Zwei Söhne des Holocaust

Am Vorabend des Holocaust-Gedenktags, der seit 1996 am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz, begangen wird, fand im Jesus-Haus Düsseldorf als gemeinsame Veranstaltung mit „Juden für Jesus“ eine besondere Veranstaltung unter dem Thema „Zwei Söhne des Holocaust“ statt.

Sprecher waren Werner Oder, der Sohn eines österreichischen SS-Offiziers, und der messianische Jude Barry Barnett, Sohn einer Holocaustüberlebenden deutschen Jüdin.

Photographer / Cameraman, Direktor von Christian movie Festival

Die Erfahrungsberichte beider Männer sind tief bewegende Geschichten, wie Gott Menschen berühren und verändern kann, beide fanden in dem jüdischen Messias Jesus (Jeschua) Freiheit von den schweren Schatten der Vergangenheit.

Im Anschluss an die beiden Lebenszeugnisse beteten die etwa 200 Anwesenden gemeinsam für geistliche Erweckung unter dem jüdischen Volk und in Israel sowie in Deutschland und anderen Nationen. Ein spezielles Anliegen war die Überwindung des tiefsitzenden Antisemitismus, der leider immer noch und immer wieder in verschiedenen Formen vorgefunden wird.

Der Abend, musikalisch umrahmt von einem Musikteam der Juden für Jesus aus Essen, schloss mit dem traditionellen Kiddusch-Gebet und dem priesterlichen Segen, bevor eine Gruppe der Teilnehmer noch einen Besuch an der Holocaust-Gedenkstätte im Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Düsseldorf-Derendorf anschloss.

Einer der Referenten, Werner Oder, hat seine dramatische Lebensgeschichteauch ausführlich in Buchform (in englischer Sprache) veröffentlicht. An dieser Stelle folgt eine kurze Zusammenfassung dessen, was er am Abend erzählte:

 

Ich wurde in der Nähe von Linz geboren. Dort kommen auch Hitler und Eichmann her. Eichmanns Verwandtschaft lebt immer noch dort. Die Familien Oder und Eichmann hatten geschäftlich oft miteinander zu tun. In Linz entstand seinerzeit das erste Konzentrationslager, von dort aus wurden weitre Lager errichtet. Österreicher ebneten den Weg für den Antisemitismus.

Mein Großvater arbeitete als Diplomat Nazideutschlands in der Slowakei. Mein Vater trat 1942 aus der katholischen Kirche aus und wurde Mitglied der SS-Einsatzgruppen, die für ihre Grausamkeit berüchtigt waren. Er war darauf spezialisiert, Menschen mit dem Genickschuss zu töten.

Ich erlebte die Folgen des Fluchs, von dem in 5. Mose 28 (Deuteronomium) geschrieben ist. Ich war dämonisiert und stand unter dem Einfluss der finsteren Kräfte, die von meinem Vater Besitz ergriffen hatten, ich hatte seinen Antisemitismus geerbt. Als Jugendlicher war ich aggressiv und unkontrollierbar, immer wieder griff die Polizei mich auf. Es gab Tage, an denen ich Menschen töten wollte. Doch dann geschah etwas, was ich bis heute nicht erklären kann …

Eines Nachts schrie ich aus Verzweiflung, weil ich spürte, dass die dämonischen Mächte mich töten wollten. Meine Mutter hörte mich damals und schrieb auf, was ich ausgerufen hatte. Viele Jahre später teilte sie es mir mit. In meiner tiefen Not hatte ich zu Gott geschrien: „Hab Erbarmen mit mir, sonst sterbe ich heute Nacht!“

Und Gott schickte mir Hilfe durch einen deutschen Evangelisten. Er blickte mir in die Augen und ich spürte, dass er keine Angst vor mir hatte. Von ihm hörte ich, dass Gott, der seinen Sohn auch für mich gegeben hat, bereit ist, mir meine Sünden zu vergeben. Nach langem innerem Kampf fiel ich auf meine Knie und vertraute Jesus mein Leben an. Und dann hatte ich eine Offenbarung, die mich erschütterte …

Ich fand heraus, dass Jesus ein Jude war, dass der Retter der Welt und mein Retter der jüdische Messias war. Das wollte ich meiner Familie erzählen! Ich erwartete, dass meine Verwandten eine geistliche Erweckung erleben, doch das Gegenteil war der Fall – ich stieß auf Ablehnung.

Ich weiß nicht, wie lange ich es in dieser Umgebung ausgehalten hätte, und so erbarmte sich Gott über mich, der ich geistlich gesehen wie ein neugeborenes Baby war. Ich bekam die Möglichkeit, nach England zu emigrieren. Dort fand ich bei der Fackelträger-Gemeinschaft eine geistliche Heimat, später studierte ich Theologie und bin nun seit 30 Jahren als Pastor in einer englischen Gemeinde tätig.

Ich bin überzeugt, dass Gott einen Plan für Deutschland hatte und hat. Tragischerweise wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit der sogenannten Berliner Erklärung, die das Wirken der Pfingsterweckung als nicht von Gott ablehnte, in einem übertragenen Sinn der Lichtschalter in Deutschland ausgeknipst. Was danach kam, war schreckliche Finsternis. Wenn wir heute sagen, dass uns das leid tut, können wir es dennoch nicht wieder rückgängig machen.

Doch wir haben eine Zukunft vor uns. Noch immer gibt es Antisemitismus in Europa – heute oft in Form einer Anti-Israel-Haltung. Davon können wir umkehren, und wir können im Gebet für Israel einstehen.

„In den letzten Tagen will ich meinen Geist ausgießen auf alle Menschen“, schreibt der Prophet Joel. Gott möchte seinen Geist auch auf unsere Nation ausgießen, lasst uns diese Gelegenheit nicht wieder verpassen.

Und weiter gilt: Du kannst nicht Gott lieben und sein Volk hassen.

Wenn wir umkehren von dem tiefsitzenden Antisemitismus,
wenn wir Jeschua, den Sohn Gottes, als unseren Erlöser annehmen,
wenn wir das israelische Volk segnen,
dann wird Gott unsere Geschichte umschreiben.

Werner Oder und Barry Barnett sprechen heute Abend (27.1.14) um 19 Uhr im Lighthouse (45145) Essen, Liebigstraße 1. Der Eintritt ist frei. (Info: 0201-437 39 58).