Christliche Erkenntnistheorie

Wir haben 5 Sinne und meinen, was wir damit nicht erkennen, das gibt es nicht. Damit sind wir „Das hochmütigste Tier im Universum“ (Nietzsche).
Weder Strom noch ultraviolettes Licht können wir sehen. Die Wellen der TV-Sender, Handyfrequenzen usw. sind in der Luft und wir merken nichts davon – bis wir die entsprechenden Empfangsgeräte einschalten.
So ist es auch mit Gott: Der sendet sein Programm in Jesus Christus in die Welt – wohl dem, der auf Empfang schaltet.

Wenn wir ehrlich sind ist es auch so, dass unser Erkennen stark von unserem Willen geprägt wird: Wir sortieren aus, ob uns etwas Lustgewinn verspricht und Leidvermeidung. Tut es das, sind wir geneigt, dafür offen zu sein. Vermuten wir dagegen Verlust an Genuss und möglicherweise Beschwernisse in irgend einer Form – dann wollen wir davon nichts wissen.

Es gibt auch Schlüsselerfahrungen. Ich kenne einen älteren Mann, der als Konfirmand mit 14 Jahren einen pädophilen Pfarrer hatte, der ihm nachstellte. Seitdem will er von Kirche nichts wissen. Anderen zeigte sich Kirche und Gemeinde mit freundlichem Gesicht, mit positiven Erfahrungen und Vorbildern. Sie sind offen für den Glauben.

Bei der Frage nach Gott liegt es daher nahe, nicht nach Argumenten zu fragen, sondern danach: „Was hättest du gerne – dass es ihn gibt oder dass es ihn nicht gibt: Was willst du?“

Überzeugend ist daher für mich vor allem die überraschende, unerwartete und ungewollte Erfahrung. Das Hereinbrechen göttlichen Handelns und göttlicher Offenbarung gerade dort, wo man sie nicht erwartet hatte und oft auch partout nicht wollte. So wie bei Saulus, der die Christen verfolgte und dem Jesus erschien und ihn buchstäblich vom Pferd haute.

So wie bei Toni, einem ehemaligen Zuhälter, der in unsere Teestube kam, weil dort seine Freundin zum Glauben an Jesus gekommen war. Der wollte ihr beweisen, dass wir uns alle irrten. Stattdessen berührte die Liebe Gottes sein Herz, die er in diesen Räumen und in den Mitarbeitern spürte. Später erzählte er, wie er sich fühlte, als er seine vielen Sünden bekannte: „Es war wie wenn man einen Sack Kartoffeln fünf Stockwerke hochschleppt und dann absetzen darf.“ Später erlebte er noch, wie man in seinem polizeilichen Führungszeugnis seine vielen Vorstrafen vergessen hatte einzutragen, sodass er sofort eine Stelle als Busfahrer bekam, nachdem er auch noch auf Anhieb den Führerschein für Lastwagen und Busse bestanden hatte.

Oder Udo, der in Untersuchungshaft zum ersten Mal mit der absoluten Stille konfrontiert war und sich selbst nicht mehr ausweichen konnte und dort zum ersten Mal betete.

Oder Roger, der nach einem Selbstmordversuch in der Bibliothek seines Vaters ausgerechnet das Buch „Friede mit Gott“ von Billy Graham aus dem Regal nahm und beim Lesen zum Glauben kam.

Oder jener Dieb, der in dem Diebesgut auch ein neues Testament fand, es las und dabei zu Jesus fand.

Matthias Warnke