EXODUS Jahresevent 2011

Missio Dei der Koreaner in Deutschland

„Wir sind eine Gruppe bestehend aus Pastoren der zweiten Generation Koreaner, die die geistliche Erweckung Deutschlands und Europas als gemeinsame Vision teilen“, erklärt Mike Lee. Mike ist Jugendpastor in der mit Yonggi Cho verbundenen Full Gospel Church in Düsseldorf und leitete die erste EXODUS-Konferenz ein, die vergangene Woche in den Räumlichkeiten der Stadtmission Düsseldorf tagte. Jeden Sonntagnachmittag hält er einen deutschsprachigen Gottesdienst, der vorwiegend von der zweiten Generation der von Korea nach Deutschland eingewanderten Migranten besucht wird. „Wir glauben, dass koreanische Migranten eine wichtige Rolle in Gottes Erweckungsplan für Deutschland, für Europa und für die ganze Welt spielen. Insbesondere sind wir davon überzeugt, dass Gott die zweite Generation Koreaner berufen und befähigt hat, zu diesem Erweckungsplan beizutragen“ – so die drei Leiter von EXODUS, Pastor Mike Lee sowie Pastor Nam-Kyu Kim (Hanbit Church, Köln) und Pastor Jung-Min Kim (Christusgemeinde Bremen, FeG).

In den vergangenen Monaten gelang es ihnen, ein überkonfessionelles Netzwerk aus „geistlichen Leitern der zweiten Generation“ zu bilden. Erklärtes Ziel ist, Koreaner der zweiten Generation in Deutschland durch Begleitung und Schulung auf ihre geistliche Verantwortung innerhalb und außerhalb der Gemeinde vorzubereiten.
Pastor Jon Choi (USA) als wegweisender Konferenzsprecher

Konferenzhauptredner Jon Choi, ein Koreaner der „1,5-Generation“, wie er sich nennt, hoffte – allein schon aufgrund der Tatsache, dass die Entwicklung in den USA hinsichtlich der koreanischen Immigranten der deutschen um einige Jahre voraus ist – Impulse weitergeben zu können, die seinen hiesigen Landsleuten von Hilfe sein können. In der EXODUS-Konferenz 2011 sieht er ein historisches Event: Leiter der 1. und 2. Generation begegnen sich auf dieser Ebene erstmalig und wollen gemeinsam Wege finden, die für ihre Gemeinden praktikabel sind.

Vor etwa 20 Jahren bat sein Pastor Jon, einen englischsprachigen Jugendgottesdienst in der in Dallas/Texas angesiedelten koreanischen Gemeinde zu beginnen. Dabei habe er etwas gesagt, so Jon Choi, was für den jungen Jon noch gar nicht zur Diskussion stand: dass sich daraus bald eine eigenständige Kirche entwickeln könnte.

Die Probleme der im Durchschnitt nur 35 Mitglieder zählenden koreanischen Gemeinden in den USA charakterisiert Jon Choi folgendermaßen: „Die zweite Generation wird oft von der ersten kontrolliert. Deshalb gehen junge Männer und Frauen aus der zweiten Generation, die einen Ruf von Gott verspüren, nach ihrer geistlichen Ausbildung lieber auf’s Missionsfeld – und in den USA fehlt der Nachwuchs.“

Jon Choi hatte das Vorrecht, von seinem Pastor immer wieder ermutigt und gefördert zu werden, die englischsprachige Global Harvest Church zu bauen – auf demselben Gelände und in den Räumlichkeiten der Muttergemeinde, jedoch mit dem angestrebten und verwirklichten Ziel, zwei getrennte Vorstände und Haushalte zu haben. Die koreanische Muttergemeinde hat sogar die beste Gottesdienstzeit (10 Uhr) der englischen Versammlung eingeräumt. Das habe – so Choi – unter den Koreanern in ganz Amerika Erstaunen ausgelöst. In ihrem gebrochenen Englisch laden die älteren Geschwister der Muttergemeinde ihre Nachbarn, ihre Kunden oder ihre Arbeitskollegen zur englischsprachigen Gemeinde ein. Und sie beten, und beten, wie es anscheinend nur Koreas Beter „der ersten Generation“ zu tun vermögen. Doch darin sind sie, so Choi, der zweiten Genration, die oft unter Gebetslosigkeit leide, ein Vorbild.

Aus seinem Vortrag und dem Gespräch mit Charisma wird deutlich, dass der Professor für Altes Testament sowie Vorstandsmitglied der KBEMF (Korean Baptist English Ministers Fellowship) und JAMA (Jesus Awakening Movement for America) Jon Choi immer wieder eine Vermittlerrolle einnimmt: „Die zweite Generation erscheint in den Augen der ersten Generation oft rebellisch. Sie pocht auf ihr Recht. Ich sagen ihnen: ‚Leg‘ dein Recht am Kreuz nieder. Sonst hörst du bald nicht mehr die Stimme Gottes.'“ Den Pastoren der ersten Generation rät er, die zweite Generation nicht länger zu „kontrollieren“, sondern zu ermutigen. Er selbst könne jederzeit mit seinen Anliegen zu dem älteren Pastor kommen, doch habe sich dieser nie in die Angelegenheit der neu entstandenen englischsprachigen Gemeinde eingemischt.

Die EXODUS-Konferenz Düsseldorf wurde von etwa 120 Personen besucht.
Weitere Informationen zum tieferen Verständnis und Anliegen der Gruppe finden Sie hier.

Gerhard Bially