Gebetstag „Komm, Heiliger Geist“ 100. Jahrestag der umstrittenen Berliner Erklärung

Berlin. 100 Jahren nach Unterzeichnung der sogenannten Berliner Erklärung, in der am 15. September 1909 die Pfingstbewegung von Repräsentanten des deutschen Pietismus verworfen wurde, trafen sich an jenem Ort des Geschehens mitten in Berlin Männer und Frauen, um mehrere Tage zu beten und zu fasten. Entstanden ist der Wunsch in dem (Elia-)Kreis geistlicher Väter und Mütter um Christoph und Utta Häselbarth. Höhepunkt und Ziel eines mehrmonatigen Prozesses im 100. Jahr der Berliner Erklärung bildete der Gebetstag in der „Gemeinde auf dem Weg“, Berlin, dessen Trägerkreis auch Berliner Pastoren sowie Mitglieder des KCLD (Kreis Charismatischer Leiter Deutschlands) einschloss.
Nach einem Videoclip aus Bogota, in dem anschaulich demonstriert wurde, wie die dortigen Christen für Deutschland und die Überwindung der „Berliner Erklärung“ beten, hielt Pfarrer Swen Schönheit von der Apostel-Petrus-Gemeinde in Berlin das Einleitungsreferat.

Schönheit gliederte seinen packenden, historisch gut belegten Vortrag in sechs Punkte:

1. Das geistliche Klima zu Beginn des 20. Jahrhunderts
2. Der Aufbruch der Pfingstbewegung in Deutschland
3. Die Versammlungen in Kassel (Sommer 1907)
4. Ein Riss geht durchs Land …
5. Die Berliner Erklärung und ihre Wirkung
6. Geistliche Konsequenzen – der Versuch einer Deutung

Als Konsequenz der Berliner Erklärung (BE) sieht Pfr. Schönheit u. a.:
1. Sie führte zu Einschüchterungen
2. Sie verzerrte das eigene Geschichtsbild
3. Sie verursachte Isolation und Lagerbildung
4. Sie verdrängte die Heilungslehre
(Das Gesamtreferat ist in wenigen Tagen als PDF zu lesen unter BONUS zu Charisma 150.)

Die Initiatoren des Gebetstages glauben, dass die Ablehnung des geistlichen Aufbruchs Anfang des 20. Jahrhunderts, der über USA (Azusa Street) und Norwegen (Oslo) nach Deutschland kam, „eine Betrübung“ und „ein Dämpfen“ des Heiligen Geistes war. Wurden hier die pietistischen Väter nicht schuldig an Gott, dem Heiligen Geist, und an Gott, den Sohn, der den Heiligen Geist verheißen hat sowie an Gott, dem Vater, der ihn gesandt hat?

Da die Prämisse des Tages – von Keith Warrington (JMEM) immer wieder verdeutlicht – lautete: „Wir sind nicht besser als unsere Väter“, beugten sich die Teilnehmer des Gebetstages unter jene bewusste oder unbewusste Ablehnung des Heiligen Geistes, baten um Vergebung und um Erneuerung der Beziehung zum Heiligen Geist.

Die Initiatoren glauben weiter, dass durch dieses Betrübnis des Heiligen Geistes bis heute eine Segenstür im Himmel verschlossen ist. So baten die Teilnehmer des Gebetstages Gott an diesem Tag um Vergebung und um neue Gnade, dass dieses Tor im Himmel über unserem Land geöffnet und die Fülle des Heiligen Geistes freigesetzt wird. Dabei betont Keith Warrington gegenüber Charisma, dass sie die Aufarbeitungsschritte, die bereits in den Monaten und Jahren zuvor erfolgt sind, dankbar anerkennen und ihre Veranstaltung als eine in dieser Reihe verstehen. Warrington: „Unter ‚Aufarbeitungsschritten‘ verstehe ich zum Beispiel die öffentlichen Bußgebete beim Marsch für Jesus 1992, die Initiative BE 1995, die Kasseler Erklärung 1996, die gemeinsame Erklärung des Gnadauer und Mülheimer Verbandes 2009.“ (Immer wieder wurde in Publikationen und auf dem Gebetstag selbst betont, dass die Veranstalter nicht den Eindruck erwecken möchte, „die Geschichte würde mit uns beginnen“.)

