„Ohne Werte ist kein Staat zu machen“

Christlicher Führungskräfte-Kongress in Leipzig erfolgreich beendet:

„Mit Werten in Führung gehen“, war wieder das Motto des Kongresses christlicher Führungskräfte, der im Januar nach dreitägiger Dauer mit rund 3.200 Besuchern (unter ihnen über 300 Nachwuchskräfte) aus 14 Ländern in Leipzig zu Ende ging. Es war die achte der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung mit einer Fülle von Themen in zahlreichen gut besuchten Vorträgen und Seminaren. Gegenüber den letzten beiden Kongressen in Nürnberg (2011) und Düsseldorf (2009) hatten sich diesmal rund 600 Teilnehmer weniger angemeldet.

50% Landeskirchler, 35% Freikirchler

Mitglieder aus Landeskirchen waren in Leipzig gut zur Hälfte vertreten. Über 35 Prozent kamen aus Freikirchen (darunter 30,3% Freie Evangelische Gemeinden, 26,2% Baptisten, 7,6% Pfingstgemeinden, 3,4% Methodisten) und 11,3 Prozent Katholiken. 258 Missionswerke bzw. Organisationen waren mit Ausstellungs-Ständen vertreten (2011: 287).
Pastor Horst Marquardt (83), Initiator, Ideengeber und Vorsitzender dieser Kongresse, der im Laufe der Jahre in Wetzlar mit ERF, idea und KEP ein beachtliches christliches Medienzentrum auf die Beine gestellt hat, zeigte sich über die rückläufige Teilnehmerzahl gelassen, weil sich der diesjährige Termin mit der alljährlich stattfindenden landesweiten Gebetswoche der Deutschen Evangelischen Allianz sowie dem Zukunftskongress des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands in Erfurt überschnitt.

Ohne Werte kein Staat

Marquardt freute sich über die positive Resonanz des Appells von Leipzig, sich auch in Leitungspositionen an christlichen Werten zu orientieren (siehe am Schluss: Kongress-Erklärung „Mit Werten in Führung gehen“). „Ohne Werte ist kein Staat zu machen“, war auch das Vortragsthema von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der zurzeit eine steigende Nachfrage nach christlichen Werten und Tugenden beobachtet. Menschen, denen dagegen Orientierungsmaßstäbe fehlten, seien ein Spielball von Bevormundung und Manipulation.

Norman Rentrop kniete und betete

Norman Rentrop (55), Verleger, Mehrheitsgesellschafter bei Bibel-TV und EKD-Synodaler, riet zu mehr Demut und Verantwortungsübernahme, um der Schuldenkrise, die eine Glaubenskrise sei, in wirkungsvoller Weise begegnen zu können. Er empfahl der Kirche, sich mehr in das Wirtschaftsgeschehen einzubringen und beispielsweise eine nachhaltige Unternehmensführung zum Thema zu machen. Rentrop ließ die Zuhörer im Saal niederknien und betete mit ihnen.

Pekinger Ex-Minister fand Jesus Christus

赵老师在芝加哥柳溪教会-klein

Für viel Echo sorgte auf dem Leipziger Kongress eine Vortragsveranstaltung des Chinesen Dr. Zhao Xiao (gesprochen „Tschau-tschau“), früher Minister für Wirtschaftsplanung, danach Regierungsberater der Pekinger Regierung. Heute leitet er das Cypress Leadership Institut. Vor zehn Jahren, am 19. Januar 2003, bekehrte er sich zu Jesus Christus. Wie kam es dazu? „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete der 45jährige Professor der Pekinger Universität für Wissenschaft und Technologie.

2002 wurde er von der Pekinger Regierung mit einem Forschungsauftrag in die USA gesandt, um den Unterschied zwischen der chinesischen und amerikanischen Wirtschaft zu ergründen. Seit 30 Jahren hatte China immer wieder versucht, einen eigenen Weg der wirtschaftlichen Entwicklung einzuschlagen. Die fernöstliche Regierung wollte sich jetzt an der Marktwirtschaft orientieren.

Eine unsichtbare Hand

Was könnten wir Chinesen von den Amerikanern lernen und übernehmen, um den beschrittenen Weg sichern und verbessern zu können?, wollte Zhao wissen. In den USA entdeckte er überall Kirchengemeinden, die es in China nicht gab. Er spürte in den Vereinigten Staaten „eine unsichtbare Hand, einen Glauben, eine Ethik und die Moral“. Eine „solche Unterstützung“ vermisste er dagegen hinter der chinesischen Wirtschaft – eine Ethik, die Menschen anleitet, aufrichtig zu handeln und nicht zu betrügen. Deswegen wunderte ihn die Korruption und der Betrug in der chinesischen Wirtschaft nun nicht mehr.

