Reformation im Kleinen – Neues geistliches Leben in St. Ingbert

In den letzten Jahren sind in unserem Land eine ganze Reihe neuer, lebendiger Gemeinden entstanden, die wirklich Frucht für das Reich Gottes bringen. Mit so viel Begeisterung lese ich von verschiedenen Gemeindeverbänden, in denen Gemeinden sind, die wirklich Menschen für Jesus gewinnen möchten. Nicht nur in Ostdeutschland gibt es viele Möglichkeiten, wie sich das Reich Gottes ausbreiten kann.

Seit knapp zwei Jahren sind wir in einem ähnlichen Gebiet von Deutschland. Es ist ein kleiner Zipfel, der oft übersehen wird: das Saarland. Hier gibt es nur wenige evangelikal-charismatische Gemeinden und tendenziell keine großen. Nun sind wir nicht in einer Gemeindegründungsarbeit, sondern in einer „Reformationsarbeit“.

Wir feiern 2017 ja 500 Jahre Martin Luthers Reformation. Als Pastor durfte ich viele Jahre in Eisenach Gemeinde unter der Wartburg bauen. Wir hatten den Reformator oft „vor Augen“. Solche Reformatoren braucht es auch heute in den Gemeinden. Ich liebe Gemeindegründung und bin überzeugt, dass sich das Reich Gottes am besten und schnellsten durch viele neue Gemeinden ausbreiten kann. Doch ich wertschätze auch die bestehenden Gemeinden. Unsere Gemeinde bekam vor 60 Jahren ihren ersten Pastor. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und wie viele andere Gemeinden durfte sie einerseits Zeiten des Aufbruchs erleben, andererseits Zeiten der Ruhe – wie im Herbst, wenn es still wird.

Mit unserem Kommen nach St. Ingbert brach nicht eine Zeit der Ernte aus, sondern eine Zeit der Veränderung. Veränderung lieben nicht alle Menschen, doch wir haben als kleine Gruppe gesagt: Ja, wir wollen uns verändern, damit wir den Auftrag von Jesus erfüllen können: „das Verlorene suchen“. Doch wo fängt man an? Beim Gottesdienst, bei den Kleingruppen oder mit dem Evangelisieren? Wir haben bei unserem Gebäude angefangen.

Wir hatten ein Gemeindehaus, das in die Jahre gekommen ist. Mit Unterstützung unseres Gemeindebundes machten wir uns auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten. Dabei sind Kontakte zur Zeitung, dem Bauamt und nicht zu vergessen, zu vielen Maklern entstanden. Doch ein neues Gebäude, das war nicht zu finden. Auch einen Käufer für das alte Gemeindehaus fanden wir vorerst nicht. Wir beteten weiter in der Gebetsstunde und in jedem Gottesdienst, dass der Heilige Geist wirken und uns ein Haus zeigen möge.

Eines Tages klingelte das Telefon. Ein Mann war am anderen Ende der Leitung. Es ging um das Haus. Wir hätten ja schon miteinander gesprochen. Ich war irritiert, ich kannte ihn nicht und wollte ihm ein paar Daten über unser Gemeindehaus geben – mit dem Gedanken im Hinterkopf: „Endlich ein Käufer!“ Der Mann erklärte, dass er ein Haus zu verkaufen hat und war fest davon überzeugt, dass wir die Tage telefoniert hatten. Was hat er denn anzubieten? Einen Versammlungsraum für 150 bis 200 Personen! Wow, ich war ganz Ohr. Wir machten einen Termin aus, im Königsreichsaal der Zeugen Jehovas, das perfekte Gemeindehaus. Ab da ging alles sehr schnell.

Nun sind wir seit Anfang des Jahres im neuen Haus. Nein, die Erweckung ist noch nicht da. Aber eine Reformation hat begonnen. Denn so wie ich überzeugt bin, dass wir viele neue Gemeinden brauchen, glaube ich auch, dass wir Gemeinden brauchen, die bereit sind, sich reformieren zu lassen. Nachdem nun ein ansprechender Rahmen vorhanden ist, beten wir für Menschen, die Jesus Christus erleben und eine Reformation in ihrem Herzen erfahren. Mit der gleichen Leidenschaft beten wir für „Erntearbeiter“, denn wir glauben an eine große geistliche Ernte. Deswegen unsere Bitte an Jesus, uns mit Erntearbeitern zu versorgen, damit einer reichen Ernte nichts im Wege steht. Egal, ob es Studenten oder Senioren sind oder alle Altersstufen dazwischen. Das Reich Gottes braucht Dich. Sei ein Reformator!

Einen kleinen Schritt in diese Richtung haben wir anlässlich des Muttertags unternommen: Zwei kleine Pfingstgemeinden in St. Ingbert gingen gemeinsam auf die Straße, um Jesus in unserer Stadt zu bezeugen und den Müttern eine Freude zu bereiten. Für beide Gemeinden war das ein kleiner Schritt der Veränderung.

Wir haben eine kleine „Muttertagsstraßenkirche“ aufgebaut und haben den Frauen, die entweder bei der Straßenkirche vorbeigekommen sind oder so auf dem Markt eingekauft haben, Blumen geschenkt. Unsere elfjährige Tochter brauchte zwei Ansätze um obiges Foto zu machen, weil jedes Mal, wenn sie fotografieren wollte, Frauen vorbei kamen und unsere Jiska keine Mutter ohne Blumen vorbeigehen lassen wollte. Nach dem Einsatz kamen einige Mitarbeiter zu mir und erzählten mir, dass besonders ältere Damen sich gefreut haben, dass jemand an sie denkt zu Muttertag.

Wenn die Menschen dabei etwas von der Liebe Jesu mitbekommen haben, dann war es dieser Einsatz wert. Denn schließlich geht es ja darum, dass nicht wir uns profilieren, sondern unser Herr Jesus groß gemacht wird.

Jens Schröter

 

Foto: Die kleine „Muttertagsstraßenkirche“

 

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