INDIEN: Eine Lumpensammlerin wird durch Christus verändert

Man sagt, die edelsten Menschen sind diejenigen, die Niederlagen, Leiden und Kämpfe durchlitten haben und ihren Weg aus den Tiefen gefunden haben. Eine von ihnen ist Roopa Raju.

„Seit meiner Kindheit hatte ich ein schwieriges Leben und erlebte schrecklichere Dinge, als die meisten Menschen in meinem Alter“, sagte Roopa. In ihren Jugendjahren wurde Roopa von ihren Eltern gezwungen, bei den indischen sogenannten ,Lumpensammlern‘ mitzumachen: Männer, Frauen und kleine Kinder durchwühlen schmutzige Abfallhaufen in den Städten Indiens. Sie suchen nach etwas, das recycelt und verkauft werden kann: Plastik, Flaschen, Metallteile, Glasstücke, Fäulnis, weggeworfenes Essen. „Mein Tag begann um vier Uhr morgens und ich sammelte Müll für 10 bis 12 Stunden“, sagte Roopa. An guten Tagen verdienten sie über 2 Dollar auf den Straßen, wo Hunde, Würmer, Fliegen, Ratten und Krähen ihre ständigen und einzigen Begleiter waren.

„Als ich älter wurde sagte mir meine Mutter, dass ich beim Müllsammeln nicht genug Geld verdiente, so war ich gezwungen, mit Männern zu schlafen, um mehr Geld zu bekommen. ‚Du musst Dich der Prostitution zuwenden‘, sagte sie.“ Mit Tränen in den Augen, verspürte Roopa die Wut gegenüber ihren Eltern. „Ich dachte an Flucht. Ich vertraute doch meinen Eltern. Wie konnten sie mir so etwas zumuten?“ sagte sie. „Ich war wütend. Ich wollte sie töten. Ich wünschte, dass ihnen etwas Schreckliches widerfahren würde.“

Roopa ist als Dalit eine sogenannte „Unantastbare“. In der indischen Gesellschaft gelten Dalits als die niedrigsten der niedrigen und sind ,unrein‘ – weniger Wert als ein Mensch. Fast alle Lumpensammler sind Dalits. Und wie sie enden viele junge Mädchen in der Prostitution oder verfangen sich in einem Netz von Menschenhandel. „Wenn ich darüber nachdenke, fange ich an zu weinen“, sagte Roopa.

 Aber das ist die Vergangenheit. Heute Abend ist ihre Abschlussfeier und Roopa lächelt! „Die Roopa der Vergangenheit ist nicht die Roopa die sie heute sehen! Ich kann es nicht in Worte fassen, was Gott in meinem Leben getan hat“, sagte sie. Sie möchte Gott und Jeevaline Kumar an diesem für sie bedeutsamen Abend danken für die Veränderung, die sie in ihrem Leben erfahren hat. „Wir freuen uns auf diesen Abend, weil wir unsere Frauen freigesetzt und emanzipiert sehen dürfen“, sagt Kumar.

„Ich würde nie eine dieser Frauen aufgeben!“

 Kumar leitet das ,Tarika Frauen Zentrum‘, einen christlichen Dienst, der junge Frauen in gefährlichen Situationen aufnimmt, rehabilitiert und ihnen ermöglicht sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Vor fast zwei Jahren kam Roopa zum Zentrum auf der Suche nach Hilfe. Hier bekam sie Beratung, lernte englisch sprechen, nahm an Näh- und EDV-Kursen teil, schließlich wurden ihre Verletzungen geheilt. Sie traf auch Dutzende von anderen jungen Frauen, die ähnliche Lebenserfahrungen durchgemacht hatten. „Persönlich möchte ich den Frauen weitergeben, dass ich niemals eine dieser Frauen aufgeben werde, egal wie oft sie fallen, weil ich weiß, dass es für sie ein Kampf ist“, erklärt Kumar. „Sie haben sich an einem bestimmten Lebensstil und auch an bestimmte Denkmuster gewöhnt. Um eine sichtbare Veränderung in ihrem Leben zu erkennen, braucht es Zeit“, sagt sie.

