Gottesdienste in Christchurch nach dem Erdbeben

Was hat sich verändert? – Was tut Gott in der Stadt?

Karin Detert, Leiterin der „Brücke zu den Nationen“, hatte vor kurzem im Rahmen von Charisma-online über das Erdbeben in Christchurch, Neuseeland, berichtet. In der Zwischenzeit besuchte sie einen Gottesdienst und lässt uns an ihren Erlebnissen teilhaben.

Der Ortsteil Brighton vor und nach dem Beben
Es war früh am Sonntagmorgen, die Straßen in Brighton, einem Bezirk von Christchurch, waren ziemlich leer, die Türen oder Fenster der Geschäfte und Häuser der Ladenstraße mit verschieden farbigen Zetteln versehen, je nachdem, ob sie abgerissen werden sollten, nur beschädigt waren oder wieder geöffnet werden konnten.
Der Himmel war grau, das Meer bewegt und der Strand mit Schildern versehen: Bitte nicht ins Wasser gehen wegen Umweltverschmutzung durch das Erdbeben. 100 der 400 Häuser dieses Bezirkes sind für den Abriss gekennzeichnet. Ein ziemlich trostloser Anblick.
Brighton Strand: „Der verlassene Strand“

Anfang Februar war es noch ein fröhlicher farbenfroher Ort, wo wir noch an einem Abend mit einem Team aus Deutschland in der Grace-Vineyard-Gemeinde gedient hatten. Jetzt ist das Gemeindegebäude beschädigt. Der funktionierende Teil wurde von der Gemeinde in ein Versorgungszentrum (Lebensmittel, Hilfsteams, Gesprächs- und Gebetsangebote etc.) für den Ort verwandelt. Die Gemeinde trifft sich jetzt in einem anderen Gebäude.

Gottesdienst – Tiefe Begegnung mit Gott
Der Saal war total voll. Das erste Lied wurde angestimmt: Amazing Grace! (Erstaunliche Gnade!)
Was für ein Unterschied, ob man dieses Lied singt, weil es so schön ist oder ob man es inmitten einer tiefen Krise singt! Es war nicht einfach mehr als nur ein Lied – es kam aus der Tiefe der Herzen all derer, die das Erdbeben überlebt hatten. Inmitten all der Fragen, warum die einen überlebt haben, die anderen nicht, die einen die Häuser verloren haben, die anderen nicht und vieler anderer Fragen, für die es gerade keine Antworten gab und wahrscheinlich auch nie geben wird steht fest: Amazing Grace!

Danke Gott für Deine Bewahrung. 400.000 Einwohner, „nur“ 200 Menschen, die es nicht geschafft hatten. Danke Gott, dass wir vor Schlimmerem bewahrt wurden! Danke, dass Du unser Fels, unsere Festung, unser Zufluchtsort bist, in Zeiten der Not reichlich zu finden.

Danke, dass wir Dir unsere Ängste, unseren Schmerz, unsere Einsamkeit, unsere Fragen bringen können. Danke, dass Du uns tröstest, stärkst, ermutigst, uns neue Hoffnung gibst, dass es mit Dir weitergeht und nicht die Zerstörung das letzte Wort hat.
Danke, dass Du unsere Trauer verwandelst und uns fähig machst, uns dennoch am Leben und am Morgen zu freuen, trotz der Verluste und der Ungewissheit, wie es weitergeht. Der Boden ist schwankend und nach zwei schweren Beben in wenigen Monaten, wer weiß, was noch vor uns liegt. Aber du bist unser Fels, unsere Rettung und du hast gute Pläne für unser Leben und unsere Stadt. Wir segnen Christchurch und beten, dass deine Herrlichkeit diese Stadt erfüllt und sie bekannt wird als eine Stadt, die „Christ‘s Church“ (Gemeinde Christi) ist.

Ein Lied wurde gesungen, Herr, Dir sei die Ehre! Inmitten der Not und des Schmerzes bekommen diese Lieder tiefe Bedeutung. Herr, egal was passiert, dir sei die Ehre und die Anbetung. Wahre Lobpreisopfer, die zum Himmel aufstiegen. Bei vielen liefen Tränen. Die Gegenwart Gottes war da, sein Trost, sein Friede.

Amazing Grace! Amazing Gott! Der Pastor, der sehr ehrlich seine eigenen Erfahrungen während des Bebens und der Zeit danach weitergab, predigte darüber, wie der Herr auch seine Jünger immer wieder ermutigte, inmitten des Sturmes ihre Augen auf ihn zu richten und zu wissen, mit dem Herrn an ihrer Seite kommen sie siegreich hindurch.

