Vertrau Gott auf allen deinen Wegen!

Mehr als zwei Jahre sind seit dem schrecklichen Erdbeben auf Haiti vergangen. Und noch immer leben die Menschen in Zeltstädten, noch immer sind die Zustände zum Teil katastrophal. Die Spendengelder heute noch nicht alle an Ort und Stelle und ich frage mich: „Gott, hast Du dieses Land, diese Menschen dort vergessen? Was sind Deine Gedanken, Deine Wege für die Verwundeten dieser Welt?“

Immer wieder höre ich von Wundern die dort geschehen, Heilungen, die passieren, neues Leben welches in eine ungewisse Zukunft hineingeboren wird, Erweckungen in den Gemeinden, Pastoren, die Buße tun, selbst die Regierung, die auf die Knie ging, um Vergebung von Gott zu erhalten.

Ich will kurz erzählen, wie es mir am 12. Januar 2010 erging, als die Erde auf Haiti bebte und mehr als 220.000 Menschen starben: Mein Sohn Chris, damals 16 Jahre alt, hatte sich mit einem Team einer amerikanischen Gemeinde auf den Weg gemacht, ein Waisenhaus aufzubauen. Sie waren am 1.Januar 2010 von New York aus gestartet. Voller Tatendrang halfen sie vor Ort die Kinder zu versorgen, Gottes Liebe in ihre Herzen zu bringen und verbrachten 12 Tage in enger Gemeinschaft mit den Kleinen. Als sie am 12. Januar von einem Einsatz in den Bergen in das Heim zurückkamen, bebte die Erde. Mein Sohn wurde durch den Raum geschleudert und konnte sich unter einen Tisch retten, einige andere in die Türrahmen. So warteten sie, bis es wieder still wurde. Das erste Bild was sich ihnen bot, war das eines sterbenden Babys auf dem Arm seiner Großmutter.

Als ich morgens die Nachricht von dem Erdbeben bekam, rasten meine Gedanken,aber ich fühlte mich völlig leer. Auf dem Weg zur Arbeit – ich begriff immer noch nicht, was passiert war – spürte ich,wie Gott zu mir sprach: „Du hast mir deinen Sohn anvertraut, und ich werde ihn dir gesund wieder nach Hause bringen.“

In diesem Satz erkannte ich den liebevollen Vater. Aber wie sollte das funktionieren? Ich machte mir tagelang furchtbare Gedanken, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich haderte mit Gott, verstand nicht, warum er so etwas zugelassen hatte. Wollte meinen Sohn zurück.

Am gleichen Nachmittag hatte ich Skype-Kontakt mit Chris. Ich sah meinen Sohn inmitten dieser Trümmer – und dass die Erde schon wieder bebte. Dann kam für mich der schlimmste Satz meines Lebens: „Mama ich kann nicht mehr, hol mich hier raus.“ Was kann eine Mutter oder ein Vater in solch einer Situation tun? Es zerriss mir das Herz.

Ein wenig konnte ich auf einmal nachempfinden, wie es Maria damals ergangen sein muss, als ihr Sohn gefangen genommen, gegeißelt und schließlich ans Kreuz genagelt wurde. Sie saß zu seinen Füßen und weinte. Und ich saß zu Hause und weinte um meinen Sohn. In dieser schweren Zeit, als Chris sieben Tage in der Hölle von Haiti war, konnte ich Gott nicht verstehen. Seine Wege sind höher als unsere Wege, seine Gedanken höher als unsere.

Als nach dieser Zeit nachmittags der Anruf von Chris kam, er sei in Amerika und würde nach Deutschland ausgeflogen, habe ich Gott nur noch danken können. Ja, ich kann nur dankbar sein für die Wunder in meinem Leben und im Leben meines Sohnes. Gott all meine Wege anbefehlen und ihm völlig vertrauen …

Gabriela With
Zur Autorin:
Gabriela With studiert Journalismus und lebt in Hamburg. Durch ihre eigene Lebensgeschichte versteht sie tief verletzte Menschen und spricht auch darüber auf verschiedenen Veranstaltungen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die tiefe Liebe Gottes weiterzutragen.