Ein Weiteres war wichtig geworden: Die Teilnehmer wollten Jesus um Vergebung bitten, „weil wir in der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart dem Einfluss des Feindes mehr geglaubt haben als seinem Sieg“ (Angst vor Dämonen statt göttlicher Vollmacht). Das habe dazu geführt, „dass wir anstelle des Heiligen Geistes die Kontrolle übernommen haben. Damit war Jesus nicht mehr oberste Autorität und Instanz seines Leibes.
So leiden wir heute unter einer gut organisierten, aber letztlich vollmachtsschwachen und ihrer wahren geistlichen Autorität beraubten Gemeinde Jesu Christi. Wir leiden unter Strukturen, die hilfreich, aber letztendlich kraftlos sind.“

Das Wissen um den Mangel an Herrschaft des Heiligen Geistes bei uns in Deutschland führte zum nächsten Schritt des Gebetstages:

Gemeinsam nach vorn zu blicken und den Heiligen Geist wieder neu einzuladen, uns und unser Land flächendeckend zu erfüllen, zu erretten und zu reformieren.

Klaus Köhler, Pressesprecher des Trägerkreises gegenüber Charisma: „Es ist unser Wunsch, dass durch die Gebete dieses Tages eine spürbare, große Wirksamkeit des Geistes Gottes in Deutschland ausgelöst wird: In allen Kirchen und Gemeinschaften, Freikirchen und neuen Gemeinden, aber auch im außerkirchlichen Raum der Gesellschaft, der Politik und Wirtschaft, in den Medien, der Pädagogik, Wissenschaft und in jedem anderen Bereich des Lebens. Schließlich heißt es doch in 2. Mose 15,5 „Denn die ganze Erde ist mein, spricht der Herr“.

Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde am 15.09.2009 in Berlin immer wieder gebetet: „Komm Heiliger Geist, wende das Geschick unseres Landes!“
Die Initiatoren und auch die Teilnehmer des Gebetstages waren sich dabei bewusst:

O Sie stehen mit ihrem Gebet und dem darin enthaltenen Bekenntnis zum Heiligen Geist bewusst auf dem Boden der Heiligen Schrift, der beiden christlichen Glaubensbekenntnisse (Apostolicum und Nicaenum) und der Evangelischen Allianz. Diese bezeugen alle den Heiligen Geist als die dritte Person der Dreieinigkeit, als den Geist, der vom Vater und von dem Sohn ausgeht und wirksam ist in der Gemeinde und in der Welt bis zur Wiederkunft Jesu Christi.

O Sie verstehen sich dabei als Stellvertreter für viele Christen aus ganz Deutschland, denen die ausdrückliche Wertschätzung und das Willkommen-Heißen des Heiligen Geistes und seiner Fülle in unserem Land ein Herzensanliegen ist.
Noch einige Highlights des Berliner Gebetstags:
Diethelm Strauch (standUp) erzählte öffentlich, wie er auf einer Fastenklausur Charismen (Geistesgaben) schätzen lernte und wie er selbst in einer Krisenzeit Gebet und Hilfe bei charismatischen Christen erfuhr.

Herbert Masuch (aus dem Gnadauer Verband) berichtete zeugnishaft, wie er Gebundenheiten überwinden konnte, als ihm der vollbrachte Sieg Jesu deutlich wurde und dass auch wir im Sieg leben dürfen (Röm 6 und 8 statt 7). Das habe ihn aber schwarmverdächtig gemacht und ihn als Sympathisant der Pfingstler erscheinen lassen.