Zum Abschluss wurde die neuseeländische Nationalhymne gesungen, deren Worte sich an Gott richten mit der Bitte: „God defend New Zealand“. Das war schon etwas ganz Besonderes.

Plötzlich geht man nicht mehr am Sonntag in die Gemeinde, weil eben Sonntag ist, sondern weil Gott Gott ist und weil Gott das Leben gerettet hat und so real ist und wir ohne ihn nicht weitergehen können. Gott, wenn Du mich nicht durchträgst, alleine kann ich da nicht durchgehen. Hilf mir, für all die, die Dich nicht kennen, eine Brücke zu Dir sein zu können.
Foto Godi Nationalhymne: Die Versammlung
singt die Nationalhymne, auch die Kinder sind dabei

Trauerfeier
Am Freitag, dem 18.3. fand die Trauerfeier in Christchurch in einem großen Park statt. So weit das Augen reichte, füllten die Menschen den Rasen, um gemeinsam als Stadt zu trauen und gemeinsam Abschied zu nehmen von denen, die es nicht geschafft hatten und allen Helfern zu danken, die ihr Leben riskiert haben, um nach Überlebenden zu suchen und bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Vision der reifen Erntefelder
Als ich dieses Bild der großen Menschenmenge sah, die gemeinsam um den Verlust so vieler Menschen und anderer Dinge trauerte, wurde ich an die reifen Erntefelder Afrikas erinnert, wenn Reinhard Bonnke seine Großveranstaltungen durchführt und die Kamera in die Menschenmenge schwenkt.

Ich sah diese gleiche Menschenmenge, die hier bei der Trauerfeier versammelt war, aber ich sah sie, wie sie in dieser Stadt zusammenkam, um ihrem Erlöser zu begegnen. Wie sie zu dem gerufen wurden, der der Einzige ist, der uns Sicherheit und Hoffnung und Wegweisung und ewiges Leben geben kann.

Eine Zeit der Not – Eine Chance für die Gemeinde
Die derzeitige Situation bietet den Gemeinden viele offene Türen, den Herzen der Menschen zu begegnen. Die Gemeinden rücken zusammen. Neulich gab es ein Pastorentreffen, zu dem ca. 200 Pastoren und Leiter zusammenkamen, um füreinander zu beten und zu überlegen, wie sie gemeinsam der Stadt helfen könnten. Gemeinden werden aktiv in der Stadt durch praktische Hilfsaktionen wie Essen-, Kleidungs- und Lebensmittelverteilung, aber auch Nachbarschaftshilfe wie Aufräumarbeiten, Hilfe bei Umzügen und überhaupt Überlebenshilfe.

Die Stadt kann helfen, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Derzeit besteht ein großer Bedarf an Seelsorgehelfern. Gemeinden aus anderen Teilen des Landes motivieren ihre Seelsorger, für einen kürzeren oder längeren Einsatz nach Christchurch zu gehen, um den Menschen ein Ohr zum Zuhören zu leihen, ihnen eine Umarmung zu schenken und für sie zu beten. Eine gewaltige Chance für den Leib Christi. Ein christliches Team aus Australien kam, um den Kindern auf den Straßen und in den Notunterkünften zu dienen und ihre Herzen aufzuheitern.

Es wurde von Nicht-Christen berichtet, die sich den ganzen Tag auf dem Gelände der oben beschriebenen Gemeinde aufhalten, einfach nur weil sie sagen, sie fühlten sich sicher, wenn sie in der Nähe der Christen sind. Ist das nicht gewaltig? Viele kommen erstmals in die Gemeinden.

Möge es schnell sichtbar werden, wie der Herr das Minus der jetzigen Situation in ein Plus verwandelt und der Leib Christi in der Stadt sichtbar wird und denjenigen, der allein der wahre Helfer in der Not ist, Jesus Christus, zu den Menschen bringt.

Karin Detert, im März 2011
Brücke zu den Nationen, zurzeit in Wellington, Neuseeland

Zur Autorin:
Karin Detert reist „als Botschafterin Gottes“ – so könnte man sagen – in viele Länder, um Kontakte zu den Glaubensgeschwistern zu knüpfen, Verbindungen zu schaffen, voneinander zu lernen und füreinander ein Segen zu sein.

Wenn Sie mehr über ihren Dienst erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an: kdetert@gmx.de