SUDAN: Kindersoldat läuft für Gott

Lopez Lomong wurde in einem kleinen sudanesischen Dorf geboren. Als er sechs Jahre alt war, rissen Rebellen ihn während eines Gottesdienstes seiner Mutter aus den Armen. „Ein großer Kerl mit vielen Pistolen und Kugeln um den Bauch hat mich weggeschleppt und auf einen Lastwagen geworfen“, erzählte er Tom Buehring, einem CBN-Reporter. Lopez wurde zu einem Rebellen-Camp gebracht und dort gefangen gehalten. Bis er andere Kinder sterben sah. Nun plante er gemeinsam mit drei anderen Jungen die Flucht.

„Auch zu mir sagten sie: ,Hey, heute Nacht siehst du deine Mama wieder'“, erinnert er sich. Im Dunkel der Nacht schlüpfte Lopez durch den Zaun und rannte um sein Leben. „Wir rannten durch die Savanne auf den Urwald zu. Unterwegs gab es nichts zu essen, nur wilde Früchte.“ Drei Tage und sechzig Kilometer später fanden kenianische Grenzsoldaten den kleinen Lopez und brachten ihn in ein Flüchtlingslager. Das sollte für die nächsten zehn Jahre sein Zuhause sein. Hier gab es neue Feinde: Krankheit, Hunger und Verzweiflung. „Ich beneidete die Kinder, die sich abends einfach schlafen legten und nicht mehr aufwachten … Jeder Tag war ein Kampf, und nur die Stärksten überlebten. Ich habe nur weitergemacht, weil ich wusste: Gott gibt mir eine Chance. Irgendwann.“

 

Ich wurde auserwählt. Gott wollte, dass ich dieses Kreuz trage und Ihm nachfolge.

Lopez ging zum Gottesdienst. Er sehnte sich nach einer tieferen Beziehung zu Gott und wollte sich taufen lassen. An einem Heiligabend-Gottesdienst beschloss er, wie Jesus zu leben: „Ich wurde auserwählt. Gott wollte, dass ich dieses Kreuz trage und Ihm nachfolge. Jesus hat Seine Jünger mit Namen gerufen … und deshalb diene ich Gott.“

Lopez wollte auch mitmachen, wenn die anderen Kinder Fußball spielten. Doch um mitspielen zu dürfen, musste man zuerst die knapp dreißig Kilometer rund ums Flüchtlingscamp umrundet haben. Diese Bedingung hatten sich die Kinder selbst auferlegt. Eine hervorragende Ablenkung: „Das bewahrte mich davor, immer nur ans Essen zu denken und, naja, es ist echt – es ist echt heftig, eine so kleine Ration zu bekommen. Du weißt genau, das ist die einzige Mahlzeit heute. Aber beim Laufen konnte ich irgendwie den Hunger vergessen.“

Als Lopez 16 wurde, kam seine große Chance: Er war unter den 3’800 Flüchtlingskindern, die von US-amerikanischen Familien aufgenommen wurden. Im Rahmen der Hilfsaktion „Lost Boys of Sudan“ wurden Robert und Barbara Rodgers zu seinen neuen, amerikanischen Eltern. Lopez bekam ein Stipendium an der North Arizona University, erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft und qualifizierte sich für den 1’500-Meter-Lauf der Männer zur Olympiade 2008.

 

Ich laufe, um diesen Kindern etwas geben zu können. Ich will ihnen eine Zukunft geben.

Ein Jahr später, 2009, errang Lopez bei den „USA Outdoor Track & Field Championships“ seinen ersten nationalen Titel. Das ganze Jahr über läuft er internationale Rennen und vergisst dabei nie die Tausende verbliebener Lost Boys of Sudan, die vielen verlorenen Jungen des Sudans, die immer noch auf ein Zuhause warten. „Jetzt laufe ich auf etwas zu. Ich laufe, um diesen Kindern etwas geben zu können. Ich will ihnen eine Chance geben, einen Lichtblick, eine Zukunft. Gott hat mich hierher gebracht. Er hat mir geholfen zu überleben, all diese Schwierigkeiten zu überwinden, und jetzt kann ich anderen helfen.“

Lopez lebt und trainiert in Portland, Oregon. Sein neulich erschienenes Buch „Running for My Life“ (Ich laufe um mein Leben), das er zusammen mit Mark Tabb geschrieben hat, macht auf die Notlage der südsudanesischen Flüchtlingskinder aufmerksam. „Lege alles in Gottes Hand. Folge deinem Herzen und tue, was Gott dir sagt. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte … Jeder läuft seinen eigenen Wettlauf des Herzens. Jeder kämpft an einer anderen Front. Geh an die Startlinie und lauf los. Fang an. Ruf zu Gott und sag ihm: ,Hey, hier bin ich. Rette mich. Vergib mir.‘ Für dieses Rennen ist jeder von uns aufgestellt, wir alle sind qualifiziert.“
Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 wurde Lopez im 5’000-Meter-Finale der Männer Zehnter: CBN Videoreportage

Quelle: Lopez Lomong, Tom Buehring (Joel News 2012-26)

 

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