Wunderbar: 10 Jahre Bibel TV

Die St. Jacobikirche im Herzen Hamburgs war überfüllt, als Bibel TV am 22. September seinen zehnten Geburtstag feierte. Auch reichten danach die eigenen Räumlichkeiten bei weitem nicht, um mit den aus ganz Deutschland angereisten Zuschauern fröhlich feiern zu können. Eine in der gleichen Straße befindliche Großdisco wurde einfach zur seligen Festhalle umfunktioniert. Improvisieren, aus wenig viel machen, das hat bei Bibel TV ohnehin Tradition. Denn die Anfänge waren überaus überschaubar. Mit gerade mal fünf Mitarbeitern ging der erste christliche Fernsehsender Deutschlands am 1. Oktober 2002 über einen digitalen Astra-Kanal auf Sendung.

Viel bemerkenswerter ist jedoch seine Zusammensetzung. Die beiden Amtskirchen sind durch eigene Medienunternehmen als Gesellschafter dabei, aber auch freikirchliche und unabhängige christliche Werke. Damit ist dieses nachhaltige Medienprojekt in der Öffentlichkeit, dazu noch im Fernsehen, ohne Beispiel. So bunt wie die Gesellschafter, so vielfältig ist auch das Programm. Sendungen der katholisch geprägten „Kirche in Not“ laufen neben dem evangelikalen idea-Fernsehen, an das sich wiederum die charismatische Joyce Meyer anschließt. Letztere ist übrigens eine der beliebtesten täglichen Sendungen.


Mit mehr als 800 Besuchern war die St. Jacobikirche mitten in Hamburg anlässlich der 10-Jahres-Feier von Bibel TV überfüllt. Der fröhlichen Stimmung des Dankgottesdienstes schadete das aber in keiner Weise.
Foto von David Wessler

Initiiert wurde der erste christliche Fernsehkanal durch den Verleger Norman Rentrop. Er selbst hatte durch eine Gideon-Bibel in einem Hotelzimmer ein entscheidendes Erlebnis, das ihn zum Glauben an Christus führte. Daher sollte der Sender auch Bibel TV heißen. Wer sich zu dieser Basis bekennt, kann mitmachen. Seither hat Rentrop mehrere Millionen an Spenden in den Sender gesteckt. Aber auch die Zuschauer spenden jedes Jahr mehr für den mittlerweile 8,6 Millionen teuren Etat ihres Senders. Henning Röhl, der Geschäftsführer von Bibel TV betont, dies ist der einzige Sender in Deutschland, der von seinen Zuschauern freiwillig bezahlt wird.

Für Henning Röhl, dem ehemaligen Fernsehdirektor des MDR, bedeutete Bibel TV eine echte Umstellung. Völlig ohne die durch Gebühren finanzierte öffentlich-rechtliche Vollversicherung galt es den Sender von Null an aufzubauen. Ende dieses Jahr geht Henning Röhl nun nach getaner Arbeit mit 69 Jahren in den Ruhestand. Matthias Brender wird sein Nachfolger. Er ist Anfang Dreißig und hat noch viel vor. Letztlich ist allen Mitarbeitern und Gesellschaftern von Bibel TV klar, ohne Gottes Gunst wäre das Projekt niemals so weit gekommen. Das drückt auch der Bibelvers auf den Fluren des Senders im Hamburger Stadtteil Hammerbrook aus: „Wo nicht der Herr das Haus baut, da arbeiten umsonst, die daran bauen.“

Im Blick zurück ist Henning Röhl glücklich: „Ich bin oft so überwältigt. Wir waren zwar optimistisch, aber das, was wir heute sehen, hatte auch ich nicht erwartet.“ Beim Start als erster christlicher Sender Deutschlands gab es 1,7 Millionen digitale Satelliten- Haushalte im deutschsprachigen Raum, die Bibel TV empfangen konnten. Heute ist das Programm in 30 Millionen Fernsehhaushalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Satellit, Kabel, digitale Antenne (DVB-T) und IPTV zu sehen sowie als Livestream im Internet. Viele Sendereihen sind in der Bibel TV Mediathek oder im eigenen Youtube-Channel rund um die Uhr abrufbar.

Ja, die Programme und ihre Qualität sind bei Bibel TV recht unterschiedlich und es kann noch manches verbessert werden. Aber das macht gerade den Charme des Senders aus. Und die inhaltliche Breite hat letztlich dazu beigetragen, dass sich die doch recht unterschiedlichen kirchlichen und theologischen Richtungen am Ende miteinander unter einem Dach vertragen oder ertragen. Das macht Mut für die Zukunft dieser sichtbaren und hörbaren Stimme des Christentums in der deutschen TV-Landschaft.

Letztlich ist es Gottes Geist, der sein Wort bei den Zuschauern lebendig macht. Das drückten dann auch die beiden Prediger des Festgottesdienstes in der Jacobikirche jeder auf seine Weise aus. Jochen Bohl, sächsischer Landesbischof und stellv. EKD-Ratsvorsitzender aus Dresden, würdigte den Sender als einen, „dem es nicht um Kapitalrendite, sondern um die Verkündigung des Evangeliums geht!“ Und Dr. Werner Thissen, Erzbischof aus Hamburg, meinte, „Wenn Paulus heute lebte, ich glaub‘, der wär‘ bei Bibel TV!“