Global World Conference B.R.I.S – Missionsbefehl rückt in den Vordergrund

„Christus hat befohlen: Geht, macht alle Völker zu Jüngern, tauft sie und lehrt sie. Sein Befehl ist in drei Teile gegliedert: Geht – dies bedeutet Evangelisation, tauft – meint Gemeindegründung und lehrt – bedeutet Schule. Erst wenn wir alle Teile des Missionsbefehls ausführen, lebt die christliche Roma-Gemeinschaft nach dem Willen des Herrn.“ Mit diesen Worten eröffnete Latzi Kwiek, Leiter der Bibelschule B.R.I.S, die dreitägige Konferenz in Darmstadt.1
Vom 24. bis 26.8.2015 fanden im Rahmen der Konferenz zahlreiche Lehrseminare, überwiegend zum Thema „Evangelisation“ statt. Evangelisationsgruppen, die in Bulgarien, Mazedonien und Rumänien während des Sommers Missionseinsätze hatten, berichteten von ihren Erfahrungen. Noch ausstehende Evangelisationsreisen, unter anderem nach Litauen und in die Ukraine, wurden ebenfalls vorgestellt. Einen Höhepunkt bildete die Präsentation des Fünfjahresplans „B.R.I.S 2020“ für die Entwicklung der Bibelschule zum ausgedehnten Missionswerk. An den Abenden fanden Gottesdienste statt, die von bis zu 1000 Roma aus der ganzen Welt besucht wurden.

„Vision 2020“

Stevo Atanasio gehört zum Leiter-Team von B.R.I.S und ist seit der Gründung der Bibelschule als Lehrender dabei. Ihm wurde die Aufgabe zugeteilt, den Fünfjahresplan vorzustellen. “Vorausgesetzt dass bis 2020 unser Herr Jesus noch nicht zurückgekehrt ist, gibt es für uns in den nächsten fünf Jahren viel zu tun“, begann er seine Ausführungen.
Eine Bibelschule in ein globales Missionswerk weiter zu entwickeln erfordere als ersten Schritt einen festen Glauben. Glauben an den Herrn und das Vertrauen, dass wir in seinem Willen handeln. Globale Evangelisation ist und bleibt der Schwerpunkt dieser Vision.



Das Leiterteam Latzi Kwiek und Stevo Atanasio stellen BRIS 2020 vor

Finanzen

Dazu sei es erforderlich die Finanzen ins Blickfeld zu rücken. „Wir müssen nicht nur uns und unsere Familien Gott unterordnen, sondern auch unsere Finanzen.“ Das Sammeln von Spenden für die Evangelisation und deren Verteilung sei unabdingbar. Deshalb müsse eine globale Finanzverwaltung eingerichtet werden. Die Bibelschule bleibe weiterhin aktiv und werde ausgeweitet. Seminare finden auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene statt, um weiter für gutausgebildete Prediger und Diener des Evangeliums zu sorgen. „Gebets- und Fastentreffen sollen vermehrt organisiert werden, zur Vertiefung des Glaubens und der geistlichen Stärkung“, so Atanasio.

Mediale Präsenz

Die Ausweitung des Missionswerks erfordere auch einen medialen Fortschritt. „Die Welt ist klein geworden. Durch das Internet und moderne Medien ist fast jeder Mensch auf der Welt erreichbar“. Auch B.R.I.S müsse mediale Präsenz aufzeigen, um effizienter zu arbeiten. Geplant sind eine eigene Zeitschrift herauszugeben, im Radio und TV sich zu präsentieren und im Web vertreten zu sein.



Einsegnung neuer B.R.I.S Evangelisten

Internationale Erweiterung von B.R.I.S

Bulgarien

Nikolay Petkov Metodiev ist Pastor des christlichen Zentrums „Jesus is Lord“ in Dunavci und Vidin, in Bulgarien. Der Organisation unterstehen 45 Gemeinden. „Ich habe von der Bibelschule B.R.I.S gehört und war sofort davon begeistert. Meine Gebete wurden erhört, als die Evangelisation begann und Pastor Stevo Atanasio aus London, einer der Leiter von B.R.I.S, mit mir Verbindung aufnahm und sagte, dass er mit Mitgliedern der Schule zu uns kommen wollte. Wir haben zusammen eine gesegnete Arbeit geleistet und vielen Menschen die erlösende Botschaft unseres Herrn Jesu Christus verkündet“, sagte Metodiev sichtlich beeindruckt. „Eine Allianz mit B.R.I.S ist für uns sehr wichtig. Die einheitliche Lehre und die Organisation der Gemeindearbeit würde Bulgarien eine positive Entwicklung bringen. Es gibt noch so viele Roma in unserem Land, die noch nicht erlöst sind“, erklärte er fortfahrend. Dankbar zeigte Metodiev sich auch dafür, dass ihn und seinen Kollegen, Pastor Krasimit Raykov Saparev, die Bibelschule finanziell unterstützt hat, um an der Konferenz teilzunehmen. „Bei uns verdient eine Dreiköpfige Familie etwa 120 Euro. Da bleibt nichts übrig für Reisen. Durch die Spende von B.R.I.S konnten wir aber trotzdem teilnehmen und den Menschen darüber berichten, wie die Evangelisation mit dem B.R.I.S-Team bei uns lief“, so Metodiev.