Zhao Xiao war noch nicht Christ, gehörte auch keiner anderen Religion an, sondern glaubte an das Schicksal. Aber dann fing er an, sich für den christlichen Glauben zu interessieren und besuchte in Amerika Kirchen – für Weiße, Schwarze und Übersee-Chinesen. Die Atmosphäre in den Gemeinden berührte ihn sehr. „Ich spürte deutlich die Liebe der Gläubigen, sowohl mir gegenüber wie untereinander. Ich war damals noch Kommunist und sah, wie diese Gläubigen das Idealbild von Kommunisten vermittelten.“

Bibel ist die Wahrheit

Zhao Xiao begann, in der Bibel zu lesen und zu forschen, wie dieses Buch die Menschen so verändern konnte. Fast drei Monate lang las er nur die Heilige Schrift. Am Ende erkannte er, dass die Bibel nicht nur ein gutes Buch, sondern die Wahrheit, nämlich die Offenbarung Gottes ist. Das Beispiel gelebten Christentums, die Wahrheit des Wortes Gottes und die überführende Kraft des Heiligen Geistes berührten sein Herz, veränderten seine Gesinnung und gaben ihm eine neue Zukunftsperspektive.

Zurück in China

Nun werden Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser bestimmt fragen, welche Auswirkungen diese Sinnes- und Lebensänderung für Zhao Xiao hatte. Wie sollte jetzt sein Bericht ausfallen, wie sollte er das Ergebnis seines Forschungsauftrages formulieren?

Dr. Zhao Xiao schlug seiner Regierung vor, nicht nur irgendein Werte-System zu propagieren, sondern eines, das auf Recht, Moral und Ethik basiert, einzuführen. Zum ersten Mal kam die Vokabel „Ethik“ auf den Tisch der Planungs-Kommission. Die Expertise wurde nicht etwa abgelehnt, sondern von der Pekinger Regierung als der seit 40 Jahren einflussreichste Beitrag ausgezeichnet.

500 Millionen chinesische Christen in 2030?

Auf dem christlichen Führungskräftekongress in Leipzig prognostizierte Zhao, dass bis 2030 ungefähr jeder dritte Einwohner in China Christ sein wird. Bei einer Bevölkerung von bis dahin geschätzten 1,7 Milliarden (jetzt 1,3 Mrd.) dürften es dann mindestens 500 Millionen Christen sein. Entsprechende Auswirkungen auf Nachbarstaaten, vor allem Indonesien, seien vorprogrammiert. Rund 200 Millionen (88%) seien dort Moslems, 23 Mio. (9%) Christen, 2% Hindus, 1% Buddhisten. Rund neun Millionen Indonesier haben chinesische Wurzeln.

Nach dem Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus entstehe jetzt eine neue chinesische Kultur, deren Grundlage das Christentum sei.

Hartmut Ohm

Kongress-Erklärung „Mit Werten in Führung gehen“ (Kurzfassung)

„Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses christlicher Führungskräfte, bemühen uns, nach den Maßstäben Gottes zu leben, wie sie sich beispielhaft in den zehn Geboten finden. Eine Gesellschaft ist dann leistungsfähig und sozial, wenn sie ‚unter Verantwortung vor Gott und den Menschen‘ lebt, wie es in der Präambel des deutschen Grundgesetzes heißt. Wir sind überzeugt: Wirtschaftliches Handeln braucht christliche Werte, mit denen man in Führung gehen kann.

Wer sich an Gottes Maßstäben orientiert,

  • bemüht sich um Integrität, Ehrlichkeit, Fleiß, Verlässlichkeit, Barmherzigkeit und Fairness in allen Bereichen des Lebens;
  • lehnt Korruption, Betrug, unfaire Löhne, überzogene Gehälter und Abfindungen genauso ab, wie Habsucht, Neid, Geiz und üble Nachrede;
  • setzt sich für den Schutz des Eigentums, der Umwelt und des Sonntags als Ruhetag ein und engagiert sich für das öffentliche Wohl;
  • fördert Ehen, Familien und Kinder als Basis der Gesellschaft;
  • ermutigt seine Mitbürger zu einem Leben in Verbindung mit Jesus Christus.“

Der nächste christliche Führungskräfte-Kongress soll vom 26. bis 28. Februar 2015 in Hamburg stattfinden.

www.fuehrungskraeftekongress.de