Der neue Papst bringt neuen Wind


Ostern 2013 in Rom

Über die Medien konnten Millionen von Menschen weltweit mitverfolgen, wie das neugewählte Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche neue Akzente setzte: Am Gründonnerstag wusch Papst Franziskus, dem Beispiel Jesu aus Johannes 13,4-5.14-15 folgend, anderen die Füße, und zwar jungen Männern und Frauen in einer Jugendstrafanstalt.

Am Karfreitag, während der Messe im Petersdom, lag er ausgestreckt mit dem Gesicht zum Boden im Gebet vor Gott. Die Predigt hielt er nicht selbst, sondern ließ den päpstlichen Prediger, Raniero Cantalamessa (78) sprechen. Cantalamessa ist einer der bedeutendsten Vertreter der Charismatischen Erneuerung weltweit. (Er sprach u.a. auf dem großen charismatisch-ökumenischen Kongress „Jesus 2000“ in Nürnberg und nahm auch an dem langjährigen Dialog zwischen katholischer Kirche und Pfingstbewegung teil – s. dazu „Pfingstler und Katholiken im Dialog“, hg. v. N. Baumert u. G. Bially, Düsseldorf 1999).
Karfreitagabend: Papst Franziskus steht zwar dem Kreuzweg am Kolosseum in Rom vor, ist aber die meiste Zeit im persönlichen Gebet versunken. Einer Schriftlesung folgen jeweils Erläuterungen und Applikationen, ein passendes Gebet, das Vater Unser und Gesang. Die Meditationstexte stammen von Jugendlichen und sind in einem gemeinsamen Prozess für diesen Tag vorbereitet worden.

Ostersonntag: Ein gewaltiges geistliches Ereignis mit ca. 250.000 Teilnehmern vor Ort und Millionen von Gläubigen weltweit, die sich in die Live-Übertragung mit hineinnehmen lassen. Wieder wird viel aus der Heiligen Schrift gelesen. Danach erwartet man die Ansprache des Papstes. Doch er lässt stattdessen Zeit für persönliche Stille und Reflexion der gehörten Schriftworte.

Nach dem Wortgottesdienst folgt die Eucharistiefeier, weil Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern beim Mahl erschienen ist, so der Kommentar. Der Weihrauch wird unkundigen Zuhörern als Zeichen der Gegenwart Gottes gedeutet, die Osterkerze als Licht, das die Dunkelheit vertreibe.

Immer wieder überrascht der Papst durch seine Spontaneität und Herzlichkeit, wenn er zum Beispiel Menschen sehr dicht an sich heranlässt, Kinder auf den Arm nimmt – keine leichte Aufgabe für die Sicherheitskräfte. „Man hat das Gefühl, dass Gott neu zu den Menschen kommen kann“, meint eine Zuschauerin. Mit dem Papa-Mobil fährt er durch die Menschenmenge, herzt zwischendurch auch Behinderte und sollte eigentlich pünktlich um 12.00 Uhr den „Urbi et Orbi“-Segen sprechen. Doch statt wie seine Vorgänger die Segensformel in über 60 Sprachen zu verlesen, hält er an dieser Stelle eine Kurzpredigt auf Italienisch: „Was ist das eine große Freude für mich, euch verkündigen zu dürfen, CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!“ Später wird Franziskus persönlich: „Es gibt Hoffnung für dich! Die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes haben gesiegt! Christus ist ein für allemal und für alle gestorben. Die Kraft der Auferstehung muss sich in unserem alltäglichen Leben verwirklichen. Meine Einladung: Nehmen wir die Gnade der Auferstehung an!“

Als Charisma-Redaktion, der das geistliche Leben in allen Kirchen und eine weltweite Erneuerung im Heiligen Geist größtes Herzensanliegen ist, sind wir dankbar für diesen neuen Papst und die neuen Akzente, die er setzt. Hat man als evangelischer Theologe und Freikirchler, wie ich es nun einmal bin, nichts mehr zu „protestieren“? Doch – wenn immer der Boden der Heiligen Schrift verlassen wird und Aussagen gemacht sowie Handlungen vorgenommen werden, die dem Gesamtzeugnis der Bibel nicht entsprechen, dann möchte ich besonders meine Schwestern und Brüder der katholisch-charismatischen Erneuerung ermutigen, dem Wort Gottes einen höheren Stellenwert einzuräumen als der Tradition. Freilich gilt das für uns alle!

Abschließend noch ein Kommentar der pfingstlich-charismatischen Joel-News, die besonders der weltweiten Hauskirchenbewegung verbunden sind: Link