Sarah Kaiser CD-Release „Freiheit – Auf den Spuren Martin Luthers“

Der Winter hat Einzug gehalten im Herzen Berlins, unweit des Ortes, den sie den gefährlichsten Deutschlands nennen, weil die Zahl der Drogendealer hier seit Jahren stetig zunimmt.

Jazzmusik dringt aus der anliegenden Emmaus Kirche, ein beeindruckender Klinkerbau, typisch für Berlin Kreuzberg. Doch an diesem Abend ist Wärme spürbar, Hoffnung und Leichtigkeit liegen in der Luft.

Es ist der 31.10.2016, Reformationstag und Auftakt für ein historisches Jubiläum, knapp 500 Jahre nachdem Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, die zur Reformation einer festgefahren Kirchenkultur führten und unser heutiges Verständnis der Bibel, aber auch unseren Wortschatz entscheidend geprägt haben.

Sarah Kaiser, selbst gebürtige Berlinerin, und Band geben das Release Konzert ihrer neuen CD „Freiheit“ mit Titeln, die sich, nicht nur an Christen wenden, sondern auch jenen die Tür öffnen sollen, die keinen festen Halt in einer Glaubensgemeinschaft haben. Und eines wird schnell klar. Diese Lieder erzählen von Hoffnung, unbeeindruckt von schlechten Nachrichten und den täglichen Horrorszenarien, einer Welt, die zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint. Doch war das nicht schon immer so? In den Pausen zwischen den Songs nimmt Sarah Kaiser das Publikum mit auf ihre ganz eigene Entdeckungsreise der Reformation, schüttelt den Staub ab, den dieser Begriff über die Jahre angesetzt hat, und zeichnet ein Bild von einem jungen, wilden Luther, der mutig war, Klarheit zu schaffen, in einem korrupten System, das alle Macht auf seiner Seite hatte.

Klar und mutig ist auch Sarah Kaisers Musik, die Stimme der Jazzmusikerin zart in den Höhen und kraftvoll in den Mitten. Das Ensemble ist eingespielt, Gesang und Instrumente treffen sich auf Augenhöhe.

Variantenreich ist auch die Interpretation alter Texte und Melodien Martin Luthers, die in ihrer Aktualität überraschen. Ein besonderer Moment: das Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“, eine orientalisch angehauchte Originalmelodie Luthers, die Sarah Kaiser einigen anwesenden Flüchtlingen aus dem Irak und Syrien widmet. Dabei schwingt kein Pathos mit, sondern der tiefe, verzweifelte Ruf nach Gott und die Hoffnung, sich auf ihn verlassen zu dürfen.

Die klare Linie Martin Luthers gepaart mit gefühlvollem Jazz bildet an diesem Abend eine einzigartige Verbindung. Viele Titel sind nachdenklich, andere spannen den Bogen zu Leichtigkeit und Freude. Die Anwesenden spüren, dass die Sängerin sich ihrer Sache sicher ist. Egal wie düster die Welt manchmal zu sein scheint, es gibt Hoffnung und Grund zur Freude und das strahlt auch die Song-Auswahl des neuen Albums „Freiheit“ aus.

Im Vorfeld zum Release der CD stand für Sarah Kaiser eine Reise zu den Ursprüngen der Reformation. Hierzu hatte sie unterschiedlichste Experten getroffen, darunter auch die Theologin und Reformationsbotschafterin der evangelischen Kirche Margot Käßmann. Gnade und Freiheit, Gewissen, Mut zur Haltung, Familie und Ehe: viele der Werte, die Luther innerhalb der Reformation herausgearbeitet hatte, finden sich heute auch in den Liedtexten der Jazzsängerin.

Produziert wurde die CD von Samuel Jersak, der das Konzert auch als Pianist begleitet. Seine gefühlvollen Harmonien überzeugen, tragen die energiegeladene Stimme der Jazzsängerin. Die Auswahl der Lieder ist am Ende doch klar für ein christliches Publikum definiert, öffnet mit Neuinterpretationen von Klassikern wie „Die Gedanken sind frei“ aber auch immer wieder Türen für Außenstehende.

Text und Foto: Daniel Baar