Die Menschen wollen sehen, dass wir normal sind

Wie sollte eine christliche Gemeinde – sowohl das Gebäude als auch das Gemeindeleben – im 21. Jahrhundert aussehen, damit sie die Menschen erreicht? Diese Frage bewegte am Samstag, den 11. November die 64 Teilnehmer des „Think Tank“ in der C3 Church Hanau. Die teilnehmenden Pastoren, Gemeindeleiter und -mitarbeiter kamen aus den unterschiedlichsten Gemeinden zwischen Hannover und München, dem Ruhrgebiet und Regensburg.

„Die Menschen wollen vor allem sehen, dass wir normal sind“, so Manfred Schwarzkopf, Pastor der C3 Church Hanau (www.c3-hanau.de). Er forderte die Teilnehmer auf, gastfreundliche Gemeinden zu schaffen, in denen Besucher sich angenommen und zuhause fühlen. Es erfordere ein weites Herz und herzlichen Respekt, Menschen mit dem unterschiedlichsten Hintergrund zu integrieren. So lautet das Motto der C3 Church auch „Gottes Gegenwart, Freundschaft und Ermutigung“. „Die Welt sollte von uns Christen hören und neugierig werden“, wie die Königin von Saba von König Salomo (1. Könige 10), so Schwarzkopf. Seiner Auffassung nach gibt es Tausende von Menschen, die – bewusst oder unbewusst – auf der Suche nach Gott sind. „Gott sucht gesunde Gemeinden, in die er sie führen kann.“ Schwarzkopf sieht dabei keine Notwendigkeit für zahllose Gemeinde-Neugründungen. Die Gemeinden müssten nur voneinander lernen. Das ist auch das Anliegen und die Vision von Pastor Schwarzkopf für die C3 Church Hanau – Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Gemeindearbeit an andere weiterzugeben.

Gerhard Hab, Geschäftsführer des Bauträgers 4-Wände (www.4-waende.de) und Initiator der Veranstaltung, bedauerte, dass Gemeinden oft „abgetaucht“ seien. Viele Gemeindehäuser hätten zudem noch den Charme der 70er und 80er Jahre. Oft würde das mit der „engen Pforte“ wohl zu wörtlich genommen, wenn man den Eingang irgendwo im Hinterhof findet. „Unsere Gebäude sprechen genauso laut wie unsere Predigten“, so Hab, der für moderne, einladende Gebäude warb.

Unter der Woche stünden Gemeindehäuser vielfach leer. Das sei eine Verschwendung von Ressourcen. Man müsse überlegen, ob nicht eine Mehrfachnutzung sinnvoll sei, z. B. indem man ein Café oder andere Begegnungsmöglichkeiten integriert, die zusätzlich Menschen mit der Gemeinde in Kontakt bringen. Die 4-Wände GmbH aus Augsburg hat sich bundesweit auf die Planung und Realisierung von Gemeindehäusern spezialisiert.

„Die Kirche wächst in der westlichen Hemisphäre nicht“, erklärte Prof. Dr. Johannes Reimer, Leiter des Missionswerkes für Frieden und Versöhnung der Weltweiten Evangelischen Allianz. Nach Reimers Auffassung liegt dies daran, dass die christlichen Kirchen ihre Kernkompetenz aus den Augen verloren haben, nämlich die Botschaft von Frieden und Versöhnung mit Gott und den Menschen zu vermitteln, wie der Apostel Paulus es im 2. Korintherbrief 5,18 schreibt. Wo dies gelinge, gebe es einen Aufbruch – so zum Beispiel in den islamischen Ländern Nordafrikas und im Iran.

Marcus Schneider, der „breiteste Pastor Deutschlands“ (facebook.com/ breitesterpastordeutschlands), aus der Christusgemeinde Wuppertal sprach die Pastoren und Gemeindeleiter persönlich an. Sie sollen mutig sein in ihrer Identität. „Wir können die Herausforderungen im Leben nur meistern, wenn wir wir selbst bleiben“, sagte der 37-jährige Vater von vier Kindern. Dass er selbst nach diesem Satz lebt, ist bei dem tätowierten Bodybuilder und studierten Theologen offensichtlich. Durch sein Hobby, den Kraftsport, erreicht er viele junge Menschen.

Die Veranstaltung mit zahlreichen Gesprächen am Rande wurde von den Teilnehmern sehr positiv bewertet. Ein zweiter „Think Tank“ ist schon für November 2018 geplant, voraussichtlich wieder in der C3 Church Hanau.

Text: Elke Wiemer
Foto: Arbeitsgruppe mit Prof. Dr. Reimer