Think Tank Gemeinde 4.0: Kirchengemeinde der Zukunft gestalten

Was passiert, wenn sich etwa 100 Vordenker, Visionäre und Gemeindeentwickler einen Tag lang in einem Raum versammeln? Wenn sie sich nach inspirierenden Expertenimpulsen zum Gedankenaustausch und zur Vernetzung treffen, um eigene Ideen zu formulieren? Angespornt von der Frage, was die veränderten Bedürfnisse einer mobilen und vor allem individualisierten Gesellschaft für Kirchengemeinden bedeuten. Zum 3. Mal in Folge veranstaltete das auf Gemeindebau spezialisierte Unternehmen 4Wände GmbH den jährlichen Think Tank Gemeinde 4.0, ein Treffen für Menschen, die die Zukunft der Kirchengemeinden aktiv mitgestalten wollen. Die interaktive Zukunftskonferenz ist exklusiv für Pastoren, Gemeindeleiter, Berater und engagierte Mitarbeiter aller Denominationen. Auch erstaunlich viele junge Menschen fanden sich an diesem 24. November 2018 in der FeG Wetzlar ein.

Trends, Herausforderungen und Chancen

Johannes Reimer, Professor für Missionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, sieht vor allem in Beziehungsnetzwerken effektive Schlüssel für die Weitergabe des Evangeliums. Kirche müsse da sein, wo die Menschen sind und sich für ihre Bedürfnisse interessieren. Sobald das geschehe, würde Kirche automatisch in die Mitte der Gesellschaft rücken.

Auch private Häuser spielten hier eine zentrale Rolle, wie schon bei den ersten Christen. Ihr weit verzweigtes Netz an Familien- und Freundesbeziehungen sei damals die Grundlage gewesen, auf der sie so erfolgreich Gemeinde bauten. Menschen vertrauten und dienten einander. Sie waren füreinander da, auch über die wöchentlichen Veranstaltungen hinaus. – Wer sich heutzutage im Gemeinwesen engagiert, um etwa als Gemeinde eine Kita zu renovieren, werde für sein Umfeld relevant.

Für Stefan Vatter, Berater für Kirchengemeinden und Unternehmen, standen die Orte, an denen sich Menschen gerne aufhalten, im Vordergrund. In den letzten Jahrzehnten sei vor allem unter jungen Leuten eine starke Tendenz zu sogenannten Third Places zu erkennen. So bezeichnen Soziologen (halb-)öffentliche Räume der Begegnung, wie Gastronomie oder Sportzentren in Abgrenzung zum First Place (Zuhause) und Second Place (Arbeitsplatz). Als Orte der Vernetzung, der Erholung und des Erlebens spielten sie laut Trendforschung eine immer größere Rolle. Stefan Vatter plädierte dafür, auch als Kirchengemeinde Orte zu schaffen, wo Menschen gerne hinkommen und sich so geben können wie sie sind.

Berührungsängste mit der Gesellschaft ablegen

Gerhard Hab, Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer der 4Wände GmbH, sieht in der Gestaltung ihrer Räumlichkeiten einen Erfolgsfaktor von Kirchengemeinden. Wie am Augsburger Westhouse Projekt veranschaulicht, habe sich die Mischung von kirchlicher, sozialer und gewerblicher Nutzung des vorhandenen Raumes als zukunftsweisend herausgestellt. Damit die Gemeinde der Zukunft in die Gesellschaft investieren könne, sollte sie mitten drin sein. Dafür brauche es offene, ansprechende Begegnungsräume mit Bistro-Charakter, in denen Gastfreundschaft gelebt werde. Sie sollten für Veranstaltungen aller Art genutzt werden können, auch von Initiativen der Stadtgesellschaft.

Neues zu wagen und Altbewährtes wiederaufzugreifen – mancher Teilnehmer war damit kräftig herausgefordert. Am 23. November 2019 startet der nächste Think Tank Gemeinde 4.0. Vielleicht werden gerade Sie dort ein wichtiger Impulsgeber sein oder den entscheidenden Denkanstoß mit in Ihre Gemeinde bringen.