache hielt wohl Hans-Jürgen Voigt, Bischof der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Ihm ging es darum, für „die Stiftung der Ehe“ besonders junge Menschen zu begeistern, sie zu ermutigen, „sich auf eine Eheschließung und auf die Gründung einer Familie mit Kindern einzulassen“. Voigt ist davon überzeugt, dass sich Jugendliche eigentlich auch eine Familie wünschen. Die hohen gesellschaftlichen Erwartungen, die man mit einer Hochzeit verbindet, schrecken seiner Meinung nach jedoch manchen Jugendlichen ab: „Alles soll ‚perfekt‘ sein und nach Möglichkeit sollten alle Freunde und Verwandten kommen. Für eine solche Hochzeit muss man natürlich lange sparen.“ Voigt hingegen möchte dazu einladen, „nicht zu zögern, in die Verbindlichkeit einer Ehe einzutreten“ und „sich vorbehaltlos aufeinander einzulassen“.

Abschließend wies Bischof Voigt darauf hin, dass im Neuen Testament keine anderen Lebensmodelle als Ehe und Familie bzw. die Ehelosigkeit als besonderes Charisma genannt werden. Homosexualität werde von der Heiligen Schrift als nicht Gott gewollt bezeichnet, weshalb seine Kirche auch keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen könne.

Nach seiner Ansprache erhielt der Bischof der ca. 34.000 Mitglieder zählenden Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche eine sogenannte Respektzuweisung des Arbeitskreises Christlicher Publizisten – überreicht von dem koptisch-orthodoxen Bischof Anba Damian (Kloster Höxter). Darin wird er für sein „couragiertes Eintreten zugunsten der traditionellen Familie und für seine warnenden Hinweise im Blick auf das Töten Ungeborener“ geehrt. So hatte sich Voigt  im vorigen September als einziger deutscher Bischof am „Marsch des Lebens“ in Berlin beteiligt und sich damit öffentlich für das Lebensrecht ungeborener Kinder eingesetzt.

Generalbischof Damian war es dann auch, der von der gegenwärtigen Situation seiner Kirche in Ägypten berichtete und auf die immer noch fortwährenden Missstände aufmerksam machte, die einerseits zum Gebet, andererseits aber auch zu öffentlichen Stellungnahmen herausfordern (s. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Damian_%28koptischer_Bischof%29 und http://gloria.tv/?media=393561).

ACP-Vorsitzender Heinz Matthias mit Bischof Anba Damian (Foto: Angelika Dietrich)

Interessant war auch das Zeugnis des jetzt in Dänemark lebenden ehemaligen DDRlers Dietmar Vettermann. Der ehemalige Zwickauer wuchs in einem katholischen Elternhaus auf, war Ministrant, hat sogar Orgelspielen gelernt, um aushelfen zu können – und von sich aus die Jugendweihe abgelehnt. Deshalb konnte er trotz seiner Begabung „nur“ Maurer werden. Nach dem Militärdienst eröffnete sich ihm jedoch unerwarteter Weise die Möglichkeit eines Studiums. 18 Jahre lang war er später Bürgermeister und dann sogar Oberbürgermeister von Zwickau.

Freiherr Dr. Ulrich von Schnurbein berichtete nicht nur von der Ausbreitung und gesellschaftlichen Einflussnahme der von ihm geleiteten Vereinigung „Christen im Beruf“ (CiB), sondern kam vielmehr auf das eigentliche Anliegen zu sprechen: dass Menschen zum lebendigen Glauben finden, „wiedergeboren werden“ und dadurch ewiges Leben erhalten.

Ole Steffes, Vorsitzender der Partei Bibeltreuer Christen (PBC), ermutigte die Anwesenden, christliche Standpunkte, christliche Werte auch in der Politik zu vertreten. Erstaunlich war, von Prof. Dr. Jörg Knoblauch zu hören, dass zeitgleich zu der ACP-Bundestagung in Baunatal in der Schweiz ein christlicher Führungskräftekongress stattfindet, wie ihn Knoblauch und Horst Marquardt bzw. die Firma tempus und idea alle zwei Jahre in Deutschland durchführen (www.fuehrungskraeftekongress.de). Dieser Kongress christlicher Führungskräfte habe sich bereits vervielfältigt und finde inzwischen in mehreren anderen Ländern statt, so Knoblauch.

Im weiteren Verlauf der siebenstündigen Tagung ging es um die Frage der Menschenrechte in China: Der ACP hatte zuvor in Berlin mit Botschaftsrat Zeng Fanhua über die Lage der Christen in seinem Land gesprochen. Chinaspezialist Albrecht Kaul, vormals 2. Generalsekretär des CVJM Deutschland, konnte den Versammelten Positives berichten: Die Situation der Christen habe sich in den letzten 25 Jahren deutlich verbessert. So sei die Zahl der Christen von ca. fünf Millionen vor 40 Jahren auf heute ca. 100 Millionen angewachsen. Vor wenigen Jahren sei China noch auf Platz 2 des von Open Doors jährlich herausgegebenen Weltverfolgungsindexes gestanden. Heute stehe es „nur noch“ auf Platz 37.

Es würde den Rahmen sprengen, jeden weiteren Redner hier zu erwähnen oder gar zu referieren. Besonders beeindruckt hatte allerdings den Theologiestudenten, den ich mitgebracht hatte, die Ansprache von Ministerpräsident a. D. Björn Engholm: wie er die Einmaligkeit des Sohnes Gottes darlegte und dies mit seinem persönlichen Testimonial verband.

Abschließend gelang es Pfr. Rudolf Westerheide (EC), in einer guten, erfrischenden, Mut machenden und geistlichen Weise nochmals den Roten Faden des Tages aufzuzeigen und „den Sack zuzubinden“. „Das Ergebnis der Tagung war meiner Meinung nach sowohl eine Freude über die größtenteils hochkarätigen Referenten und Beiträge als auch eine Bestätigung für den Großteil der Teilnehmer, dass es mehr Menschen in Deutschland gibt, die ihre Werte und Glaubenshaltung teilen und unterstützen,“ meint Hagen Mukerjee, verantwortlicher Mitarbeiter des ACP gegenüber Charisma.

Ein Blick ins Plenum (Foto: Hagen Mukerjee)

Nicht thematisiert wurde an diesem Tag, wie der ACP in Zukunft weiterarbeiten wird. Zwar führte Heinz Matthias – obwohl im 88. Lebensjahr – souverän durch den Tag, doch ein Nachfolger ist noch nicht designiert. So bleibt nur zu hoffen, dass der Auftrag, die christliche Botschaft in den öffentlichen Medien zu stärken und Christus in unserer Gesellschaft mutig zu bekennen, auch weiterhin durch den Arbeitskreis Christlicher Publizisten fortgeführt wird.