Globe Mission nimmt Flüchtlinge im Gästehaus der Zentrale auf

Die Entscheidung Flüchtlinge in unserem Gästehaus bei Globe Mission in Hamminkeln aufzunehmen, fiel ausgerechnet mitten in unsere Kandidatenschulzeit im September dieses Jahres. Das Gästehaus unserer Missionszentrale war überfüllt mit Missionarsanwärter, so dass Schüler auch noch Büroräumen im angrenzenden Verwaltungsgebäude übernachten mussten.

Schon seit Wochen beschäftigte uns die Frage wie wir, trotz sehr dünner Personaldecke und begrenzten finanziellen Mitteln, Flüchtlingen helfen könnten. Eine kurze Nachfrage beim Bürgermeister genügte und er kam mit dem zuständigen Abteilungsleiter vorbei. Sie hätten am liebsten schon in derselben Woche Familien bei uns untergebracht! Trotz einfacher Ausstattung, gilt unser Gästehaus nun mit seinen 11 Zimmern und insgesamt 32 Betten als Luxusunterkunft für Flüchtlingsfamilien.

Seit Oktober leben hier 9 Familien aus Syrien, Irak und Afghanistan, alle mit kleinen Kindern. Einige Mütter sind schwanger und ein Kind ist schwer krank. Von Seiten der Stadt bekommen wir sehr begrenzt Hilfe und müssen und dürfen uns um die Belange der jungen Familien selber kümmern. Was in ihnen vorgeht kann man nur erahnen. Die Verständigung ist schwierig, da von uns bei Globe Mission keiner Arabisch oder Dari sprechen kann. Ein Ehepaar, das seine Ausreise in ihr Missionsland um ein paar Monate verschoben hat, unterstützt uns bei unseren Aufgaben.

Als Leiter einer Missionsorganisation achten wir selber sehr darauf und trainieren ständig unsere Auslandsmitarbeiter darin, sich an die Kultur, in der sie leben, anzupassen. Auf dem großen Gelände von Globe Mission leben wir als Familie jetzt mitten unter 30 Moslems, mit einem für uns noch fremden Lebensstil und schwer erklärbaren Gewohnheiten. So haben wir in den ersten Tagen versucht uns in ihre Kultur hineinzudenken und sofern es unseren christlichen Werten nicht entgegenstand, anzupassen. Werden wir z.B. spontan zum Essen eingeladen, können wir nicht ablehnen, auch wenn das Essen so gar nicht zu unseren Ernährungsgewohnheiten passt!

Der Sozialarbeiter der Stadt wird nicht müde uns darauf hinzuweisen, dass sich diese Menschen in unsere Gesellschaft möglichst „schnell integrieren sollen“. Dem stimmen wir zu, doch wollen wir die Gäste möglichst kulturell ein wenig abholen, um den Kulturschock etwas abzumildern.

Der Austausch über unseren Glauben bleibt spannend. „Unsere“ Flüchtlinge sind bisher kaum Menschen begegnet, die so wie wir ihr Christsein leben. „Christlich“ wird von ihnen oft mit westlicher Kultur (inklusive all ihrer unmoralischen Seiten) gleichgesetzt. Darum bezeichnen wir uns selber lieber als „Nachfolger von Isa al-Masih“ oder „Nachfolger Jesu“.

Bisher beschränkte sich die Aufgabe von Globe Mission primär darauf, Menschen zu den Völkern zu senden, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jetzt, da die Völker zu uns nach Deutschland kommen, dürfen wir hier selber in unserem Land an diesem transkulturellen Auftrag Jesu direkt mitwirken.

Marion Pestke
(Marion Pestke unterstützt ihren Mann in seiner Position als Missionsleiter von Globe Mission. Mit ihren beiden Söhnen leben sie seit 2012 in der Missionszentrale in Hamminkeln, NRW.)