Das Tarika Zentrum ist nur einer von vielen christlichen Diensten in Indien. Mit aller Anstrengung wird versucht, Tausende von Frauen der Dalit-Kaste vor Menschenhandel und sexueller Sklaverei zu retten. Für viele dieser Opfer ist dieser Dienst eine Lebensader für eine bessere Zukunft. Roopa bezeugt, in diesem Zentrum habe sie mit großer Freude ihren Wert in den Augen Gottes erkannt. „Ich komme aus einem hinduistischen Hintergrund. Ich wusste sehr wenig über Jesus Christus. Als ich nach Tarika kam, begann ich die Bibel zu lesen und zu verstehen, was Freiheit wirklich bedeutet und meine Wertschätzung vor Gott zu finden“.

„Nach dem Ebenbild Gottes erschaffen: dies überwältigt mich“

Kumar ist überzeugt, letztlich kommt es zu nachhaltiger Veränderung, wenn sie sich im Lichte der Bibel sehen. „Und dies empfinden sie als sehr wertvoll. Sie können zunächst nicht glauben, dass sie nach dem Ebenbild Gottes erschaffen sind, weil ihnen jahrelang gesagt wurde, dass sie niedriger als Tiere sind. Jetzt diese für sie neue Wahrheit zu hören, überwältigt sie“.
 
Vor kurzem stand Roopa an einem Freitagabend zu Ehren ihrer Abschlussfeier mit 105 weiteren Frauen auf der Bühne. Alle hatten erfolgreich einen 18-Monatigen-Kurs im Tarika Zentrum beendet. Roopas Mutter und Vater saßen an diesem Abend im Publikum. Sie sagten gegenüber CBN-News, dass dies der beglückendste Moment in ihrem Leben ist. „Das Tarika Zentrum hat einen tollen Job gemacht. Meine Tochter ist ein anderer Mensch geworden“, sagte Saraswathi, Roopas Mutter. Und ihr Vater Raju sagt: „Ich bin betroffen und fühle mich schlecht über das, was wir ihr angetan haben, aber jetzt möchte ich, dass sie eine Ausbildung macht und in eine gute Zukunft startet“.

Der Anblick, wie Roopa die Hand ihres Vaters hält, spricht Bände über ein Leben, das durch die Kraft des Evangeliums verwandelt wurde. Sie erzählte CBN-News, dass sie ihren Eltern vergeben konnte, obwohl sie von ihnen zur Prostitution gezwungen wurde. „Jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe, danke ich Gott für das Tarika Zentrum, beteuert Roopa.“Ich danke Gott für meine Rettung aus der Vergangenheit.“

Nun arbeitet sie als eine selbstbewusste Verkäuferin in einem großen Kaufhaus an der berühmtesten Einkaufsstraße in dieser Stadt – in der gleichen Straße, in der sie einmal den Müll abholte. Jetzt verdient sie genug Geld für sich und um ihre Familie zu unterstützen. Ihr eigentlicher Wunsch ist jedoch, gebrochenen und missbrauchten jungen Frauen zu dienen. „Es gabt viele Menschen, die sich um mich kümmerten und mir Liebe zeigten“, sagt sie. „Ich möchte das gleiche für andere zu tun. Das wird mich glücklich machen!“
 
Zeugnisse wie das von Roopa inspirierten Kumar, sich einer weltweiten Frauenbewegung anzuschließen, die den Kilimandscharo in Afrika besteigen. Mit dem Ziel: das Bewusstsein für Menschenhandel und für die Not der indischen Dalits zu sensibilisieren. Siehe dazu den Bericht in Charisma 160 (April–Juni 2012), S. 6.

Quelle: George Thomas, CBN (Joel News 2012-30)