Wissenschaftliche Gesamtausgabe: 750 Briefe des pietistischen Seelsorgers und Dichters Gerhard Tersteegen (1697-1769)

Die seelsorgerlichen Briefe des pietistischen Denkers, Seelsorgers und Liederdichters Gerhard Tersteegen (1697 – 1769) liegen erstmalig in einer umfassenden Edition vor. Herausgegeben von Gustav-Adolf Benrath erscheinen zwei Bände mit 750 Briefen des „Mystikers vom Niederrhein“ in der Reihe „Texte zur Geschichte des Pietismus“ (ISBN 978-3-525-55339-8). Eine neue historisch-kritische Gesamtausgabe seiner Briefe lässt Gerhard Tersteegen vor allem als Seelsorger in seiner Zeit lebendig werden.

Ein Beispiel dafür ist der Briefwechsel von Tersteegen mit Christiana Maria Griesenbeck: „Macht nicht soviel Überlegungen aufs Zukünftige, wo es endlich hinaus wolle. Grämt sich auch ein Kindlein den Kopf krank, ob es wohl ein vollkommen erwachsener Mann soll werden?“ Mit diesen Worten ermutigt der 32-jährige Gerhard Tersteegen am 28. Juni 1729 seine „geliebte Freundin und Mitstreiterin“ Christiana Maria Griesenbeck. Damit beginnt eine über zehn Jahre währende seelsorgerliche Begleitung in Briefen, wie sie Tersteegen zahlreichen Freunden und Anhängern angedeihen ließ.

Gerhard Tersteegen wurde am 25. November 1697 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Moers im niederländisch-deutschen Grenzgebiet geboren. Seine Laufbahn als Geschäftsmann brach er mit 22 Jahren ab, um sich einer intensiven geistigen und religiösen Suche zu widmen. Inspiriert von radikal-pietistischen Gruppierungen verschrieb er am Gründonnerstag 1724 sein Leben an Jesus Christus. Er wurde zum geistlichen Führer der „Pilgerhütte“ zu Otterbeck, einer kommunitären Gemeinschaft im niederbergischen Heiligenhaus.

In der Folgezeit wirkte Tersteegen als Prediger bei Erweckungsversammlungen, als Heilpraktiker und vor allem als Seelsorger. Auf Drängen seiner Anhänger veröffentlichte er später Sprüche, Gedichte und Lieder, die ursprünglich als Gelegenheitslyrik für bestimmte Adressaten entstanden sind. Zu seinen bekanntesten Texten zählen die Choräle: „Gott ist gegenwärtig“ und „Ich bete an die Macht der Liebe“, die sich bis heute im Evangelischen Gesangbuch wiederfinden.

In Auswertung von Erkenntnissen einer mehrere Forschergenerationen umfassenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Briefen und im Licht zahlreicher archivarischer Entdeckungen und neuer historischer Erkenntnisse hat dazu der Mainzer Kirchengeschichtler Gustav Adolf Benrath unter Mitarbeit von Ulrich Bister und Klaus vom Orde sämtliche zuzuordnenden Briefe von Gerhard Tersteegen neu ediert und wissenschaftlich kommentiert. Damit sind die 750 Briefe Tersteegens neu zugänglich; viele davon schlummerten bislang unentdeckt in Archiven und Nachlässen.

Bibliographische Angaben zur Gesamtausgabe:
Gustav-Adolf Benrath (Hg.), Gerhard Tersteegen: Briefe. Unter Mitarbeit von Ulrich Bister und Klaus vom Orde.
Texte zur Geschichte des Pietismus, Abteilung V, Band 7. Gießen und Göttingen 2008. 1268 Seiten mit 2
Abbildungen in 2 Bänden mit 663 und 605 Seiten, Leinen, 199,00 Euro; ISBN 978-3-525-55339-8

Links zu Tersteegen-Texten und -Biographien
– Kurzbiographie
– Biographie
– Ausführliche Biographie (mit Literaturverzeichnis)
– Gedichte und Lieder
– Gedichte und Lieder
– Gedichte und Lieder
Info-Links zu Projekten der Pietismusforschung:
– Interdisziplinäres Zentrum zur Pietismusforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
– Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus der UEK
Quelle:
EKD-Pressemitteilung ttp://www.ekd.de/presse/pm161_2008_tersteegen.html vom 17.6.2008 (Abrufdatum: 1. Juli 2008)

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