Bereitet den Weg

Wie Christen jüdischen Menschen helfen, ins Land der Väter zurückzukehren



Ich sitze im Zug nach Berlin. Fahre die Strecke, auf der ich früher kontrolliert wurde, ob ich nicht verbotene Literatur (wie unsere Charisma-Zeitschriften und christliche Bücher) dabei habe. Besonders unbeliebt waren Bücher über Israel und die Heimkehr der Juden ins verheißene Land. Doch genau darum geht es jetzt:

In Berlin findet eine europäische Israel-Konferenz statt, ausgetragen von Ebenezer International. In mehr als 50 Ländern setzen sich Christen in dieser Organisation dafür ein, dass jüdische Menschen den Weg nach Hause finden – ins Land der Väter und zu dem Gott ihrer Väter.

Ein Gedankensprung: Spätsommer 1995. Zum ersten Mal bin ich in Odessa am Schwarzen Meer. Nicht um zu baden, sondern um mit 343 Olim (wörtl. die [nach Jerusalem] Hinaufgehenden; d.h. jüdische „Heimkehrer“, Einwanderer nach Israel) per Schiff die Fahrt nach Haifa anzutreten. Das, was sie sich nie hätten träumen lassen, wird jetzt Wirklichkeit: In wenigen Tagen werden ihre Füße das Land betreten, das Gott Abraham und seinen Nachkommen als ewiges Erbteil versprochen hat. (Meinen damaligen Reisebericht können Sie hier nachlesen.

Aus 10 Ländern treffen sich Mitarbeiter/innen und Freunde von Ebenezer zum Auftakt des neuen Jahres im einst geteilten Berlin. Und sie wissen: Wenn Gott schon das Wunder der Wiedervereinigung Deutschlands als Antwort auf viele Gebete schenkte, so wird er erst recht seine eigenen Versprechungen gegenüber dem Volk Israel wahrmachen und es aus aller Herren Länder zurückkehren lassen „ins verheißene Land“.

Am ersten Abend hören wir Länderberichte: Wie es den Juden in den vertretenen europäischen Ländern geht, inwieweit ein Interesse unter ihnen erwacht ist, die uralten Prophezeiungen für die Jetzt-Zeit anzunehmen, für sie persönlich, für ihre Familie. Über die Jahre ist gegenseitiges Vertrauen zwischen den Christen von Ebenezer International und jüdischen Organisationen gewachsen, so dass sie nun oft gemeinsam Jungen und Alten bei der Immigration helfend zur Seite stehen (etwa 140.000 Personen konnte Ebenezer International bisher „bei der Rückkehr in ihre wahre Heimat“ behilflich sein). Dabei geht es nicht nur darum, einen Koffer zum Flughafen zu tragen, sondern um biblische Aufklärung, praktische Hilfe in vielerlei Hinsicht, Finanzierung der Ausreise und Hilfe bei der Eingliederung in Israel.

Doch wie hat das alles begonnen?

Wir beteten mit aufgesetzten Gasmasken

Fürbitter aus mehreren Nationen waren in Jerusalem im Gebet vereint. Da brach der Golfkrieg aus – im Januar 1991. „Diese Fürbitte-Konferenz verbrachten wir überwiegend im Luftschutzkeller; wir beteten mit aufgesetzten Gasmasken und die Anliegen und Eindrücke wurden an die Wand projiziert“, erinnert sich der bekannte Bibellehrer Lance Lambert.

Der Schweizer Gustav Scheller berichtete später:
„Niemand, der dabei war, wird jemals diese Tage in Jerusalem vergessen. Wir schliefen in dieser Zeit sehr wenig. Aber trotz aller Raketen wussten wir uns unter dem Schatten des Allmächtigen in Sicherheit.

