Kreis Charismatischer Leiter zum letzten Mal in Niedenstein

„Viele Charismatiker sehnen sich nach Stille und Kloster“, meinte Birgit Schindler, früher evangelische Pfarrerin, heute Leiterin der Vineyard-Gemeinde in Aachen. In den letzten beiden Jahren hat sie sich in Ignatianische Exerzitienbegleitung vertieft. Ein interessanter Aspekt innerhalb der Charismatischen Erneuerung – wenn auch nicht typisch.
Hans-Peter Pache vom Mülheimer Verband berichtet, wie er als Berliner Pastor das Konzept von „Gemeinsam für Berlin“ an andere Orten, sogar in andere Länder, weitertragen kann. Michael Winkler vom Netzwerk „Forum Leben“ ist dabei, ein Konzept für Business-Missionare zu entwickeln. Daniel Müller, Missionswerk Karlsruhe, berichtet von ihrem wöchentlichen Leitergebet für die Stadt. Matthias Jordan, Kassel, erzählt von der Heilung eines 21-jährigen krebskranken Mädchens in ihrem Jesus-Zentrum durch Gottes Eingreifen auf Gebet hin.

Erster Afrikaner im Kreis Charismatischer Leiter Deutschlands (KCL-D)

Spannend diese Austauschrunde beim jährlichen Treffen des Kreises Charismatischer Leiter, diesmal vom 3. bis 5. Dezember. Erstmalig in dieser Runde dabei: der afrikanische Pastor Richard Aidoo (New Life Church, Düsseldorf). Er berichtet, wie vor wenigen Wochen eine kritische Frau in den persischen Abendgottesdienst kam, um herauszufinden, warum so viele Moslems in diese Kirche gehen. Während der Gebetszeit nach der Predigt hörten die Gottesdienstbesucher, so Pastor Aidoo, einen dumpfen Schlag. Die Frau war zu Boden gefallen, ohne dass sie jemand berührt hatte. Nun lag sie da und zitterte. Besorgte Gemeindeglieder wollten die Ambulanz rufen, doch Pastor Aidoo hatte den inneren Eindruck, dass hier Gott am Wirken ist. Als die Frau nach 40 Minuten wieder aufstand, war sie von einem 10-jährigen ununterbrochenen Schmerz, der sich vom Nacken über den Kopf bis zur Stirn gezogen hatte, geheilt.
Einen Sonntag später sei der Ehemann mitgekommen, berichtet Richard Aidoo weiter. Er habe einen Tumor im Kopf gehabt, der zwei Wochen später operiert werden sollte. An jenem Abend empfing er nicht nur Heilungsgebet, sondern gab sein Leben – ebenso wie seine Frau – dem, der für sie nun mehr als ein Prophet, nämlich ihr persönlicher Erretter war. Zwei Wochen später im Krankenhaus konnten die Ärzte keinen Tumor mehr finden.

Neue Herausforderung für heutige Gemeinden

„Die Decke des Schweigens“ – referiert von Jobst Bittner, der ein gleichnamiges Buch geschrieben hat. Aus dem Tübinger Umfeld, bei Seminaren und Vorträgen landesweit sowie in vielen Einzelgesprächen, hat Bittner herausgefunden, dass „die Decke des Schweigens“ hinsichtlich einer familiären nationalsozialistischen Vergangenheit Störungen sowohl auf der Beziehungsebene als auch im seelischen und sogar körperlichen Bereich hervorgerufen haben. Andererseits konnte durch Umkehr und Bekennen familiärer Verstrickungen immer wieder Heilung erfahren werden. Und offensichtlich fällt es den einst Involvierten (soweit sie noch leben) leichter, mit ihren Enkeln oder Urenkeln darüber zu sprechen als früher mit ihren Kindern.
Herausforderungen, mit denen jetzt schon Gemeinden und christliche Werke konfrontiert sind und die in der Zukunft noch zunehmen werden, wurden im weiteren Verlauf des Treffens thematisiert:

  • „Immer mehr Menschen haben immer weniger Zeit“ – eine Beobachtung von Peter Wenz, Pastor im Gospel-Forum Stuttgart. Wie dieser gesellschaftlichen Veränderung in unseren Gemeinden begegnet werden kann, beschäftigte die Mitglieder des KCL-D auch bei diesem Treffen. Ebenso ethische Fragen (wie z.B. wenn homosexuelle/lesbische Paare – teilweise mit Kindern – zu Jesus finden).
  • Gaby Wentland konnte von einem größer werdenden Interesse und einer noch größeren Offenheit bei Politikern und Medien hinsichtlich des Menschenhandels in unserem Land berichten. Inzwischen ist es der Hamburgerin gelungen, ein Haus für Frauen, die zur Prostitution gezwungen worden waren, zu eröffnen, wo sie Geborgenheit, christliche Liebe und göttliche Heilung erfahren (mehr dazu in der nächsten Charisma-Printausgabe).

Beter sind Weltenbeweger

Dieser bekannte Slogan ist auch im Bewusstsein der KCL-Pastorinnen und Pastoren, wenn sie besonders an den Abenden ihres Jahrestreffens ganz gezielt für ihre Gemeinden, für die gesamte Christenheit in unserem Land, für die Regierung und für spezielle Missstände „in den Riss treten“. So wurde u.a. dafür gebetet, dass die „Decke des Schweigens“ in unserem Land und auch unter den pfingstlich-charismatischen Christen gebrochen werde, dass Gott die Gemeinden vor satanischen Angriffen zunehmender Krankheits- und Todesfälle bewahre. Es wurde dem Zeitgeist, wie z.B. in Form von Unverbindlichkeit und Missbrauch im Namen Jesu widerstanden und um Vergebung gebeten, wo zur Enttäuschung von Menschen beigetragen wurde.

Zum letzten Mal in Niedenstein

Seit Mitte der 90er Jahre traf sich der Kreis Charismatischer Leiter fast jedes Jahr ein bis zwei Mal für mehrere Tage im Freizeit- und Tagungszentrum Niedenstein, das dem Mülheimer Verband (älteste Pfingstbewegung Deutschlands) angehört. Zum Jahresende wird das Haus geschlossen und zum Verkauf angeboten. Somit endet eine unvergessliche Ära – im landschaftlich schönen Niedenstein, nicht weit von Kassel entfernt. Man hatte diesen Ort u. a. deshalb gewählt, weil Kassel geografisch in der Mitte Deutschlands liegt. Und da der KCL-D sich erst nach der Wende formierte, wollte man die Brüder und Schwestern aus den neuen Bundesländern auch dazu gewinnen und nicht zu weit in den Westen gehen. Wo die nächsten Treffen stattfinden werden, ist noch offen.