Der gastgebende Pastor, Dr. Wolfhard Margies führte schließlich die Versammelten dazu, den Heiligen Geist um Vergebung zu bitten, weil sein Wirken am Anfang des 20. Jahrhunderts als „von unten“ beschrieben worden war, ferner, dass auch wir an dem Heiligen Geist schuldig geworden seien, zum Beispiel darin, dass wir ihn instrumentalisiert haben, mehr an seinen Gaben als an ihm selbst interessiert waren, verbunden mit der Bitte, dass uns eine neue Gesinnung, eine neuen Haltung, eine neue Wertschätzung gegenüber der dritten Person der Dreieinigkeit geschenkt werde.

Am Nachmittag und besonders am Abend (bis tief in die Nacht) führte die Musikgruppe Passion for Jesus mit großer Hingabe im Lobpreis und in die Anbetung Gottes. Zu einer gemeinsamen Segenshandlung lud Dirk Rösemeier (WEITOPEN) alle aus nah und fern Angereisten abschließend ein: Nachdem während des Tages Steine des Anstoßes gemäß Hesekiel 22 hochgepflügt worden seien, wurde nun – mit dem gesamten Trägerkreis auf der Bühne und fast allen Anwesenden direkt vor der Bühne – ein „Altar“ mit 16 größeren Steinen errichtet (symbolisch für die 16 Bundesländer) und dieser mit Salböl übergossen. Dann beteten alle unter Leitung von Ortwin Schweitzer:

„Vater im Himmel, wie Hesekiel damals rufen wir Deinen Geist, dass er über unser Land wehe, damit Tote zu neuem Leben erweckt werden. Deutschland soll erfahren, dass Du, unser Gott, der Herr bist!

So rufen wir: Komm, Heiliger Geist! Wehe über Deutschland und wecke überall den Glauben an Jesus als den Sohn Gottes, den Retter der Menschen, und an Gott als den Vater.

Wehe und wecke den Glauben in geistlich Erstorbenen und in denen, die geistlich noch nie lebendig waren. Wehe mächtig über unserem ganzen Volk, über jeden, der in unserem Land lebt und wirke ein allgemeines Erwachen im Land und eine tief greifende, lebenserneuernde und gesellschafts­ver­ändernde Erweckung.
Wir rufen zu Dir, im Vertrauen auf Deine Zusage: Komm, Heiliger Geist! Forme das Leben der Erweckten, forme sie und mache aus ihnen erkennbare Ebenbilder Gottes, geprägt von Deiner Herrlichkeit, Heiliger Geist. Lass ihr Leben erkennbar Deine Frucht hervorbringen: Liebe, Freude, Frieden, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.

Wehe, Heiliger Geist, unter uns, dass wir in Einheit zusammenfinden und unsere Mitmenschen an unserer Liebe zueinander erkennen, dass wir Jesu Jünger sind.

Lass Du auch das Zusammenleben aller Bürger und Fremden gelingen. Lass Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, Rücksicht und Solidarität sowie Ehrfurcht vor dem Leben wieder unter uns gelten. Lass Deine Werte wieder wertvoll werden bei uns.
Prophetisch rufen wir zum dritten Mal: Komm, Heiliger Geist, Du Geist der Fülle. Teile deine Gaben aus. Wir bitten ausdrücklich um alle Deine Gaben, damit wieder mehr Heilungen, Befreiungen, Wunder und Zeichen zur Ehre Jesu Christi geschehen und unser Land erfährt, dass Du wahrhaftig lebst und in Deutschland Herr bist.

Dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger geist, wir unterstellen uns heute der uneingeschränkten und unbegrenzten Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Er möge kommen und Gottes Reich in unserem Vaterland bauen – so wie ER will.

Ja, komm, Heiliger Geist!

Amen.“

Alle Fotos von Claudia Stapel (s. auch www.weitopen.de)