Jahre zuvor hatte der Herr meiner Frau und mir gezeigt, dass wir eines Tages den Juden bei der Rückkehr aus dem ‚Land des Nordens‘ helfen würden. Nun begann sich die Vision während dieser Gebetskonferenz im Januar 1991 zu erfüllen. Als ich darüber zu sprechen begann, wurde von verschiedenen Seiten Unterstützung zugesagt und wir gründeten den Ebenezer Emergency Fund.“

Gebet als Herzstück aller Aktivität

Beeindruckend war für mich in Berlin, dass in den 50 Ländern, in denen Ebenezer tätig ist, nicht nur Koordinatoren ein Büro führen, sondern Gebetsleiter/innen landauf, landab Beterinnen und Beter zu gewinnen suchen. „Diese Betonung begann schon bei der Entstehung“, meint dazu Jean Thomas, die internationale Gebets-Koordinatorin. „Im Laufe der Jahre haben wir unter der Leitung des Heiligen Geistes viele Lektionen in Sachen Fürbitte gelernt. Und wir lernen ständig dazu. Ebenezer – Operation Exodus ist im Innersten ein Dienst der Fürbitte.“

Wahrscheinlich hat der Herr gerade deshalb so viele Türen geöffnet, Verbindungen geschenkt, die früher undenkbar erschienen, gegenseitige Achtung und Sympathie zwischen Christen und Juden wachsen lassen. Dabei ist die Hilfsbereitschaft nicht etwa am Aussterben, sondern eine neue Generation bereitet sich darauf vor, die Stafette zu übernehmen (siehe z.B. die Beiträge über den „Jugendzweig“ Engage Israel in den Charisma-Ausgaben Nr. 163, S. 41 + Nr. 158, S. 41. Neu erschienener Prospekt hier).

Was ist das Wichtigste für einen Juden?

Ein frommer Jude würde auf diese Frage vielleicht antworten: „dass er die Tora studiert und danach lebt“. Ein Christ wird normalerweise antworten: „dass er Jesus als den Messias Israels und seinen Messias erkennt und ihm nachfolgt.“

Ebenezer International könnte – nachdem, was ich bei ihrer Europa-Konferenz gehört habe – formulieren: „dass er ins Land der Väter zurückkehrt, denn dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Gott sich ihm offenbart und dort werden sich die endzeitlichen Prophetien erfüllen.“

Das sei eben der Unterschied zwischen Israel-Werken und Gemeinden, meinte Konferenzredner Willem Glashouwer von Christen an der Seite Israels bei einem Pastorentreffen während der Berliner Konferenz. Israel-Werke oder -Dienste hätten einen speziellen Auftrag. Dieser sei oft begrenzt. So wie es ein evangelischer Pfarrer beim Mittagessen zum Ausdruck brachte: Du kannst nicht zugleich Judenmissionar und bei Ebenezer sein.

Markus Ernst, internationaler Ebenezer-Leiter, verriet mir, als ich meine Bedenken dazu äußerte: Ein Rabbi in einem osteuropäischen Land führe sie auf seiner Schwarzen Liste. Darauf angesprochen, dass Ebenezer Juden doch gar nicht missioniere, meinte er: „Das, was ihr macht, ist noch wirkungsvoller.“ In der Tat haben viele Olim nach all der von Ebenezer-Volontären erfahrene Hilfe und Liebe einen ganz anderen Eindruck von Christen als bisher – und nicht wenige von ihnen haben sich später in Israel für den Juden Jeschua (Jesus) interessiert – oder sich sogar einer (meist russisch-sprachigen) Gemeinde angeschlossen. Wer kann die Wege Gottes ergründen …

Drei Fragen zum Schluss, die ich von der Konferenz mitgenommen habe:

  • 1. Was kann ich tun, um in meiner Gemeinde die Alija-Vision bekannt zu machen (Alija = Einwanderung der Juden nach Israel)?
  • 2. Bete ich regelmäßig mit anderen zusammen für Israel und für die Rückkehr der Juden in ihr Land?
  • 3. Glaube ich fest an die Wiederherstellung Israels? Wenn ja, wie zeigt sich dies in meinem Leben?

 

Hinweis: Eine ISRAEL-Reise mit Ebenezer-Koordinator Pastor Johannes Barthel findet im Mai 2013 statt. Nähere Info hier

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