Pastor Krasimir Raykov Saparev (Bulgarien), Pastor Stevo Atanasio (London), Pastor Latzi Kwiek (Deutschland) und Pastor Nikolay Petkov Metodiev (Bulgarien)

Australien

Mike Sterio ist ein Roma-Evangelist aus Melbourne. Er nahm schon letztes Jahr an der Konferenz teil und war beeindruckt von der Verbreitung und der Intensität des Glaubens an den Herrn Jesu Christus unter den Roma Europas. Er leitet Hausgebetskreise in Melbourne. „Die Gründung einer Roma-Gemeinde in Melbourne ist für mich eine Herzensangelegenheit. Dafür nahm ich auch eine Reise um die Welt in Kauf“, erklärte Sterio. Er sieht in der Verbreitung des Evangeliums unter den Roma Australiens seine Berufung. „Ich weiß, dass das keine leichte Aufgabe ist. Aber ich glaube daran, dass durch die Leitung des Heiligen Geistes alles möglich ist. Deswegen hat er mich auch nach Deutschland geschickt, um über gemeinschaftliches Gebet und organisatorische Unterstützung von B.R.I.S dem Ziel ein Stück näher zu kommen“, so Sterio. Der Kontakt wird über das Jahr aufrechterhalten, und die Sendung einer Gruppe nach Melbourne ist in Planung.

Israel

Valery Novoselsky ist Herausgeber von Roma Virtual Network (RVN). Er ist ein Rom der seit 1996 seinen Hauptwohnsitz in Haifa (Israel) hat. Hier hält er sich jedoch nicht lange auf. Er bereist die ganze Welt und sammelt Informationen und Eindrücke über Roma in der ganzen Welt, die er online veröffentlicht. Seine Großmutter war Jüdin, die Familie emigrierte aus Dnepropetrovsker (Ukraine) nach Israel. Er selbst ist Christ und studierte am Galilee Bible College.
Nach seinen Informationen leben etwa 7000 Roma in Israel. Viele von ihnen seien Christen.
„Während der drei Tage der Konferenz in Darmstadt ist mir bewusst geworden, dass Romani Evangelical identity ein etablierter Begriff ist. Dies deutet auf eine positive Version des Romanipen2 hin, gewissermaßen wenn Mitglieder einer Gemeinschaft sich solidarisieren in Gedanken und im Geist. Das Prinzip Rom Romesa3 ist in diesem Fall keine Theorie, sondern ein gelebtes Credo mit einer spirituellen Anwendung. Und dieses soll den Mitgliedern helfen ihr Leben nach christlichen Werten auszurichten. Hier geht es nicht darum, Stereotypen zu bedienen, sondern diese Konferenz bietet Anleitung zur Ausrichtung nach biblischen Werten“, resümiert Novoselsky. Er freue sich auf weitere Begegnungen und sprach sogleich dem B.R.I.S-Team eine Einladung nach Israel aus. Der Gedanke an eine Roma-Gemeinde im gelobten Land ließ auch die B.R.I.S-Leiter nicht unberührt.

[divider_thin]

1 Mehr zu Bibliko Romani International Skola, der Bibelschule von und für Sinti und Roma in Sofia Kwieks Artikel „Hoffnung für eine Volk ohne Land. Sinti- und Roma-Gemeinden in Deutschland“, Charisma 174, S. 32–35 (Anm. der Redaktion).

2 Roma-Gemeinschaft oder Roma-Zusammenhalt (Anm. der Autorin)

3 Rom mit Rom (Anm. der Autorin)

[divider]

Zur Autorin

Sofia Kwiek ist aktive Christin und arbeitet als freie
Journalistin in Offenburg. Sie studierte Soziologie,
Politikwissenschaften und Literatur in Gießen.